Endergebnis: City schwarz, Währing grün, Floridsdorf rot

Markus Figl rettet die Wiener Innenstadt für die ÖVP.
Die letzten ausgezählten Stimmen brachten noch Veränderung. Ein Mandat wandert von FPÖ zu Grünen.

Die Wien-Wahl ist fertig ausgezählt - samt rund 160.000 Briefwahlstimmen. Sie haben gegenüber dem Ergebnis vom Sonntag ein Mandat von der FPÖ zu den Grünen verschoben. Die FP kommt auf 34 der 100 Gemeinderatssitze - wird also einen Vizebürgermeister stellen und hat die Sperrminorität (mehr dazu lesen Sie hier). Die Grünen müssen nur auf eines der bisher elf Mandat verzichten. Die Wahlbeteiligung kletterte auf beachtliche 74,75 Prozent.

Krimi in der City

Hochspannung bis zum Schluss herrschte in gleich drei Wiener Bezirken: In der Wiener City lag am Ende die ÖVP 137 Stimmen vor der SPÖ. Die Innere Stadt bleibt schwarz, der neue Bezirksvorsteher heißt Markus Figl. Dieser sprach gegenüber dem KURIER von einem "sehr spannenden Rennen", am Ende habe sich "ein starker Positivwahlkampf" ausgezahlt.

Endergebnis: City schwarz, Währing grün, Floridsdorf rot
Stimmenanteile 2010 und 2015 - Säulengrafik Grafik 1173-15-Wien.ai, Format 88 x 55 mm

Am Wahlabend hatte die SPÖ mit Kandidatin Daniela Ecker-Stepp noch einen hauchdünnen Vorsprung von 34 Stimmen (1543) gegenüber der ÖVP (1509) und konnte diesen im Laufe des Montags ausbauen. 25,17 Prozent stand es am Nachmittag für Ecker-Stepp, 24,26 für Figl. Trotz der knappen Niederlage im Bezirk wurde Ecker-Stepp auf Facebook zum Plus von fast vier Prozent für die SPÖ auf Gemeindeebene gratuliert.

Endergebnis: City schwarz, Währing grün, Floridsdorf rot
Daniela Ecker-Stepp

Daniela Ecker-Stepp (SPÖ) blieb nur der zweite Platz

Auch im Rennen um die Vorzugsstimmen ist Figl mit Stand Montagnachmittag Erster: Der 41-jährige Jurist und Großneffe des früheren Bundeskanzlers Leopold Figl erhielt 462 Vorzugsstimmen, seine Vorgängerin Ursula Stenzel 380 und Ecker-Stepp nur 149.

Grüne erobern Währing

In Währing gab es Veränderung: Am Wahlabend sah es noch so aus, als würde der Bezirk in schwarzer Hand bleiben. 0,6 Prozent lag VP-Chef Karl Homole am Sonntag kurz nach Mitternacht vor seiner grünen Konkurrentin Silvia Nossek. Doch bereits in den Morgenstunden wendete sich das Blatt: Mit 27,91 Prozent gingen die Grünen in Führung.

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APA6013582-2 - 27112011 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Landessprecherin Silvia Nossek am Sonntag, 27. November 2011, anl. der Landesversammlung der Wiener Grünen im Studio 44 in Wien. Die Wiener Grünen bilanzieren dabei über ein Jahr Rot-Grün. APA-FOTO: HERBERT P. OCZERET

Silvia Nossek (Grüne) konnte die Wahl für sich entscheiden

Am Montag hieß es noch weiterzittern. Der Vorsprung der Grünen bestand aus 338 Stimmen und 7502 Währinger hatten ihre Entscheidung per Briefwahl gemacht bzw. eine Wahlkarte in fremden Wahlkreisen abgegeben. Montagabend stand dann aber fest: Grün schaffte mit 28,1 Prozent den ersten Platz. Die ÖVP rutschte 27,3 Prozent auf den zweiten.

Somit bekommt Wien (nach Thomas Blimlinger in Neubau) einen zweiten grünen Bezirkschef. Damit konnte zumindest ein kleiner Bruchteil des Wunsches von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou realisiert werden. Währing war einer jener sechs Bezirke, in denen sich die Grünen gute Chancen ausgerechnet hatten. Sie hatten sich immer wieder dafür eingesetzt das vehement abgelehnte Parkpickerl einzuführen.

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Der Bezirksvorsteher von Währing mit den NEIN Stimmzetteln von der Parkpickerlabstimmung

Karl Homole (VP) war seit 1990 Bezirkschef in Währing

Die Grüne Spitzenkandidatin Silvia Nossek lebt seit 25 Jahren in Währing – und ist in etwa genauso lange politisch aktiv. Von 1991 bis 1999 war sie Klubchefin im Bezirk; für sie eine Zeit des Ausprobierens "welche Hebel das zähe schwarz-rote Machtgefüge doch ein wenig in Bewegung bringen". Nun konnte sie Karl Homole (74) ablösen, der seit 1990 für die ÖVP an der Spitze des Bezirks steht. Nach 69 Jahren wechselt der Bezirk seine Farbe.

Bereits bei der Bezirksvertretungswahl 2010 hatte die ÖVP vier Prozentpunkte verloren, während SPÖ und Grüne (damals noch auf Platz drei) aufholen konnten.

Floridsdorf bleibt rot

Floridsdorf, das war einmal eine Hochburg der SPÖ jenseits der Donau. Nach der Auszählung der Stimmen Sonntagabend lagen dort erstmals die Freiheitlichen voran. Doch am Montag wurden Tausende Wahlkarten ausgezählt. Und die Roten konnten das Ruder doch noch herumreißen. Letztlich landete die SPÖ mit 38,36 Prozent bei der Bezirksvertretungswahl denkbar knapp vor der FPÖ (37,15%).
Zuvor hatte die FPÖ noch gehofft, dass Wolfgang Irschik, einst Leibwächter von Jörg Haider und Heinz-Christian Strache, Georg Papai (SPÖ) als Bezirksvorsteher ablösen könnte.

Dennoch: Auch in Floridsdorf ist die FPÖ tief in rote Hochburgen eingedrungen. Etwa in den Gemeindebauten entlang der Siemensstraße. Im dortigen Sprengel 105 fuhren den Blauen bei der Gemeinderatswahl über 60 Prozent ein, die SPÖ kam auf magere 32,5 Prozent. Das Ergebnis verblüfft. Denn ein tristes Vorstadt-Getto sieht anders aus. Großzügige Grünflächen unterteilen die einzelnen Trakte, die offenbar erst vor Kurzem saniert worden waren.

Einer wird indes besonders aufatmen, dass der Bezirksvorsteher rot bleibt: Der Parteichef der SPÖ Floridsdorf, Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.

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Hochspannung auch in Favoriten

Wo es ebenfalls ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPÖ und FPÖ gab, war Favoriten. In der Nacht auf Dienstag war schließlich klar, dass die SPÖ weiterhin die Bezirksvorsteherin im zehnten Wiener Gemeindebezirk stellen wird: Die SPÖ erreichte mit 40,40 Prozent den ersten Platz vor der FPÖ mit 38,18 Prozent. Auch die Grünen schafften ein Plus, wenn auch ein sehr kleines mit 0,02 Prozentpunkten.

Die langjährige SPÖ-Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner muss ein deutliches Minus von 7,03 Prozentpunkten verkraften, während die Blauen mit ihrem Spitzenkandidaten Stefan Berger um 4,86 Prozentpunkte zulegten. Den gesamten Montag sah es aus, als könnte die FPÖ die politischen Verhältnisse drehen. Entscheidend war schließlich die Auszählung der Wahlkarten.

Favoriten ist mit 187.000 Einwohnern nicht nur der bevölkerungsreichste Bezirk Wiens, sondern auch ein traditioneller Arbeiterbezirk und damit eigentlich klassisches SPÖ-Refugium. 2010 erreichte die SPÖ mit Hermine Mospointner an der Spitze noch 47,43 Prozent, die FPÖ kam mit 33,32 Prozent auf den zweiten Platz, legte aber schon damals um 13,84 Prozentpunkte zu.

Seit dem Jahr 1994 ist Mospointer Bezirksvorsteherin. Heuer musste sie aber vor allem im Süden ihres Bezirks viele Sprengel an die Freiheitlichen abgeben: In Oberlaa, Unterlaa, Rothneusiedl und am Laaerberg etwa wurde mehrheitlich blau gewählt.

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