Wie ein Wiener Stadtrat von Rendi-Wagner die SPÖ übernehmen könnte
Immer mehr Rote drängen darauf, dass Peter Hanke Chef der Bundespartei wird - entweder als Vizekanzler neben Sebastian Kurz oder als Spitzenkandidat bei einer Neuwahl.
Es war nur ein Nebensatz – aber einer, der aufhorchen lässt: Jenes Zukunftsmodell, das in SPÖ-Kreisen ventiliert wird, drang am Dienstagabend im ORF-„Report“ an die Öffentlichkeit: Peter Hanke solle die Bundespartei von der angeschlagenen Pamela Rendi-Wagner übernehmen – und sie nach dem „Chef-Modell von Franz Vranitzky“ führen, hieß es dort.
Tatsächlich sehnen sich viele in der SPÖ nach der guten, alten Zeit. Einer Zeit, in der man noch den Kanzler stellte (vorerst wäre so mancher Roter auch mit dem Vizekanzler zufrieden, man wird ja genügsam) und die Große Koalition gestützt von der Sozialpartnerschaft in – weitgehender – Eintracht regierte.
Den Namen des Wiener Finanz- und Wirtschaftsstadtrats Peter Hanke hört man in diesem Zusammenhang schon seit Längerem – in letzter Zeit hört man ihn aber auch immer lauter.
Der Nadelstreif-Sozialist
Die Parallelen zu Franz Vranitzky sind durchaus augenscheinlich: Hatte man den Bankenmanager Vranitzky, der von 1986 bis 1997 das Amt des Kanzlers innehatte, noch etwas spöttisch als Nadelstreif-Sozialisten betitelt, könnte die SPÖ dieses Prädikat mit Hanke positiv wiederbeleben.
Der 57-Jährige verkörpert nicht nur optisch den Typ des Managers, er kommt tatsächlich aus der (SPÖ-nahen) Wirtschaft. 16 Jahre lang war er Geschäftsführer der mächtigen Wien Holding, bevor ihn der damals neue Wiener Bürgermeister Michael Ludwig 2018 in die Stadtregierung holte.
Dort schlägt sich Hanke – beliebt bei Medien und Wirtschaft – seither gut und fast fehlerfrei. Vor Corona verkündete er das Null-Defizit und ließ sich feiern. Seit man ihm nach der Wien-Wahl die Öffi-Agenden übertragen hat, kommt er auch in der Bevölkerung an. Die Bilder, auf denen er eine alte Innenstadt-Platane vor dem U-Bahn-Ausbau rettete, fanden ihren Weg in alle Medien.
Gescheitert ist Hanke bisher nur ein Mal: Die von ihm erdachte „Stolz auf Wien“-GmbH, mit der die Stadt coronaleidende Firmen retten will, ist kein Erfolg. Das brachte ihm Kritik der oppositionellen Wiener ÖVP ein, für die breite Öffentlichkeit ist das Thema aber zu komplex.
Sein an sich gutes Verhältnis zur ÖVP könnte Hanke parteiintern zum Vorteil gereichen: Mit dem „schwarzen“ Wirtschaftsflügel der ÖVP pflegt er in Wien ohnehin eine gute Zusammenarbeit. Aber auch mit den Türkisen könne Hanke umgehen, heißt es. Anders als Rendi-Wagner, die sich zuletzt darauf festlegte, nicht mit der Kurz-ÖVP kooperieren zu wollen.
Bruch bei Türkis-Grün
Was es braucht, damit Hanke die SPÖ übernehmen könnte? Rendi-Wagner müsste sich (mehr oder weniger) freiwillig zurückziehen. Und bei Türkis-Grün müsste es zum Bruch kommen: Zum Oppositionspolitiker taugt der Stadtrat nämlich nicht, da sind sich auch Unterstützer einig. All zu lautstarken politischen Konflikten ist er bisher aus dem Weg gegangen.
Wenn Hanke in den Bund geht, dann auf direktem Weg in ein Amt – heißt: als Vizekanzler für ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Dort könnte er seine Stärken ausspielen – und sich als Staatsmann inszenieren. Krisenfest, verbindlich, freundlich im Ton.
Rot-Türkis bis Rot-Grün-Pink
Option zwei: Hanke kommt, sobald es Neuwahlen gibt, als SPÖ-Spitzenkandidat. Und hätte – so denkt man – eine realistische Chance, eine strauchelnde ÖVP zu überholen. Von Rot-Türkis bis Rot-Grün-Pink (beide Parteien kennt Hanke als Partner in Wien) wäre dann alles drinnen.
Den (zähneknirschenden) Segen von Ludwig, dem er in Wien oft die Show stiehlt, hätte er wohl. Auch in Ermangelung anderer Kandidaten.
Bleibt eine Frage: Wäre Hanke bereit? Offiziell äußert man sich nicht. Auch hinter den Kulissen scheint er keine expliziten Ambitionen zu zeigen. Und dennoch hört man: Wenn die Partei nur laut genug ruft, könnte die Eitelkeit obsiegen. Der Vergleich mit Vranitzky, der schmeichelt jedenfalls.
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