Kärnten ist schon lange das Sizilien Österreichs

Martina Salomon
Scheuchs Rücktritt rettet die FPK, ändert aber nichts am Zustand des Landes.

Family Business nennt man auf Neudeutsch die Kärntner Vorgänge: Bruder Kurt folgt dem zurückgetretenen Uwe. Der hat zwar auch Probleme mit er Justiz. Wenn aber keine weiteren großen Bomben platzen, könnten die Kärntner Blauen auch bei der nächsten Wahl wieder Nummer eins sein. Denn bei der politischen Konkurrenz findet sich niemand mit dem Zug zum Tor.

Kärnten, das Sizilien Österreichs? In einem gewissen Sinne ja – aber das wurzelt schon in der Zeit vor Haider. Das Land ist trotz bezaubernder Landschaft und freundlicher Menschen rückständig. Die Verwaltung ist aufgebläht, die Produktion gering. Die künstlerische und intellektuelle Potenz wandert in andere Bundesländer ab. Die jahrzehntelang regierenden Sozialdemokraten führten das Land wie Feudalherrscher – und standen immer gefährlich weit rechts. Legendär ist der Ausspruch von Landeshauptmann Leopold Wagner, der stolz darauf war, ein "hochgradiger Hitlerjunge" gewesen zu sein.

Jörg Haider kritisierte das alles erstickende System Wagner. An die Macht gekommen, trieb er die rote Umverteilungsideologie auf die Spitze, indem er den Kärntnern persönlich die Hunderter in die Hand drückte – und mithilfe der ÖVP im Bund das Kindergeld erfand. Brot und Spiele – das war sein Metier. Das Kommunikationsgenie lähmte die Landes-SPÖ nachhaltig, und die Brüder Scheuch waren seine Erfüllungsgehilfen.

Erstaunlich war, wie schnell sich Nachfolger Dörfler, einst mehr oder weniger Laufbursch Haiders, von den beiden emanzipieren konnte. Diese hielten Dörfler trotz wechselseitigen Misstrauens den Rücken für seinen größten Triumph frei: den Ortstafel-Kompromiss. Doch eine wirklich tiefgreifende Reform Kärntens – die will und kann keine der handelnden Personen versprechen.

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