Freundlich grüßen und die Mama: Was den Österreichern wirklich wichtig ist

Zusammenhalt in der Familie und in der Partnerschaft, ein freies, selbstbestimmtes Leben, das aber innerhalb etablierter Sicherheitsnetze - das sind die drei Grundwerte, die von bin einer quantitativen Erhebung vom Meinungsforschungsinstitut OGM im Februar erhoben wurden (1.000 Befragte ab 16 Jahren).
Erst an vierter Stelle steht das Einkommen, erklärte OGM-Forscher Johannes Klotz bei der Präsentation der "Wertestudie" am Dienstag an der Seite von Integrationsministerin Claudia Plakolm (OGM).
"Bescheid wissen" sollte man, wenn man in Österreich lebt, über "Umgangsformen und Höflichkeitsgesten". Bei den Verhaltensweisen wird beispielsweise das "Pflegen eigener Traditionen" und das "freundliche Grüßen" als wichtig eingeschätzt. Den öffentlichen Raum sauber zu halten, darauf legen vor allem Stadtbewohner wert.
An zweiter Stelle beim Wissen steht der "Bezug zu Umwelt und Natur", an dritter stehen Leistungsbereitschaft und Arbeitsmoral. Lexikalisches Wissen über das politische System oder prominente Persönlichkeiten wird als nicht so wichtig eingeschätzt.
Mama, Schule - und erst dann der Papa
Vermittelt werden Werte vor allem im Elternhaus - konkreter: von der Mama. In der OGM-Befragung gaben 61 Prozent der Befragten an, dass ihre Überzeugungen vor allem durch ihre Mutter geprägt worden seien, an zweiter Stelle stehen Schule und Ausbildung und erst an dritter Stelle der Vater (52 Prozent).

Dann komme lang nichts mehr, so Klotz, später aber spielten auch die Arbeitswelt und auch die Medien eine gewisse Rolle.
Das Vertrauen in öffentliche Institutionen sei anhaltend hoch - auch das Bildungssystem genieße "trotz Schreckensmeldungen" noch hohes Ansehen. Redaktionellen Medien werde mehr vertraut als Social Media. Auch wenn letztere deutlich mehr konsumiert würden - für vertrauenswürdig würden sie nicht gehalten.
Engerer Bezug zum Wohnbezirk als zu Europa
Spannend ist laut dem OGM-Forscher auch, dass das Zugehörigkeitsgefühl zu Österreich (96 Prozent) mittlerweile stärker sei als zum eigenen Bundesland (88 Prozent).
Etwas stärker als das Zugehörigkeitsgefühl zu Europa (74 Prozent) ist jenes zum eigenen Wohnbezirk bzw. zur eigenen Gemeinde (76 bzw. 77 Prozent).
Klotz: "Bis in die 1960er-Jahre wurde die Existenz der österreichischen Nation in Frage gestellt, jetzt ist die Identifikation fast universell."
Gleichberechtigung ja - aber...
Auffällig sind zudem die Ergebnisse in Hinblick auf die Geschlechterrollen: Zwar sind 98 Prozent der Meinung, dass Frauen für gleiche Arbeit so viel verdienen sollten wie Männer und auch die Ansicht der Großelterngeneration, dass die Ausbildung von Buben wichtiger sei als die der Mädchen scheint Geschichte zu sein (96 Prozent sagen, dass sie nicht dieser Meinung sind).
Allerdings finden immer noch 52 Prozent, dass Frauen die ersten Jahre nach der Geburt nicht arbeiten sollten. "Die Tendenz, dass eher Frauen unbezahlte Arbeit zu Hause leisten, ist noch stärker da", sagt Klotz.
Kreuz in der Klasse
Religion und Glaube spielt im Alltag der meisten Menschen kaum noch eine Rolle, und eine klare Mehrheit der Menschen sagt auch, dass das Gesetz über der Religion steht. Als "kulturelles Erbe" werden christliche Traditionen und Feste aber weiterhin hoch eingeschätzt, ergab die OGM-Wertestudie.

So sagten 79 Prozent, es sei ihnen "sehr" bzw. "eher wichtig", dass christliche Feste wie der Nikolaus, Ostern oder das Martinsfest in den Schulen auch dann gefeiert werden sollten, wenn die Mehrheit der Kinder keine Christen sind. Auch das Kreuz im Klassenzimmer wollen 69 Prozent.
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