Wie schützen sich Minister und wichtige Berater vor Ansteckung?
Spulen wir eine Woche zurück. Da ist die Welt selbst im Bundeskanzleramt noch eine andere: Im Kongresssaal steht ein Goldstuhl neben dem anderen, es gibt nicht einen Zentimeter Abstand zum Sitznachbarn.
Fast 100 Personen sind am vergangenen Dienstag am Ballhausplatz im selben Raum, als Bundeskanzler Sebastian Kurz zum ersten Mal das Gebot der Stunde verkündet: „Je weniger soziale Kontakte, desto besser.“.
Sieben Tage später ist im Regierungsviertel alles anders: Nur zwei Journalisten dürfen physisch anwesend sein. Sie sind von der Austria Presse Agentur APA und stellen stellvertretend für alle anderen Medien die Fragen an Finanzminister Gernot Blümel und die Vertreter der Bank- und Finanzwelt.
Seine erste Budgetrede hat Blümel zu diesem Zeitpunkt längst verworfen – die Corona-Krise hat das Nulldefizit obsolet gemacht.
Ungeachtet davon stellt sich in der Regierungsmannschaft und im Krisenstab aber dieselbe Frage wie im Rest des Landes: Was passiert, wenn etwas passiert? Was tun die Krisenstäbler, damit nicht auch hier ein Corona-Fall auftritt?
Im Prinzip gelten in allen Krisenstäben und Ministerien dieselben Vorsichtsmaßnahmen wie in großen Unternehmen: Die Mitarbeiter werden in kleinere Teams aufgeteilt. Die eine Hälfte arbeitet im Büro, die andere zu Hause – und die beiden treffen einander nicht, damit bei einem Aus- oder Verdachtsfall ein Team arbeitsfähig bleibt.
Im Innen- und Gesundheitsministerium, den zwei zentralen Ressorts der Krisenbewältigung, ist das genau so.
„Wir sind seit acht Wochen im Corona-Modus“, sagt eine Sprecherin von Gesundheitsminister Rudi Anschober. Und das bedeute, dass – abgesehen von den grundsätzlichen Vorsichtsmaßnahmen wie regelmäßigem Händewaschen und physischer Distanz – auch unter der kritischen Zahl von fünf Teilnehmern nur noch jene Sitzungen physisch abgehalten werden, die unabdingbar sind.
Jene Mitarbeiter, die noch physisch im Ministerium arbeiten, sind zudem in Einzelbüros untergebracht – um die Distanz möglichst groß zu halten.
Und es wird sehr viel telefoniert und online besprochen. „Wir machen mittlerweile ganz viele Besprechungen mit Video-Chats. Oft auch am Handy“, sagt ein Mitglied des Krisenstabs.
Die Möglichkeit derartiger Video-Konferenzen wird übrigens auch international mittlerweile intensiv genutzt: De facto alle Termine zur Abstimmung mit den EU-Partnern in Brüssel werden momentan per Videokonferenz abgehalten.
Und was, wenn ein wichtiger Mitarbeiter oder gar der Minister erkrankt?
Im Prinzip gelten dieselben Regeln wie für den Rest der Bevölkerung: möglichst schnell isolieren.
Mit einem Unterschied: Im Innenministerium gibt es – wie in vielen anderen Ressorts – eine Schlafgelegenheit für den Chef. Und das bedeutet: Selbst wenn er in Quarantäne müsste, könnte Innenminister Karl Nehammer physisch im Ministerium bleiben – vorausgesetzt, der medizinische Zustand lässt das zu.
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