Zuletzt hatten sich in der Partei (vor allem zum Westen hin) die Stimmen gemehrt, die das Ende der politischen Ära Kurz offen ausriefen – die Erzählung vom „neuen Stil“ sei einfach zu beschädigt und angesichts der Chats (Mitterlehner als "Arsch", etc.) nicht länger aufrechtzuerhalten, hieß es.
KURIER-Recherchen bestätigen, dass Kurz längst nicht gewillt ist, Partei und Kanzlerschaft aufzugeben. Erst am Freitag war von einem "Geheimtreffen" der ÖVP-Landeschefs die Rede, bei dem Kurz Wilfried Haslauer, Hermann Schützenhöfer, Günther Platter und Johanna Mikl-Leitners Stellvertreter Stephan Pernkopf darauf eingeschworen haben soll, dass er erstens an einem Comeback zimmere und zweitens wieder auf dem aufsteigenden Ast sei. Das erwähnte Treffen darf nicht überhöht werden, über weite Strecken ging es um das Corona-Thema.
Wahr ist, dass Kurz und die Seinen Morgenluft wittern. Nachdem die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Gernot Blümel und Hartwig Löger eingestellt hat, war am Montag die Nachricht vom Freispruch des ÖVP-Mannes Richard Seeber der nächste Fall binnen kürzester Zeit, der die unter Kurz-Fans beliebte These belegt, wonach die Korruptionsjäger zwar gern und lange ermitteln, dabei am Ende aber oft scheitern.
"Niemand in der ÖVP gibt sich der Illusion hin, dass alle Ermittlungen gegen Sebastian in den nächsten Monaten erledigt sind", sagt ein türkiser Stratege. Gleichwohl wisse man: Ohne Kurz verliere die ÖVP bei Wahlen um ein Vielfaches mehr als mit ihm.
Ist das tatsächlich so? Gut möglich. Sicher ist: Sollte Kurz als Kanzlerkandidat zurückkehren wollen, müsste er die für ihn peinlichen Polit-Chats vergessen machen.
Wie? Auch dazu gibt es in der ÖVP Ideen. Ein Stratege baut Gedankenschlösser: "Sebastian wird bald Vater. Da kann er ganz neue Seiten von sich zeigen. Und wenn die WKStA zumindest einen Teil der Ermittlungen gegen ihn einstellt – umso besser."
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