Kärnten: Die Ortstafeln stehen

Kärnten: Die Ortstafeln stehen
Ortstafel-Konflikt: 56 Jahre nach Unterzeichnung des Staatsvertrages werden in Kärnten die fehlenden zweisprachigen Schilder aufgestellt.

Der 16. August 2011 wird in die Geschichte Kärntens eingehen. Die ersten der noch fehlenden zweisprachigen Schilder, die gestern in Bad Eisenkappel (Železna Kapla) und Sittersdorf (Žitara vas) aufgestellt wurden, symbolisieren das Ende des 56 Jahre währenden Ortstafelkonflikts.

Das wurde von der heimischen Politik und Slowenenvertretern gestern gebührend gefeiert. Als die Ehrengäste eintrafen, wurden sie von der Polizeimusik empfangen. Vor dem Klagenfurter Landhaus standen jene Ortstafeln, die vier Stunden später aufgestellt wurden.
Kanzler Werner Faymann (SPÖ) sagte beim Festakt im Wappensaal des Landhauses: "Die österreichische Tradition, bei Konflikten aufeinander zuzugehen, macht mich stolz." Die Karawankengrenze spiegle die Geschichte Europas wider - und hier gebe es jetzt ein Zeichen der Gemeinsamkeit und des friedlichen Zusammenlebens - statt Rechthaberei. Die Stärke der EU und der Geist, mit dem man an Unterschiedlichkeiten herangehe, sei der Geist der hier in Kärnten für die Lösung gelebt worden sei.

Groß war die Freude auch bei den beiden Chefverhandlern: SPÖ-Staatssekretär Josef Ostermayer und Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK). "Wir haben den Durchbruch zum Aufbruch geschafft", sagte Dörfler. Die Kompromiss-Lösung verteidigte er: "Keiner bekommt alles, alle bekommen vieles." Ostermayer sprach von einem "schönen, berührenden Moment", aus einer "Mission impossible" sei eine "Mission completed" geworden.

Der Kompromiss, der im Frühjahr mit Slowenenvertretern ausverhandelt worden ist, sieht vor, dass es künftig in 165 Orten neben der deutschen auch eine slowenische Aufschrift gibt. Damit soll es in Orten mit einem Slowenen-Anteil von 17,5 Prozent zweisprachige Schilder geben.

Dörfler qualifizierte die Lösung als "Gegenexperiment zu Oslo, London und Birmingham. Wir zeigen, dass wir in einem Europa der Konflikte die Gegenthese aufstellen können." Und er fügte hinzu: "Danke, dass wir diesen Tag gemeinsam erleben dürfen. Hvala lepa (Danke sehr)."

Stolz

Dass der slowenische Ministerpräsident Borut Pahor zum Festakt gekommen war, zeigt, dass auch die Nachbarn die Einigung goutieren. Pahor erinnerte daran, vor 21 Jahren als junger Politiker bei der Kärntner Politik für den neu gegründeten Staat Slowenien geworben zu haben. "Der heutige Tag ist das Tor zur Zukunft", sagte er. "Darauf können wir alle stolz sein."

Auch die Kärntner Slowenen können mit dem Ergebnis leben. Ihr Vertreter Berhard Sadovnik meinte: "Die überwältigende Mehrheit der Kärntner beider Landessprachen unterstützt die Konsenslösung."

Diese hat auch zu einer Partei-übergreifenden Freundschaft geführt - zwischen Dörfler und Ostermayer. Der FPK-Landeshauptmann überreichte dem SPÖ-Mann den Landesorden in Gold.

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