Isoliertes Israel

Isoliertes Israel
Tayyip Erdogan sammelt Araber hinter sich.

Für Israel wird es jetzt richtig ungemütlich. Von allen Seiten droht Ungemach. Und eines gleich vorweg: Die Hauptschuld daran trägt die Regierung in Jerusalem selbst.
Da ist zum einen der erbitterte Streit mit der Türkei um die Aufbringung der Gaza-Flotte mit neun Toten im Vorjahr. Ankara beharrt auf einer Entschuldigung seitens Israels und schließt nicht einmal eine militärische Konfrontation aus. Das kommt in der arabischen Welt gut an - der türkische Premier Erdogan ist dort schon ein Star. Seine derzeitige Reise nach Ägypten soll diese Position noch festigen. Eine strategische Partnerschaft mit Kairo will er dabei begründen.

Ein Zangenangriff also auf Israel? Irgendwie schon. Zwar wird das Land am Nil, das als einziges neben Jordanien Frieden mit Israel geschlossen hat, nicht sofort diese Verträge kippen. Fest steht aber, dass nach der Revolution anti-israelische Strömungen zu einem politischen Faktor geworden sind - wie der Sturm auf die israelische Botschaft eindruckvoll vor Augen führte.

Erdogan möchte diese Stimmung bündeln und sich gleichzeitig als Frontmann der Umwälzungen im arabischen Raum positionieren. Deswegen auch seine geplanten Besuche in Tunis und Tripolis.

Veränderte Architektur

Der Arabische Frühling hat die (Sicherheits-)Architektur im Nahen Osten dramatisch verändert. Großer Nutznießer ist die Türkei, die sich getragen von einem Wirtschaftsboom und einem platzenden Selbstbewusstsein als starke Regionalmacht in Szene setzt. Großer Verlierer ist Israel. Zu lange hat man dort zu den wankenden Diktatoren gehalten. Autoritären Kalibern wie Mubarak in Ägypten oder Assad in Syrien war/ist die Regierung Netanyahu näher als der reformhungrigen Jugend in so vielen Staaten der Region. Und für die Lösung des Palästinenserkonflikts rührte die israelische Führung keinen Finger.

Die Folge: Israel ist isolierter denn je. Die Frage ist, wie lange sich das die Bürger noch gefallen lassen. Sie befinden sich gleichsam in Geiselhaft einer rechts-rechts dominierten Regierung. Diese findet keine adäquaten Antworten auf die Umwälzungen und führt das Land international ins totale Abseits.

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