"Es geht ums Mittelmaß, auch wenn das nicht sexy klingt"
"Na gut", sagt Markus Rumelhart und grinst spöttisch, als er vor dem neuen Plakat der Grünen auf der Linken Wienzeile vorbeigeht. "Bye, bye Miethai", ist da zu lesen.
Gerade einmal eineinhalb Jahre im Amt, muss der 39-jährige rote Bezirksvorsteher Mariahilfs in seinem ersten Wahlkampf gleich ein Duell mit den Grünen um Platz eins ausfechten. In dem kleinen Innenstadt-Bezirk mit seiner überdurchschnittlich jungen Bevölkerung, den vielen hippen Lokalen und Geschäften rechnet sich die Öko-Partei gute Chancen aus, die SPÖ von der Spitze zu verdrängen. So war es bereits 2010, doch interne Streitigkeiten und eine Parteispaltung ließen die Grünen schließlich doch deutlich auf Platz zwei zurückfallen.
Bei seinem Amtsantritt war Rumelhart noch weitgehend unbekannt, das hat sich inzwischen geändert. Immer wieder wird er auf der Straße von Passanten freundlich begrüßt. Das hat er sich in den vergangenen Monaten mühsam erarbeitet. Etwa mit den Parkgesprächen oder von den, von ihm erfundenen, Sofa Talks, für die er seine eigene rote Couch auf Gassen und Plätze des Bezirks verfrachtete. "Allein dabei führte ich mehr als 200 Gespräche mit den Bewohnern." Weiters sei er der einzige Bezirksvorsteher, der seine Handy-Nummer im Internet veröffentliche. "So bin ich Tag und Nacht erreichbar." In Sachen Bürgernähe kann er sich einen Seitenhieb auf die Grünen nicht verkneifen: "Ich wohne schon 16 Jahre im Mariahilf. Von den Grünen kein Einziger."
Enormes Wachstum
Eine der größten Herausforderungen ist das Bevölkerungswachstum im Bezirk. "Wir haben jetzt schon eine Bevölkerungsdichte wie in manchen Teilen Schanghais, in den nächsten 20 Jahren wird die Zahl der Bewohner noch einmal um 20 Prozent steigen. Dafür wird es vor allem Schulen und Kinderbetreuungsplätze brauchen", sagt Rumelhart.
Nach der weiterhin heiß diskutierten Umgestaltung der Mariahilfer Straße setzt das grüne Team um Susanne Jerusalem im Wahlkampf auf weitere Verkehrsthemen. Etwa die Beruhigung der Gumpendorfer Straße oder die Neugestaltung des Naschmarkt-Parkplatzes.
Von alldem wolle Rumelhart nichts wissen, kritisiert Jerusalem und wirft ihm und seiner Partei Ideenlosigkeit vor. "Er mag zwar jung sein, von Innovationen hält er aber nur wenig."
Dieser bleibt gelassen. "Die Grünen sind zehn Prozent hinter uns. Die Menschen in Mariahilf können gut zwischen Aktionismus und Projekten unterscheiden, die den tatsächlichen Wünschen der Bevölkerung entsprechen", sagt er während des Spaziergangs durch die Mollardgasse, die gerade saniert wird. "Hier haben wir die Bewohner eng eingebunden und ihre Vorschläge so weit als möglich berücksichtigt." Stolz zeigt er auf den kleinen Therese-Sip-Park, der derzeit verschönert wird. Großen Ideen hingegen würden oft die begrenzten finanziellen Mittel des Bezirks entgegenstehen. Statt einer Gehsteig-Verbreiterung auf der Gumpendorfer Straße plädiert Rumelhart für eine bessere Ampelschaltung. "Es geht immer um das richtige Mittelmaß, auch wenn das nicht sehr sexy klingt."
Naschmarkt
Wahlkampfthema im Bezirk wird aber auch der Naschmarkt, der mittlerweile eher eine Gastro-Meile als ein Nahversorger ist. Das wollen die Grünen ändern. Ihnen sind vor allem die mitunter horrenden Ablösen ein Dorn im Auge, die bei der Weitergabe einzelner Stände fließen. "Zu lesen sind Anzeigen wie: ,Verkaufe Naschmarktstand um Million Euro‘, wobei von Verkauf eigentlich nicht die Rede sein kann, da es um öffentlichen Grund geht", kritisieren die Grünen.
Vorbild für eine Neuorganisation sei der Münchner Viktualienmarkt. Für einen freien Stand dort gibt es eine Ausschreibung. Interessenten müssen ein Konzept vorlegen. Dieses werde nach einem transparenten Punktesystem bewertet.
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