Der Kampf ums Rathaus

Der Kampf ums Rathaus
Der SPÖ ist der erste Platz bei der Wien-Wahl nahezu gewiss. Im Wahlkampf wird sich eine andere Frage stellen: Gibt es eine Mehrheit jenseits der Sozialdemokratie?

Seit zehn Jahren regieren Rot und Grün die Stadt – und für knapp ein Drittel der Wiener ist das auch für die Zeit nach der Wahl die bevorzugte Regierungskoalition. Zwei Drittel wünschen sich einen Wechsel: 18 Prozent sprechen sich für eine Zusammenarbeit aus Rot und Türkis aus, 16 Prozent wünschen sich eine Dreier-Koalition aus ÖVP, Grünen und Neos.

Es sind Zahlenspiele wie diese (aus dem aktuellen „ATV Trend Wien“), die den Wahlkampf in den kommenden Monaten beherrschen werden. Denn der Stimmenstärkste, der steht längst fest: Die SPÖ hält – uneinholbar – bei 38 Prozent.

Der Kampf ums Rathaus

Offen ist eine andere Frage: Gibt es eine Mehrheit gegen die SPÖ und verliert die Sozialdemokratie erstmals seit 1945 die Bundeshauptstadt? Die Frage ist – wie manche meinen – eher theoretischer Natur. Und doch auch wieder nicht. Denn sie ist Kern der roten Wahlkampfstrategie.

Seit der SPÖ das Feindbild Strache als ernsthafter Gegner abhandengekommen ist, ist die mögliche Dreier-Koalition das neue Gegenüber im großen „Kampf um Wien“.

Wie realistisch ist sie? Glaubt man Umfragen, könnte es sich rechnerisch ausgehen (siehe unten). Für die ÖVP ginge damit der Traum, die SPÖ vom Thron zu stoßen, in Erfüllung. Auch für die Grünen hätte die Koalition ihren Reiz: Es fehlt der stimmenmäßig übermächtige Partner, sie hätten wohl mehr Ämter als unter einem SPÖ-Bürgermeister. Ihren Wählern (und vor allem der eigenen Basis) wäre die Koalition aber schwer vermittelbar: Die Wiener Grünen gelten auch innerhalb der eigenen Partei als links und waren schon bei Türkis-Grün im Bund besonders skeptisch.

Besonders unsicher ist, ob die Neos mit an Bord wären: Als kleinster Koalitionspartner gibt es wenig zu gewinnen. Die Neos müssten Unliebsames mittragen, ihre Stärke – die Kontrollpolitik – könnten sie nicht mehr ausspielen.

Klar ist: Falls die Variante nach der Wahl möglich ist, stärkt das Grüne und ÖVP. Der Preis, den SPÖ-Chef Michael Ludwig zahlen müsste, um eine der beiden Parteien als kleinen Partner für sich zu gewinnen, würde stark steigen.

Treppenwitz: Die Hoffnung der SPÖ ruht (auch) auf dem früheren Erzfeind Heinz-Christian Strache. Er kostet mit seinem Antreten nicht nur FPÖ, sondern auch ÖVP mögliche Stimmen. So könnte ausgerechnet er es sein, der die rote Vorherrschaft sichert.

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