Wer treibt die Löhne, wer die Preise?

ÖGB macht mit "Hand in Hand gegen die Teuerung" am 20.9. am Heldenplatz auf Inflation aufmerksam, die KV-Verhandlungen starten am 25.9.
Am Montag starten die Kollektivvertragsverhandlungen der Metaller (rund 200.000 Beschäftigte), die einen Vorgeschmack darauf geben werden, wie „heiß“ dieser Herbst politisch wird. Die Stimmung im Vorfeld ist jedenfalls schon aufgeheizt.
➤ Mehr lesen: Warum bei den Metallern ein besonders hartes Match droht
Der Grund: Österreich bekommt im Vergleich zu anderen EU-Ländern seit Monaten die Inflation nicht in den Griff. Während die Teuerungsrate im Euroraum nach europäischer Messung im August bei 5,3 Prozent verharrte, stieg sie im Vergleichszeitraum in Österreich auf 7,6 Prozent. Regierung wie Wirtschaftsforscher werden nicht müde Argumente ins Treffen zu führen, warum Österreich im Vergleich zu Ländern wie Deutschland (6,4 Prozent) oder Spanien (2,4 Prozent) konstant schlechter da steht.
EU-Spitzenreiter
Das hänge mit den nicht vergleichbaren Abhängigkeiten von Energie ab, habe mit den unterschiedlich gewichteten Warenkörben zu tun – vor allem aber mit den hohen Lohnabschlüssen des vergangenen Jahres. Laut Oesterreichischer Nationalbank (OeNB) sind die gestiegenen Löhne im ersten Halbjahr 2023 auch die wichtigsten Preistreiber. „Die im Vergleich zum Euroraum höheren Kollektivvertragsabschlüsse führten zu deutlich steigenden Lohnbeiträgen“, so die OeNB. „Im ersten Quartal 2023 lag der Lohnbeitrag bei 38 Prozent, im zweiten waren die Löhne mit einem Beitrag von mehr als zwei Dritteln der bestimmende Inflationstreiber.“
➤Mehr lesen: Heiße Herbstlohnrunde fast aufgelegt
Bei den KV-Verhandlungen wird nun die rollierende Inflation (der vergangenen 12 Monate inklusive Anteil am Produktivitätszuwachs) von 9,6 Prozent als Basis herangezogen. Die Gewerkschaften wollen jedenfalls einen vollständigen Teuerungsausgleich und noch etwas dazu – sprich ein zweistelliges Plus.
Doch was wollen die Österreicher?
Laut einer KURIER-OGM-Umfrage unter 1.029 Befragten (Schwankungsbreite +/– 3,1 %) „erkennen 49 Prozent der Wahlberechtigten die Zusammenhänge zwischen hohen Lohnabschlüssen, Ausgleichszahlungen und Inflation“, sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.

Zum Vergleich: 58 Prozent der ÖVP- und 54 Prozent der Neos-Wähler sehen die hohen Lohnabschlüsse als Inflationstreiber. Gut jeder Dritte – vor allem SPÖ-Wähler (29 Prozent) – sehe das anders oder will das anders sehen, so der OGM-Chef. „Das vielfach gebrauchte Argument ‚Kaufkraft erhalten‘ zieht jedenfalls bei der Bevölkerung.“

Danach gefragt, ob sich die Sozialpartner eher auf Lohnerhöhungen, Prämien oder beides einigen sollen, so gibt es eine klare Präferenz.
52 Prozent sprechen sich für reine Lohnerhöhungen aus. Geht es nach deklarierten Wählern, so sprechen sich in dieser Frage vor allem
- SPÖ-Wähler mit 63 Prozent für Lohnerhöhungen aus, gefolgt von den
- FPÖ-Wählern mit 53 Prozent,
- Neos-Wählern mit 47 Prozent,
- ÖVP-Wählern mit 42 Prozent und
- Grün-Wählern mit 31 Prozent.
In Relation „nur“ 12 Prozent würden Prämien und Ausgleichszulagen bevorzugen, 29 Prozent hätten am liebsten beides. Vor allem deklarierte Grün-Wähler können der Kombination aus Lohnerhöhung und Prämie etwas abgewinnen (47 Prozent), gefolgt von Neos- und FPÖ-Wählern (je 31 Prozent). 27 Prozent der ÖVP-Wähler wollen auch am liebsten Lohnerhöhung und Prämie, bei den SPÖ-Wählern sind es 25 Prozent.
Kommentare