WKO-Krisengipfel: Mahrer übersteht Vertrauensfrage
Zusammenfassung
- Scharfe interne Kritik an WK-Präsident Mahrer wegen seiner Kommunikation und Vorgehensweise bei Gehaltsanpassungen, insbesondere von den Präsidentinnen Thaler (Tirol) und Hummer (Oberösterreich).
- Krisentreffen der Kammerspitze in Wien soll die Wogen glätten, Mahrer bleibt im Amt, gesteht Fehler ein und will am Montag inhaltliche Details bekanntgeben.
- Die Gehaltserhöhungen werden mit einer Systemumstellung begründet, Kritik entzündet sich aber vor allem an der Kommunikation und dem Festhalten an Anpassungen trotz Sparzwang; Rücktritt und Senkung der Kammerumlagen werden von Mahrer ausgeschlossen.
Harald Mahrer hat sich zumindest eine gewisse Atempause verschafft. Der zuletzt wegen der Aufregung um die Gehaltserhöhung für Mitarbeiter und dem verunglückten Krisenmanagement massiv unter Beschuss geratene Präsident der Wirtschaftskammer (WK) hatte am Sonntag in Wien einen Krisengipfel mit allen Spitzen der Länderkammern einberufen und dort die Vertrauensfrage gestellt. Das Manöver ging auf: Mahrer wurde einstimmig in seiner Funktion bestätigt.
Keine Selbstverständlichkeit. Hatte es doch im Vorfeld des mehr als fünfstündigen Treffens, das offiziell als Zusammenkunft der ÖVP-Kammerfraktion Wirtschaftsbund firmierte, ungewohnt scharfe Kritik an Mahrer aus den eigenen Reihen gegeben.
„Das ist ein einziges Desaster, ein großer Fehler, und es hat viel Vertrauen gekostet“, sagte allen voran die Tiroler WK-Präsidentin Barbara Thaler der Krone am Sonntag.
Mit den Zahlen selbst habe sie kein Problem. „Aber wie sie kommuniziert wurden, hätte man so nicht machen sollen. Denn es hat nicht nur den Mitarbeitern, sondern auch den Funktionären geschadet.“ Sie sei „wirklich persönlich getroffen und erschüttert“.
"Dilettantische Kommunikation"
Auch die Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Doris Hummer, bezeichnete das Vorgehen Mahrers gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten als „dilettantische Kommunikation“ und „völlig unglückliche Aktion“. Das System, nach dem die Gehälter angepasst werden, sei „fair“, aber „zu einem Zeitpunkt, wo alle sparen müssen, daran unbeirrt festzuhalten, war ein Fehler“, so Hummer.
Angriffe, die vielfach dahin gehend gedeutet wurden, dass Mahrer bereits kurz vor der Ablöse stehe. Er selbst hatte allerdings bis zuletzt betont, nicht zurücktreten zu wollen.
Schlüsselrolle des Wiener Präsidenten
Eine Schlüsselrolle in der Frage des politischen Schicksals Mahrers soll dem Vernehmen nach dem mächtigen Wiener Kammerpräsidenten Walter Ruck zugekommen sein: Hätte er sich gegen Mahrer ausgesprochen, wären auch andere Länder gefolgt und der Präsident wäre wohl nicht mehr zu halten gewesen. So stimmten letztlich aber auch die rebellischen Präsidentinnen Thaler und Hummer für den Verbleib Mahrers.
Heute, Montag, will dieser sich zu den inhaltlichen Ergebnissen des Treffens äußern.
Der vorläufige Endpunkt einer dramatischen Woche in der Kammer. Nach heftiger Kritik an vergleichsweise üppigen Gehaltsanpassungen von 4,2 Prozent (über Inflation) für Kammer-Mitarbeiter, die am Montag bekannt wurde, hatte Mahrer anfangs von einer Reduzierung des angedachten Plus gesprochen – später relativierte er allerdings seine Angaben. So war zunächst von einer Halbierung auf 2,1 Prozent die Rede, tatsächlich gibt es aber nur im ersten Halbjahr gar keine Erhöhung, im zweiten dafür eine von 4,2 Prozent. Damit ist der Ausgangswert für das Jahr darauf deutlich höher, als er es bei 2,1 Prozent für das ganze Jahr 2026 gewesen wäre.
Später räumte Mahrer – unter anderem im KURIER – Fehler insbesondere in der Kommunikation ein.
Große Unruhe
Die Unruhe sei jedenfalls sehr groß, schildert ein Kammerfunktionär gegenüber dem KURIER. „Man denke nur an Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel, der gerade die Kollektivvertragsverhandlungen führen muss: Wie soll die Gegenseite seine Forderungen noch ernst nehmen?“ Für den Funktionär sei es auch bemerkenswert, dass Mahrer von Länder-Präsidentinnen kritisiert werde, die zuletzt selbst wegen enorm hoher Gehaltserhöhungen in die Schlagzeilen geraten waren. So wurde die Entschädigung der Tiroler Präsidentin zuletzt um 60 Prozent angehoben.
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