Welchen blauen Gegenkandidaten zu Van der Bellen die Wähler vorziehen würden
Wieder viel los in der Hofburg in diesen Tagen - und ein Wahlkampf dürfte Alexander Van der Bellen auch bevorstehen. Der Mehrheit der Bevölkerung würden zwei Kandidaten reichen.
11.05.22, 14:03
von Antonia Fliesser und Elisabeth Hofer
„Sie kennen die Tradition vielleicht schon“, sagte Alexander Van der Bellen bei der heutigen Angelobung des neuen Regierungsteams. Er meinte, dass er vor der Angelobung noch einige Worte sagen möchte.
Tatsächlich: Die Tradition ist mittlerweile gut bekannt, kann man doch durchaus von Routine sprechen, wenn es, wie heute, wieder „Willkommen in der Hofburg“ heißt: Seit Beginn der Amtszeit der türkis-grünen Bundesregierung im Jänner 2020 führte der Bundespräsident 32 Angelobungen an insgesamt acht Terminen durch.
Und es kommt jedenfalls noch ein Termin dazu, da der designierte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig positiv auf Corona getestet wurde und sein Angelobungstermin deshalb verschoben werden musste.
Das heißt auch: Elisabeth Köstinger muss vorerst im Amt bleiben. Van der Bellen konnte nur Wirtschaftsminister Martin Kocher, Digitalstaatssekretär Florian Tursky und Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler angeloben.
Viel zu tun für den Bundespräsidenten - und schon bald dürfte auch noch ein Wahlkampf bevorstehen. Zwar hat Van der Bellen seine Wiederkandidatur noch immer nicht offiziell bekanntgegeben, aller Voraussicht nach dürfte der Amtsinhaber aber wieder ins Rennen um die Präsidentschaft starten.
Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer (OGM) geht von einem klaren Sieg für den Amtsinhaber aus.
Eine Prozent-Prognose abzugeben, sei aber derzeit noch unseriös. Immerhin seien noch keine Gegenkandidaten namentlich bekannt. „Der größte Unsicherheitsfaktor ist die Wahlbeteiligung, die auch wieder von weiteren Kandidaten und vom Wahlkampf abhängt“, sagt der OGM-Chef.
Er geht davon aus, dass die Wahlbeteiligung sehr gering sein wird. „Die Bundespräsidentschaftswahl sorgt nicht für Aufregung bei der Bevölkerung, vor allem, wenn Van der Bellen wieder antritt, darum wird es nur wenig Mobilisierung geben“, erklärt Bachmayer.
ÖVP, SPÖ und Neos haben bereits angekündigt, gegen Van der Bellen niemanden aufstellen zu wollen. Die FPÖ plant hingegen, eine Gegenkandidatin oder einen Gegenkandidaten ins Rennen zu schicken.
Insgesamt gibt es in der österreichischen Bevölkerung wenig Interesse an einem Wahlkampf mit mehr als zwei Kandidaten. Das ist das Ergebnis einer OGM-Umfrage im Auftrag des KURIER, bei der mehr als 1.000 Österreicher ab 16 (Cawi-Online-Interviews auf Basis des OGM-Online-Panels) befragt wurden. 63 Prozent gaben an, zwei Kandidaten würden ausreichen. 28 Prozent sind der Meinung, auch die anderen Parteien sollten Kandidaten aufstellen.
Aber wer soll der blaue Gegner Van der Bellens werden? Parteiobmann Herbert Kickl selbst? Der ehemalige FPÖ-Präsidentschaftskandidat und spätere Parteichef Norbert Hofer? Oder doch die blaue Verfassungssprecherin Susanne Fürst?
Laut OGM-Umfrage ist die Mehrheit der Befragten (55 Prozent) der Meinung, alle Genannten seien ungeeignet. Am besten schneidet noch Norbert Hofer ab.
Er unterlag 2016 bei der Stichwahl gegen Van der Bellen mit 46,21 Prozent der Stimmen. Interessant findet Bachmayer vor allem die Antworten der FP-Anhänger, die Parteiobmann Kickl kaum in der Rolle als Präsidentschaftskandidat sehen. Susanne Fürst sei auch in der eigenen Wählerschaft wenig bekannt, könnte laut Bachmayer als Frau und Juristin aber parteistrategisch „ein interessanter Schachzug“ sein.
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