Wiener Zeitung wird zur WZ: "Sind definitiv nicht" Pressestelle des Bundeskanzleramts
Nachdem die Wiener Zeitung am 30. Juni 2023 zum letzten Mal nach 320 Jahren in gedruckter Form erschienen ist, startete sie heute, Samstag, unter dem Namen "WZ" als Online-Medium. Der Job des Chefredakteurs bzw. der Chefredakteurin soll ausgeschrieben werden, bis dahin leiten Katharina Schmidt und Sebastian Pumberger die Redaktion. Im Jänner kommenden Jahres soll es dann, dem gesetzlichen Auftrag entsprechend, ein Printprodukt geben, hieß es am Samstag bei einer Pressekonferenz.
Nachdem die Pflichtveröffentlichungen im Amtsblatt der Wiener Zeitung wegfielen und damit der Großteil des Umsatzes wegbrach, erschien nach einem Gesetz der Bundesregierung das republikseigene Blatt am Freitag zum letzten Mal als Print-Tageszeitung. Schmidt, die seit 17 Jahren bei der Wiener Zeitung tätig ist, verantwortete in einer elf Personen umfassenden Gruppe die Produktentwicklung für das neue Online-Medium. Pumberger, der neu zum "WZ"-Team stieß und zuvor bei standard.at und bei profil war, sieht darin "ein sehr gut überlegtes, schönes Produkt".
Man habe sich entschlossen, mit WZ die Marke zu verkürzen, weil das in der bundesweiten Zielgruppe so besser ankomme, betonte Geschäftsführer Martin Fleischhacker, aber in der Internetadresse stehe noch immer "Wiener Zeitung", "es bleibt die Wiener Zeitung'. Als Zielgruppe für die neue WZ nannte Schmidt "vor allem Menschen, die sich in Veränderungssituation befinden", die etwa ihre erste Wohnung bekommen, ihren ersten Job, eine Familie gründen, oder später in Pension gehen. Am Beginn will man sich dabei auf 20- bis 30-Jährige konzentrieren, dies aber "nicht am Alter festmachen, sondern an der Lebenssituation".
"Qualitätsjournalismus geht auch ohne Papier"
"Qualitätsjournalismus geht auch ohne Papier" übertitelt Schmidt ihr Editorial am Samstag und betont, dass man auch "weiterhin unabhängigen und kritischen Qualitätsjournalismus machen" werde. "Definitiv nicht" sei man jetzt die Pressestelle des Bundeskanzleramts, beantwortet sie darin die selbst gestellte Frage.
Einen Fokus wolle man als öffentlich-rechtliches Medium auf "Datenjournalismus" legen und in Form einer Transparenzseite zu jedem Artikel "möglichst alles offen legen". Als Beispiele nannte Schmidt etwa welche Quellen verwendet wurden, natürlich unter Einhaltung des Quellenschutzes, welche Texte für einen Artikel gelesen wurden, wie man auf die Geschichte gekommen sei, mit welchen Personen gesprochen wurde, welche anderen Medien schon über das Thema berichtet haben. Zudem wolle man sich auf "lösungsorientierten Journalismus" konzentrieren: "Wir fokussieren uns nicht auf die Problemstellung, sondern auf Lösungen, aber das bedeutet nicht, dass wir keine kritischen Artikel schreiben werden", so Schmidt.
Ressorts wird es bei der WZ keine mehr geben, und man habe sich dagegen entschieden, aktuell zu sein, "das passt für uns nicht, wenn wir so in die Tiefe gehen wollen und weil wir keine Konkurrenz zu anderen Medienhäusern sein wollen". Mit dem laut Schmidt zur Verfügung stehenden Budget von "netto 6,25 Millonen Euro" wolle man vielmehr "ein Produkt bieten, von dem andere Medienhäuser profitieren können". Fleischhacker verwies in diesem Zusammenhang auf den öffentlich-rechtlichen Auftrag, "der uns mit Themen verbindet, die der Gesetzgeber als wichtig hält für Österreich". Im Sinne dieses Auftrags wolle man die Zielgruppen "zu Lesern und zu Qualitätsjournalismuskonsumenten machen und wir hoffen, dass wir hier insgesamt zur Stärkung des Medienmarktes in Österreich beitragen können".
Neben der Rubrik "Lesen" gibt es auch solche für "Hören" und "Sehen", für die man sich "externe Unterstützung" von Hashtag Media und Missing Link geholt habe, so Schmidt. Ausgewählt wurden diese laut Fleischhacker per Direktvergabe, die Aufträge an sie vergebe die Redaktion, so Schmidt, die betont: "Wir sind eine unabhängige Redaktion."
Die Produktentwicklung sei noch nicht abgeschlossen, betonte Schmidt. Nachdem man sich bisher auf die Website konzentriert habe, werde man sich bis Jahresende mit den Themen Newsletter und Printprodukt auseinandersetzen. "Im Jänner wird es ein Printprodukt geben", so Schmidt. Laut Gesetz hat die Wiener Zeitung GmbH "nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Mittel auch in Print herauszugeben".
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