Zumindest die Fernsehsender profitieren vom Extrem-Wahlkampf

Puls4 fuhr mit erster „Elefantenrunde“ gleich einen Rekord ein.
TV-Konfrontationen.Noch nie gab es so viele Live-Duelle. Die Privatsender konnten inhaltlich gut punkten, quotenmäßig ist der ORF uneinholbar.

Das Übermaß hat einen Markt. Er heißt Österreich. Die zu mehreren Dutzend abgehaltenen Live-Konfrontationen der Spitzenkandidaten zur Nationalratswahl sind bisher ein Erfolg für alle Sender, wie die Jubelmeldungen der vergangenen Tage zeigen: "Die erfolgreichste Eigenproduktion seiner Geschichte", jubilierte etwa ATV nach seiner Elefantenrunde vergangenen Sonntag. Puls 4 knackte eine Woche davor "mit Public-Value historischen Privat-TV-Rekord", wie der Sender der Öffentlichkeit mitteilte.

Und der ORF? Dessen Quotenhit "Elefantenrunde" steht noch aus (sie wird am Donnerstag über die Bühne gehen). Aber auch der Öffentlich-Rechtliche hat keinen Grund zur Klage: Die Quoten seiner Polit-Sendungen liegen weiter deutlich vor den Privaten, Rekorde hin, Public Value her. Konkurrenz belebt offenbar das Geschäft.

Einzig Servus TV ist von der Polit-Hochkonjunktur nicht angesteckt worden: Der Salzburger Red-Bull-Sender hat es erst einmal geschafft, auf knapp über 100.000 Seher zu kommen: Als Sebastian Kurz dort Ende August auftrat. Zum Vergleich: Als der ÖVP-Chef das letzte Mal in der "ZiB2" auftrat, waren 638.000 Seher dabei. Das Duell Neos/ÖVP auf Puls4 sahen 303.000.

Private mit unkonventionellem Zugang

Für fernsehjournalistische Masse ist also gesorgt. Aber hat das ganze auch Informationswert? Die Wiener Korrespondentin der Neuen Zürcher Zeitung, Meret Baumann, findet: Ja. Vergleichen könne man zwischen ORF und Puls4, da diese beiden Sender als einzige TV-Duelle mit je zwei Kandidaten abgehalten haben. "Puls4 hat das sehr gut gemacht", urteilt sie. Nicht zuletzt wegen des unkonventionelleren Zugangs, etwa mit den Geschenken, die sich die "Duellanten" mitbringen mussten, oder wegen der wechselseitigen Buchtipps am Schluss: " Das hatte auch einen Mehrwert, weil es noch einmal eine etwas andere Information über den Kandidaten gibt."

Aber auch den ORF lobt Baumann: Dieser seit zwar vom Setting, Format und Ablauf her "sehr starr". Aber: "Da muss man schon sehen, dass der ORF einen öffentlich-rechtlichen Auftrag hat und daher auch die Redezeit genau messen muss und deswegen auch das Spielerische weniger möglich ist."

Peter Pilz, der zu keinen ORF-Konfrontationen geladen ist, empfand Baumann "durchaus als eine Bereicherung für die Diskussionen". "Gleichzeitig halte ich es für wichtig, dass der ORF seine Regeln hat, die muss er haben als öffentlich-rechtlicher Sender." Und was sagt eine Schweizerin zu so viel Polit-TV? "Es erstaunt mich auch, dass so viele Leute das schauen." Aber: "Das Bedürfnis ist offenbar da."

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