Ja zu Homo-Ehe spaltet die USA
Fester hätte man diesen Pflock nicht einschlagen können: In einem nur für diesen Zweck anberaumten Interview mit dem US-Sender ABCmachte der Präsident seine Haltung deutlich. "Gleichgeschlechtliche Paare sollten in der Lage sein zu heiraten", erklärte er und fügte gleich die ideologische Begründung hinzu: "Alle Amerikaner müssen gleich behandelt werden."
Der vorhersehbare öffentliche Aufschrei folgte umgehend. Während linke und liberale Menschenrechtsorganisationen von einem "historischen Moment" sprachen, konterte Obamas republikanischer Herausforderer Mitt Romney mit einem klaren Bekenntnis zur "Ehe als Beziehung zwischen Mann und Frau".
Hinter Romney versammelten sich sofort religiöse Gruppen, die dem Mormonen bisher skeptisch gegenüber gestanden waren. Obama selbst hätte dem Republikaner damit die Unterstützung der Konservativen gesichert: "Jetzt gibt es einen klaren Unterschied zwischen den Kandidaten."
Während jüngste Umfragen eine dünne Mehrheit der US-Bürger als Befürworter der Homo-Ehe ausweisen, halten viele Experten Obamas Schritt trotzdem für riskant. Der Präsident würde zwei wichtige Wählergruppen vor den Kopf stoßen: Die Afroamerikaner, die mehrheitlich brave Kirchgänger und damit Gegner der Homo-Ehe sind, und die traditionell katholischen Latinos.
Zugleich aber sind junge Amerikaner mit großer Mehrheit Unterstützer der Homo-Ehe und die trugen bei den letzten Präsidentenwahlen entscheidend zu Obamas Sieg bei. Außerdem würde die Entscheidung viele Konservative, vor allem evangelikale Christen, für Romney mobilisieren, da jetzt ein moralischer Grundsatz auf dem Spiel stehe.
31 Staaten dagegen
Wie politisch sensibel das Thema derzeit ist, zeigt die erst vor wenigen Tagen abgehaltene Volksabstimmung im Bundesstaat North Carolina. Mehr als 60 Prozent stimmten dort für eine Verfassungsänderung, die die Homo-Ehe definitiv verbietet. 30 weitere Bundesstaaten haben bereits eine ähnliche Entscheidung getroffen.
Ungeachtet der Aufregung halten viele Experten das Thema trotzdem nicht für wahlentscheidend. Die diesjährigen Präsidentenwahlen stünden im Zeichen der anhaltenden Wirtschaftskrise, und das würden sie auf lange Sicht auch bleiben.
Obamas Stellungnahme, so analysiert es ein demokratischer Wahlkampf-Stratege gegenüber der New York Times, werde politisch überbewertet: "Er hat einfach das Richtige gesagt und das Richtige getan."
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