"Zornige junge Männer": Hofer mit Alarmismus auf Frauenwerbe-Tour

Hofer hält Hof in einem Wiener Hotel.
FPÖ-Präsidentschaftskandidat mithilfe einer Expertin auf Stimmenfang in bürgerlichem Milieu.

Es ist ein ungewohntes Bild. Ein hoher Vertreter einer von Männern geführten und mehrheitlich von Männern gewählten Partei lehnt an einem Stehtisch – umringt von Frauen. Sie stellen Fragen, hören zu, fotografieren ihn mit dem Handy. Hofburg-Kandidat Norbert Hofer hält Hof in einem Wiener Nobelhotel.

"Spiegelbild"

Der FPÖ-Parlamentsklub hat zu einem "Ladies Business Lunch" geladen. Einige Dutzend Frauen – Unternehmerinnen, Ärztinnen, Rechtsanwältinnen, Künstlerinnen – sind gekommen. Nicht nur Hofer wird an diesem Vormittag zu ihnen sprechen. Er hat eine Vorrednerin. Die Nahost-Expertin Karin Kneissl. Mit "Der Status der Frau als Spiegelbild der Islamisierung" hat sie ihr Referat betitelt.

Hofer bezweckt mit dieser Zusammenkunft wohl, seine Botschaften direttissima an eine Klientel zu bringen, die nicht die klassisch seine ist: Bürgerliche, um die Grün-Konkurrent Alexander Van der Bellen ebenfalls buhlt. Und er möchte weibliche Wähler von sich überzeugen.

"Assimilierung"

Kneissl bereitet das thematische Feld auf. "Wir gehen nicht nur in der arabischen Welt illiberaleren Zeiten entgegen." Sie zeigt Bilder von einst, eines von einem Badeanzug-Wettbewerb in Kairo 1948. Ob Ägypten, Afghanistan, Türkei – vorbei sei es mit derlei Auftritten von Frauen. Kopftuch hätten sie zu tragen. "Der Druck wird immer größer. Auch in unseren Breiten." Dann spricht Kneissl von Migration, von "zornigen jungen Männern", die nach Europa kämen. Von "Assimilierung", die nötig sei, "nicht Integration. Wir müssen auf dem, was gesellschaftlich erreicht wurde, beharren".

"Linkspartei"

Hofer nimmt nicht nur die Warnung vor "zornigen jungen Männern" dankbar auf. Er tut den "verehrten Damen und Begleitpersonen" kund, dass "laut Studien" alsbald "50 Prozent der 0 bis 12-Jährigen in Österreich Muslime sein werden". Und er beklagt, dass die FPÖ als ausländerfeindlich und rechtsextrem qualifiziert werde, weil sie sage, "was Sache ist. Wenn wir in den USA mit unserem Programm antreten würden, wären wir eine Linkspartei."Einmal mehr versucht er, heimische "Leistungsträger" gegen Zuwanderer auszuspielen: "Die haben sofort Zugriff auf unser dichtes soziales Netz – und genauso viel wie Frauen, die wegen geringer Pension eine Ausgleichszulage bekommen." Die "Leistungsträgerinnen" im Saal applaudieren. Zum Finale gibt es den blau-obligaten Alarmismus: "Wir müssen abwenden, was uns droht – dass uns Österreich genommen wird. Wir wollen unser Österreich zurück!"

Manche von Fern sind Hofer hier aber willkommen. Eine muslimische Familie, die im Burgenland lebe, habe ihm gesagt, die FPÖ zu wählen, erzählt er grinsend. "Der Vater hat einen Weinkeller – und das Haus ist mit blauen Ziegeln gedeckt."

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