Kärnten: Krokodil-Jagd in der Drau

Kärnten: Krokodil-Jagd in der Drau
Elfjährige Kinder wollen im Fischwasser von Kurt Scheuch ein Krokodil gesehen haben. Ihre Kleidung hat tatsächlich passende Bissspuren.

Während in Nieder­österreich das "Geburtstagsschwein" und ein "Killer-Wels" gesucht werden, war Donnerstagvormittag nahezu ganz Sachsenburg auf den Beinen – um ein Krokodil zu jagen. Kinder wollen das Tier in der rund 1300 Einwohner zählenden Marktgemeinde in Oberkärnten auf einer Sandbank in der Drau gesehen haben – ausgerechnet im Fischwasser des designierten FPK-Parteiobmanns Kurt Scheuch.

Behörden und Experten nehmen die Schilderungen der beiden Elfjährigen ernst. "Ein Krokodil, wie von den Kindern geschildert, ist lebensgefährlich", sagt Reptilienexpertin Helga Happ. "Mit fast zwei Metern hat es etwa 60 Kilo, eine enorme Beißkraft und kann mit Schwanzbewegungen schmerzhafte Verletzungen zufügen. Es packt seine Opfer, ertränkt sie und reißt dann Stücke heraus."

Für die Erhebungen wagten sich Chiara und Marcel noch einmal ans Drauufer. "Wir waren baden", erzählt das Mädchen. "Dann hab’ ich etwas wie einen Baumstumpf gesehen." Marcel stimmt zu: "Es hat sich vor- und zurückbewegt und dann nach unseren Kleidern, die auf der Insel gelegen sind, geschnappt."

Zahnabgleich

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Tatsächlich wurden an einem Kleid und einem Pantoffel – bezeichnenderweise ein "Croc" – Bissspuren gesichert. Helga Happ hatte zum Abgleich Krokodilzähne mitgebracht – sie passten genau in die Abdrücke am Schuh (siehe Bild). "Meinen Flip-Flop hat es zerbissen und es hatte glupschige Augen", erzählt Marcel. "Wir sind dann eins, zwei, drei ans Ufer geschwommen."

Gesperrt

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Bezirkshauptmann Klaus Brandner verfügte eine Sperre des beliebten Freizeitgebiets: "Eine Suchaktion mit Booten von Wasserrettung und Feuerwehr wurde gestartet, ein Hubschrauber kommt dazu." Die Sperre muss mit ent­sprechenden Schildern wie "Achtung Krokodil" gekennzeichnet werden.

Noch am Vormittag wurden Fleischköder ausgelegt. Zum Einfangen braucht man laut Happ dann einen großen Kescher: "Wichtig ist auch, dem Tier eine Decke über den Kopf zu werfen. Krokodile geben auf, wenn sie nichts sehen."

Derzeit könne das Tier in der Drau überleben: "Das Flachwasser ist aufgeheizt, auf den Sandbänken kann es sich in der Sonne wärmen." Bei Minusgraden hätte es keine Überlebenschance.

Scheuch. "Vielleicht nennen wir es Drau-Schnappi"

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Aber wie kommt ein Krokodil in die Drau? "Vielleicht hat es sein Besitzer ausgesetzt, weil es zu groß wurde", meint Happ. Scheuch: "Als Naturschutzreferent er­suche ich die Menschen, sensibler zu werden und keine solchen Tiere mitzubringen. Wenn man es weggeben will, bietet das Land mit dem Reptilienzoo Hilfe an."

Scheuch, der in seinem Fischwasser bisher maximal "die weltgrößten Huchen mit 20 Kilo" gesichtet hat, könnte sich nach dem Einfangen eine Patenschaft vorstellen: "Vielleicht nennen wir es dann Drau-Schnappi oder Glupschi."

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