Nach heftiger Kritik: Harald Mahrer geht als OeNB-Präsident
Ein halbes Dutzend Kameras sind im obersten Stock der Wirtschaftskammer auf zwei Kaffeehaustische gerichtet. Sprechen wird am Montagmorgen, um kurz nach 11 Uhr, nur einer. Harald Mahrer.
"Ich verstehe, dass die öffentliche Diskussion laut ist", beginnt der WKO-Präsident die Pressekonferenz am Montagmorgen, nach einer Woche heftiger Kritik an den hohen Gehaltsabschlüssen der WKO. Er wiederholt die Entschuldigungen der vergangenen Tage und sagt: "In der Wirtschaft gibt es etwas wie eine Fehlerkultur."
Er will aber auch und vielmehr über die Herausforderungen der Zukunft sprechen, sagt Mahrer. "Eine starke Servicepartnerin der Wirtschaft ist wichtiger denn je. Dafür habe ich immer gekämpft."
Mahrer will nicht, so sagt er, dass diejenigen, die das System seit Monaten kritisierten, nun "Profiteure der Diskussion sind".
In der sonntäglichen Sitzung sei die Vertrauensfrage gestellt worden. Selbige sei – wie berichtet – einstimmig bejaht worden. Im Kern sei es aber um die Weiterentwicklung der Kammer gegangen. Man sei überein gekommen, dass die bisherige Systematik der Bezügeerhöhungen (Dreh-und Angelpunkt der Diskussion) überarbeitet werde und es in drei Punkten zu Änderungen kommen soll.
• Gehaltsanpassung
Die Belegschaftsvertretung der Wirtschaftskammer werde eingeladen, "das bisherige System der Gehaltsanpassungen" weiterzuentwickeln. Ziel sei eine möglichst "realitätsnahe Abbildung der wirtschaftlichen Situation der Mitgliedsbetriebe. Denn es geht nicht bloß um richtig berechnete Zahlen, es geht um Wahrnehmung, um Vertrauen und um Glaubwürdigkeit in dieser Frage", so Mahrer.
• Funktionionärsentschädigung
Im Zuge der anstehenden Gebarungsprüfung des Rechnungshofs werde es eine Prüfung des neuen Systems der Funktionärsentschädigung geben, um für die gebotene Transparenz zu sorgen.
• Externe Prüfung
Strukturen und Leistungen sollen, so Mahrer unter externer Begleitung auf den Prüfstand gestellt werden. "Die Wirtschaftskammer tut, was andere Interessensvertretungen nicht tun und scheut damit keinen Vergleich. Das Ziel: Noch besser, noch mitgliedsnäher und damit noch wirksamer zu werden."
Statement von Harald Mahrer
"Ich möchte, dass die Wirtschaft in diesem Land wieder Priorität hat", sagt Mahrer. "Ohne Kompromisse, ohne Wenn und aber."
Nur noch WKO-Chef
Dann sagt Harald Mahrer ganz ruhig den wichtigsten Satz an diesem Montagvormittag. Er werde als Präsident der Oesterreichischen Nationalbank zurücktreten, sein Mandat übergeben und sich voll und ganz auf die Wirtschaftskammer konzentrieren. Er gehe aus "Verantwortungsbewusstsein". Er werde nicht leiser werden, "da muss ich alle enttäuschen. Ich werde weiter aufzeigen."
"Eine verantwortungsbewusste Stimme muss laut sein", wiederholt Mahrer. Was genau "zeitnah" bedeutet, das kann Mahrer nicht konkretisieren. Er wolle sich mit der Vizepräsidentin der OeNB erst besprechen, um eine geordnete Übergabe zu machen.
Mahrer bittet, die Verhältnismäßigkeit zu sehen. Die Wirtschaftskammer trete an, völlige Transparenz zu schaffen. "Meine Hauptmotivation ist, dass der Wirtschaftsmotor des Landes läuft." Deshalb trete er von der Spitze der OeNB zurück. Als Wirtschaftskammerpräsident werde er weiter "unbeugsam" sein.
Darauf angesprochen, ob die Kammerumlage reduziert werden wird oder auf die Rücklagen zurückgreifen wird, antwortet Mahrer mit der Vergangenheit. Die Kammerumlage sei immer wieder adaptiert worden. "Umlagen senken sind nicht ausgeschlossen", sagt Mahrer. Auf die Rücklagen zurückzugreifen stehe derzeit nicht zur Diskussion.
Eine Konsequenz für sein eigenes Kommunikationsteam sieht er nicht als geboten an, sagt der WKO-Präsident auf Nachfrage. Diese würden alle einen hervorragenden Job machen. Fehler passierten überall.
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