Hofer will keine Pause im Wahlkampf

Norbert Hofer gab sich beim demonstrativen Besuch bei Vielleicht-Kollege Zeman kämpferisch.

Zum Spaßen aufgelegt ist Milos Zeman eigentlich meistens. So freundlich wie beim Besuch von FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer sind die Scherze des tschechischen Staatschefs allerdings nicht oft. Zeman hatte sich von der massiven Kritik in den tschechischen Medien an dem Besuch – man sprach von unfairer Beeinflussung des österreichischen Hofburg-Wahlkampfes – nicht irritieren lassen.

"Schwärme für Hofer"

Der Tscheche empfing den FPÖ-Kandidaten freundschaftlich auf der Prager Burg, wo sich die beiden zuerst launige Komplimente darüber machten, wie gut denn dem jeweils anderen sein Gehstock passe. Zeman trägt den seinen wegen einer durch seine Zuckerkrankheit ausgelösten Nervenstörung, Hofer ist bekanntlich inkomplett querschnittsgelähmt.

Der Besuch des Blauen in Prag war medial insofern umstritten, als Hofer in seiner Funktion als Dritter Nationalratspräsident interimistisch mit die Funktion des Staatsoberhauptes ausübt. Die Einschränkung: Das Präsidium hat sich dazu entschlossen, keine repräsentativen Aufgaben zu übernehmen.

Warum dann der Besuch? Hofer selbst erklärt das so: "Ich bin als Politiker Norbert Hofer, der möglicherweise bald zum Bundespräsident gewählt wird, nach Prag gereist." – Und eben nicht als Dritter Nationalratspräsident. Zemans Sprecher konterte die Kritik auf andere Art: Tschechiens Premierminister Sobotka habe kürzlich ja Hofers Gegenkandidat Alexander van der Bellen getroffen. Und den, so hatte Zeman schon vor dem Besuch betont, könne er nicht leiden, so wie die gesamte grüne Bewegung:"Ich leugne nicht, dass ich für Herrn Hofer schwärme, weil ich die Grünen nicht mag."

Sanfte Worte zu Temelin

Auch bei den alt bewährten heiklen Themen zwischen Österreich und Tschechien gaben sich beide betont versöhnlich. Hofer, so zitierte die tschechische Presse genüsslich Interviews des Kandidaten, habe deutlich gemacht dass er kein Feind der Atomkraft sei.

Nach dem Treffen mit Zeman betonte der Österreicher, dass man natürlich über Temelin gesprochen habe. Hofer beschränkte sich aber auf die Stellungnahme, dass das umstrittene tschechische AKW für Österreich "ein Problem" sei.

Etwas härtere Töne schlug er dann beim Thema der Benes-Dekrete an. Diese sind ja die rechtliche Grundlage für die Vertreibung und Enteignung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg – und bis heute in Tschechien geltendes Recht.

Ein Umstand, der traditionell in den Reihen der FPÖ die größte Empörung auslöst.

Als "Unrecht" bezeichnete Hofer daher in Prag die Benes-Dekrete, ließ sich aber von diesem uralten Streit nicht von versöhnlichen Tönen abhalten: "Auch wenn wir in einigen Dingen unterschiedlicher Meinung sind, ist unsere Zukunft trotzdem eine gemeinsame". Und er habe bei der Gelegenheit auch "keine Geste der Demütigung" gefordert.

Noch ein Wort zur Zukunft: Die, so stellte Hofer in Prag seine Ideen vor, sollte die Form einer "Union innerhalb der Union" haben, in der die Staaten Mitteleuropas enger zusammenarbeiten sollten. "Derselben Meinung", so betonte zumindest Zeman, sei man in der Flüchtlingsfrage. Zeman hat sich ja strikt gegen jegliche Aufnahme von Flüchtlingen – die er als "Invasion" bezeichnet – in Tschechien gestellt.

Werben ohne Pause

Vergleichsweise pragmatisch kommentierte der Präsidentschaftskandidat Hofer die Tatsache, dass die Stichwahl wie erwartet verschoben werden muss. "Ich nehme das zur Kenntnis", sagte Hofer.

Er wisse, dass die Österreicher keine Freude damit hätten, aber man müsse aus der Situation das Beste machen. Das geplante Sondergesetz für die Wahlverschiebung will er als Mitglied der interimistischen Staatsführung "natürlich unterzeichnen". Für den FPÖ-Kandidaten geht die Kampagne weiter wie bisher: "Ich mache keine Pause." Oder, um im Bilde eines Marathonlaufes in Wien zu bleiben: "Wir sind bildlich auf der Prater-Hauptallee, das schwerste Stück ist bereits geschafft."

Hinweis: Lesen Sie morgen, wie Alexander Van der Bellen mit der Verschiebung umgeht.

Hofer will keine Pause im Wahlkampf
Czech President Milos Zeman (L) welcomes Austrian presidential candidate Norbert Hofer at the Prague Castle in Prague, Czech Republic, on September 12, 2016. / AFP PHOTO / Radek Mica

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