Wehrdienst wieder im Trend - dafür immer weniger Zivildiener
In Österreich werden zunehmend die Zivildiener knapp. Das zeigen die aktuellen Stellungs-Zahlen für 2018.
Die Gründe für diesen zunehmenden Mangel sind unterschiedlich: Erstens müssen momentan besonders geburtenschwache Jahrgänge zur Musterung. Zweitens wenden sich die jungen Männer in den letzten Jahren wieder vermehrt dem Bundesheer zu. Und drittens ist die Zahl der Untauglichen konstant angestiegen.
Was heißt das in Zahlen? 2018 waren von 46.500 Stellungspflichtigen 30.700 tauglich, das entspricht exakt 66 Prozent. 11.150 (24 Prozent) waren untauglich, 4650 waren vorübergehend untauglich, sind nicht erschienen oder müssen aus anderen Gründen zu einem späteren Zeitpunkt neuerlich zur Stellung.
Im Verlauf der letzten paar Jahre ist die Zahl der Untauglichen also – auf hohem Niveau – konstant geblieben; in etwa jeder vierte Stellungspflichtige fällt durch. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil noch bei deutlich niedrigeren zehn Prozent.
Trend zum Dienst an der Waffe
Von den Tauglichen meldeten sich 2018 rund 17.200 (56 Prozent) zum Präsenzdienst und 13.500 (44 Prozent) zum Zivildienst. Das klingt für sich genommen nicht dramatisch, im Zeitverlauf wird aber der deutliche Trend zum Dienst an der Waffe erkennbar.
Seitdem 2006 der Zivildienst von zwölf auf neun Monate und der Wehrdienst von neun auf sechs Monate verkürzt wurden, war die Zahl der Zivildiener über Jahre konstant angestiegen. Hatten sich 2005 noch 10.000 Stellungspflichtige und damit weniger als ein Drittel der Tauglichen für den Wehrersatzdienst gemeldet, war diese Zahl in den folgenden Jahren immer weiter gestiegen und hatte 2014 mit 16.000 ihren Höhepunkt erreicht.
Seit damals hat sich das jedoch wieder gedreht. Hatten sich 2015 noch 51,3 Prozent aller Stellungspflichtigen zum Militär gemeldet, stieg dieser Anteil bis 2018 auf 56,2 Prozent.
Was den Verteidigungsminister freut, wirft für Organisationen, die auf Zivildiener angewiesen sind, hingegen zunehmend Probleme auf. Das Rote Kreuz kann etwa aktuell ein Viertel seiner 855 Zivi-Stellen nicht besetzen, wie Generalsekretär Werner Kerschbaum am Donnerstag im Ö1-Morgenjournal berichtete.
Zwar habe man wegen des Verlaufs des Schuljahres generell im Frühjahr größere Probleme, Stellen zu besetzen als im Herbst, sagte Kerschbaum. Es liege aber nicht nur daran.
Und so regt der Rot-Kreuz-General nun an, über die Tauglichkeitskriterien nachzudenken. Er kann sich etwa Abstufungen vorstellen: So könne ein Stellungspflichtiger nicht für den Dienst an der Waffe und 40-Kilometer-Märsche geeignet sein, sehr wohl aber „für eine weniger anstrengende Tätigkeit in einer gemeinnützigen Organisation“.
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