Iran: "Mullah-Regime ist politisch gespalten"

Iran: "Mullah-Regime ist politisch gespalten"
Unter dem Druck der Sanktionen wird der interne Machtkampf härter: Österreichs langjähriger Vertreter in Teheran berichtet.

Eine Luftbrücke von Teheran zum bedrängten Assad-Regime in Syrien: Was die New York Times nun aus US-Regierungskreisen erfahren hat, bestätigt erneut den Konfrontationskurs, den Teheran außenpolitisch steuert. Über den irakischen Luftraum – und vor den Augen der dortigen Regierung – liefert man offensichtlich Waffen an den syrischen Verbündeten.

Doch Irans Führung, die sich außenpolitisch so entschlossen präsentiert, zeigt immer deutlichere Risse, wie Michael Friedl, Österreichs eben aus Teheran heimgekehrter Handelsdelegierter, berichtet: "Das Mullah-Regime ist politisch gespalten, es gibt verschiedene Machtzentren, und jedes spielt sein eigenes Spiel."

Friedl hat in Teheran erlebt , wie die immer härteren internationalen Sanktionen gegen den Iran die Situation nicht nur politisch verschärft haben: Seit die Regierung von Präsident Ahmadinejad die staatlichen Stützungen für Brot und Benzin zusammengestrichen hat, haben sich deren Preise vervielfacht. Die rasante Inflation lässt Familien auf Tauschhandel umsteigen: "Da repariert der Onkel, der Zahnarzt ist, die Zähne, der Neffe im Gegenzug das Auto."

Mullah-Sohn im Maserati

Direktzahlungen an die Bevölkerung sollen die Not lindern: Vierzig US-Dollar pro Kopf und Monat erhalten die meisten Iraner. Das hilft vor allem armen kinderreichen Familien – sie sind die treuesten Anhänger des umstrittenen Präsidenten.

Am anderen Ende der iranischen Gesellschaft, unter den Reichen, spielt Geld, wie Friedl meint, auch heute noch "keine Rolle: In Teheran gibt es mehr Porsches als in Frankfurt, trotz der horrenden Einfuhrzölle."

Und neben alteingesessenen reichen Familien und jungen Geschäftsleuten sind es die Günstlinge des Regimes, die profitieren: "Söhne von Mullahs, die Maserati fahren und Wochenenden in Dubai verbringen."

Der Durchschnitts-Iraner aber ärgert sich immer heftiger über die Wirtschaftspolitik des Regimes, über steigende Preise, fehlende Jobs für die Jugend, fehlende Freiheiten im Alltag. Das umstrittene Atomprogramm dagegen – der eigentliche Auslöser für die internationale Blockade – unterstützt die Mehrheit der Menschen. Und an einen Militärschlag Israels verschwendet man in Teheran vorerst nicht allzu viele Gedanken: "Da sind eher Fußballergebnisse oder ein Oscar für einen iranischen Film Stadtgespräch."

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