Als sich die Mitglieder der Expertenkommission um 17 Uhr im Bundeskanzleramt trafen, konnte noch niemand damit rechnen, dass man sich zum letzten Mal um den Tisch versammelt. Man wusste allerdings bereits, dass sich die beiden Experten Andreas Bergthaler (Virologe) und Niki Popper (Simulationsforscher) sowie Thomas Starlinger, Adjutant von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, das Gremium verlassen wollten. Als Gründe waren Äußerungen von Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) zu Experten und der Corona-Pakt zwischen ÖVP und FPÖ in Niederösterreich kolportiert worden.
Dieser Paukenschlag sollte in der Sitzung gesetzt werden. Allerdings waren die Pläne via KURIER bereits am Nachmittag bekannt geworden und so ließ es General Striedinger nicht mehr dazu kommen. Ihm soll es ein persönliches Anliegen gewesen sein, dass Gecko nicht durch Austritte „schön langsam ausrinnt“. Außerdem sei die Kommission eine Krisenberatung für die Regierung und man habe jetzt keine Corona-Krise mehr. Somit wurde der Antrag gestellt, die Tätigkeit am 31. März einzustellen. Das wurde mehrheitlich angenommen, wie Rudolf Striedinger nach der Sitzung öffentlich erklärte. Davor war noch das Bundeskanzleramt verständigt worden, das die Entscheidung annahm.
Die Vertreter des Gesundheitsministeriums wurden in der Sitzung von der Auflösung überrascht. Minister Johannes Rauch hatte noch kurz davor in einer Reaktion auf die angekündigten Rücktritte den Experten gedankt und gleichzeitig Kritik an so mancher Skepsis gegenüber der Wissenschaft deponiert. Was er auch am Tag danach wiederholte: „Die Empfehlung der Mitglieder , das Gremium aufzulösen, ist selbstverständlich zur Kenntnis zu nehmen. Dass dies zu einem Zeitpunkt passiert, an dem wissenschaftliche Erkenntnisse von einer Landesregierung infrage gestellt werden, ist natürlich kein Zufall.“
Einen offiziellen Rücktritt der genannten Personen gab es wegen des von General Striedinger gesetzten Schlussstriches nicht mehr. Andreas Bergthaler und Niki Popper äußerten sich erst am Tag danach auf verschiedenen sozialen Plattformen. Wobei der Simulationsforscher seine Kritik so umschrieb: „Man hört die Lauten und die Polternden. Wissenschaft soll aber dabei helfen, dass die Leisen gehört werden.“
Bundeskanzler Karl Nehammer bedankte sich noch während der Sitzung bei den Experten: „Das war keine einfache Aufgabe, im Gegenteil, es war eine für uns alle sehr fordernde und außergewöhnliche Zeit, die allen Beteiligten viel abverlangt hat.“
Gleichzeitig wurde jener Dialogprozess erneut angekündigt, mit dem gesellschaftliche Konflikte aus der Corona-Zeit aufgearbeitet werden sollen. Der Startschuss soll zu Ostern fallen. Aufgesetzt wird der Prozess von der Akademie der Wissenschaften.
Die FPÖ sparte nicht mit Kritik an Gecko. Sowohl Bundesparteiobmann Herbert Kickl als auch Abgeordneter Christian Hafenecker forderten einen Corona-U-Ausschuss.m. gebhart, a. preusser
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