Mückstein: "Können Omikron nicht aufhalten, nur Zeit gewinnen"
297 bestätigte Omikron-Fälle gibt es mit Stand Montag in Österreich. Die Zahl ist zuletzt rasant gestiegen: Vor einer Woche waren es erst 71 - die Zahl hat sich fast vervierfacht. In den USA ist die Variante bereits dominant (mehr dazu hier).
Zu dem Thema führte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein am Dienstag ein Arbeitsgespräch mit Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. Bei einer anschließenden Pressekonferenz sagte der Minister: "Wir können Omikron nicht aufhalten, nur Zeit gewinnen."
Er betonte dabei die Bedeutung einer starken Gesundheits-EU und einer starken Weltgesundheitsorganisation, um besser durch die nächsten Krisen zu kommen.
Mückstein lobte zu Beginn die internationale Zusammenarbeit: Die gemeinsame Impfstoff-Beschaffung und der europäische Grüne Pass seien Beispiele dafür. Es gelte aber, weiter gemeinsam zu kämpfen: "Die Pandemie ist erst vorbei, wenn sie überall vorbei ist. Und niemand ist sicher, wenn nicht alle sicher sind."
Österreich beteiligt sich am "Internationaler Vertrag zur Pandemieprävention und ‑vorsorge" der WHO. Dieser Vertrag unter 194 Staaten solle für Solidarität und gegen die "Jeder kämpft für sich"-Mentalität wirken. Zudem werde Österreich weiterhin Impfstoff spenden und für sechs Millionen Euro auch Impfbesteck bereitstellen. Zusätzlich gibt es fünf Millionen Euro für internationale Gesundheitsprojekte.
Mückstein für Aussetzung von Patenten
Mückstein würde es zudem begrüßen, wenn Patente für Impfstoffe oder Medikamente vorübergehend ausgesetzt werden. Auf Nachfrage erklärt er, dass dies ein wesentlicher Zugang sei, um die weltweite Ausbreitung und das Entstehen neuer Varianten zu verhindern.
Wird die Impfung in anderen Ländern der Welt forciert, nütze das am Ende auch Österreich. Wie wichtig das sei, führe seit einigen Wochen auch die Omikron-Variante, die zuerst in Südafrika entdeckt wurde, vor Augen.
Jeden Tag neu dazulernen
"Wir werden Omikron zwar nicht aufhalten, aber wir können Zeit gewinnen, um uns bestmöglich vorzubereiten", sagt Mückstein. Jeden Tag lerne man mehr dazu. Die Variante sei infektiöser als Delta, ob sie auch schwere Krankheitsverläufe auslöst, sei noch nicht klar.
Zudem wurde der Zeitraum zum Freitesten von Kontaktpersonen von 14 auf 5 Tage verkürzt, weil man dazugelernt habe, dass die Inkubationszeit kürzer ist als zunächst gedacht.
750.000 Impfdosen von Novavax
Mückstein hatte zum Schluss noch einen gute Nachricht: Der Impfstoff Nuvavoxid von Novavax wurde zugelassen. Österreich hat 750.000 Dosen bestellt. Die ersten Lieferungen werden im ersten Quartal, wohl Ende Jänner, erwartet.
Und der Gesundheitsminister appelliert noch einmal an alle Ungeimpften: Sie sollten nicht auf Nuvavoxid warten, sondern sich so bald wie möglich impfen zu lassen. "Holen Sie sich noch vor den Feiertagen einen Booster-Shot. Machen Sie sich und Ihren Lieben dieses Weihnachtsgeschenk".
Impfung als "wichtigstes Verteidigungsmittel"
WHO-Regionaldirektor Hans Henri P. Kluge bestätigte, dass Österreich proaktiv Solidarität bewiesen habe. Das sei wichtig, weil Omikron gezeigt habe: Wenn ein Land nicht sicher ist, sei die Welt auch nicht sicher.
Kluge betonte zudem, dass in der Pandemie auch auf die psychischen Folgen (u.a. der Lockdowns) Rücksicht genommen werden müsse - und es dafür genug Mediziner und Psychologen brauche. Der Zugang zu medizinischer Innovation müsse leistbar und niederschwellig sein.
Was Omikron betrifft: Die Variante sei bereits in mehreren Ländern dominant, sagte Kluge. Woche für Woche kämen neue Länder dazu. Die Gesundheitssysteme dieser Länder würden ans Limit kommen.
Kluge schließt sich dem Appell Mücksteins an: Der Booster sei "das wichtigste Verteidigungsmittel gegen Omikron". Die Impfung alleine sei nicht genug - sie verhindere zwar meist schwere Verläufe und Tod, der dritte Stich aber trage dazu bei, dass das Virus zusätzlich weniger leicht weitergegeben werde.
Sein Dank und seine Wertschätzung gelte auch in Österreich dem medizinischen bzw. Pflegepersonal, betonte der Regionaldirektor für Europa.
Neuer Lockdown?
Nun zur Fragerunde: Die Tiroler Tageszeitung berichtet von neuen Einreisebeschränkungen, weil Österreich Großbritannien als Virusvarianten-Gebiet einstuft. Minister Mückstein bestätigt das derzeit noch nicht. Dies werde Thema der morgigen Sitzung der neuen Krisenkoordination GECKO mit den Landeshauptleuten sein.
Ob im Jänner ein neuer Lockdown kommt, kann Mückstein derzeit noch nicht sagen - man wisse noch zu wenig über Omikron.
Omikron könnte es notwendig machen, die Impfstoffe zu adaptieren. Auf die aktuellen Bestellungen hat das derzeit aber noch keinen Einfluss, sagt Mückstein. Der Booster wirke jedenfalls, und diese Aktion sei durch die Bestellungen sichergestellt.
Bleibt es bei Weihnachtsausnahmen?
Ein Journalist wollte wissen, welche Rolle die neue Krisenkoordination GECKO nun spiele - und ob es denkbar sei, dass die Ausnahmeregeln für Weihnachten und Silvester wieder wegfallen (mehr dazu hier).
Neu an GECKO sei, so Mückstein, dass die besten Köpfe zusammengetrommelt worden seien, um Einschätzungen zu Fragestellungen abzugeben. Basierend auf diesen Einschätzungen würden dann politische Entscheidungen getroffen. Morgen, Mittwoch, würden diese Einschätzungen besprochen werden.
Auf die Frage, ob sich an den Regeln für Weihnachten noch etwas ändern könnte, sagt er nur: "Es gibt bei Omikron täglich neue Fakten, wir beobachten das genau." Ob die Lockerungen halten - darauf legte sich der Gesundheitsminister am Dienstagabend noch nicht fest.
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