VP-Chef Juraczka: "Ich schließe keinen aus"
Herr Juraczka, bei der letzten Wahl holte die ÖVP 13,99 Prozent. In Umfragen liegen Sie bei zwölf Prozent. Wie wollen Sie auf 14 Prozent kommen?
Manfred Juraczka: Indem wir uns den wesentlichen Themen dieser Stadt widmen. Die rot-grüne Regierung hat viel Zeit mit Projekten wie der Mariahilfer Straße verplempert. Sie hat sich aber nicht um den immensen Anstieg der Arbeitslosigkeit gekümmert, während sich die Gesamtverschuldung verdoppelt hat.
Sie könnten diese Probleme lösen?
Ich bin guten Mutes. Ich bin der einzige der fünf Spitzenkandidaten, der längere Zeit in der Privatwirtschaft war. Daher kenne ich die dortigen Herausforderungen. Dass Rot-Grün es nicht können, haben sie fünf Jahre gezeigt. Vom Herrn Strache kann man sich auch nicht das große Jobwunder erwarten. Weil Wirtschaftskompetenz ist dort keine vorhanden. Und Meinl-Reisinger von den Neos hat in ihrem ganzen Berufsleben nur im Partei- und Kammerbereich gearbeitet.
Michael Häupl hat gesagt, es gebe für ihn keine Schmerzgrenze. Gibt es diese für Sie?
Dass Häupl keine Schmerzgrenze hat, zeigt sich ja, weil er fünf Jahre mit den Grünen eine Koalition ausgehalten hat. Ich will dazu gewinnen.
Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel hat sich noch immer nicht öffentlich deklariert: Tritt sie im ersten Bezirk an oder nicht?
Ich bin mit Stenzel absolut d’accord, dass wir keine linke Politik in Wien und im ersten Bezirk wollen. Dass es keinen roten oder grünen Bezirksvorsteher gibt und der erste Bezirk bürgerlich bleibt.
Also tritt sie nicht an?
Letztendlich ist es ihre Entscheidung. Wenn man aber dieses Ziel hat, sollte man auch so handeln.
Sie haben mehrmals gesagt, Sie können nicht glauben, dass es in Wien so wenige Bürgerliche gibt. Wie hoch schätzen Sie das Potenzial ein?
Ich bin überzeugt, dass es mehr Bürgerliche als 13,99 Prozent gibt. Die Bürgerlichen sind aber mit Sicherheit das kritischste Wählerpublikum. Es gab aber Wahlen, die gezeigt haben, was möglich ist. Etwa die Nationalratswahl 2002 unter Wolfgang Schüssel.
Damals holte die ÖVP in Wien 30,65 Prozent. Bürgerliche können aber jetzt eine neue Partei wählen. Wie viele Stimmen werden Sie die Neos kosten?
Immer weniger. Weil die Neos sich immer mehr als Wutbürgerplattform geben. Auch in der inhaltlichen Ausrichtung: Wenn man den Neubau von Gemeindebauten bejubelt, ist das nicht gerade wirtschaftsliberal.
Sollte sich wider Erwarten doch Rot-Schwarz ausgehen, wo liegen Ihre Schwerpunkte?
Es geht nicht, dass wir uns um Ampelpärchen und singende Kanaldeckel kümmern, während 150.000 Menschen in der Stadt arbeitslos sind. Das müsste auch einem Sozialdemokraten klar sein.
Wenn würden Sie lieber zum Bürgermeister machen, Häupl oder Strache?
Ich werde am 11. Oktober keinen dieser beiden wählen. Am Ende des Tages gibt es ein Wahlergebnis und die stimmenstärkste Partei hat die Aufgabe, die Möglichkeiten auszuloten. Und dann schau’n wir mal.
Sie würden Blau-Schwarz also nicht ausschließen?
Ich schließe keinen aus.
Ist für Sie auch eine Dreierkoalition denkbar?
Die Erfahrungen in den letzten Jahren zeigen, dass es bei solchen Konstellationen nicht einfacher wird. Zweierkoalitionen sind da sicher besser.
Sie haben Ihre Partei kräftig verjüngt, etwa Elisabeth Olischar (27) auf den zweiten Listenplatz gesetzt. Böse Zungen behaupten, Sie seien der unbekannteste Spitzenkandidat und holen jetzt noch unbekanntere Gesichter – ein Risiko?
Wie viele sogenannte Superstars haben Sie auf Listen anderer Parteien gesehen? Ich kenne bei vielen Mitbewerbern kaum jemanden aus der zweite Reihe. Klar habe ich nicht die Bekanntheit des Michael Häupl, weil ich in der Privatwirtschaft tätig war.
Wie lange wollen Sie in der Politik bleiben?
So lange ich glaube, etwas bewegen zu können.
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