Seitens des Ministeriums wird das im Prinzip bestätigt: Man sei zu dem Thema mit mehreren Experten im Austausch – Weber sei einer davon – und man werde in den nächsten Monaten dazu „etwas vorlegen“. Was, wie bzw. in welcher Form will oder kann man noch nicht sagen.
Die Sprecherin des Ministeriums betont aber, dass das Thema der Qualität wissenschaftlichen Arbeitens nicht erst seit dem Fall Aschbacher auf der Agenda stehe – bereits in der letzten Novelle des Universitätsgesetzes (UG) habe man etwa mit dem Ghostwriting-Paragraphen in diese Richtung gewirkt (nicht nur Studenten, auch die Ghostwriter werden bestraft).
Auf nochmalige Nachfrage erklärt Weber, von seiner Seite sei die Sache abgeschlossen: Er habe eine Art „Wiki“ zu Zitierkonventionen erstellt – für insgesamt elf Fächercluster. Ziel sei, dass man auf einen Klick sehen könne, welche Zitierregeln für wissenschaftliche Arbeiten gelten. Dann sollte klar sein, was ein Plagiat ist und was nicht. Das werde, so Weber, vom Ministerium gerade gecheckt – und auch er rechnet damit, dass das in absehbarer Zeit vorgelegt werden könne.
Webers Vorgehen ist nicht unumstritten. Immer wieder wird ihm eine (parteipolitische) Agenda (gegen konservative Politiker) vorgeworfen. Die Causa Zadić passt da freilich nicht ins Bild. Auch Annalena Baerbock nicht. Die nunmehrige deutsche Außenministerin sah sich im Bundestagswahlkampf 2021 als grüne Kanzlerkandidatin mit einer Reihe von Vorwürfen konfrontiert, darunter jenen von Weber, in ihrem Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ Passagen plagiiert zu haben.
Pikanterweise wurde Weber dafür von einem in der Branche bekannten Kollegen kritisiert: Der Bremer Rechtswissenschaftler Andreas Fischer-Lescano nannte Webers Vorgehen „unseriös“, gar „besessen“ und sprach von einer „Kampagne gegen Frau Baerbock“. Fischer-Lescano ist nicht niemand: Er war es, der die plagiierte Doktorarbeit des deutschen Verteidigungsministers und CSU-Hoffnungsträgers Karl-Theodor zu Guttenberg publik gemacht hatte. Was die Aberkennung des Titels und Guttenbergs Rücktritt zur Folge hatte – das Thema beherrschte damals, 2011, die deutschen Schlagzeilen. (Unabhängig von der inhaltlichen Bewertung: Fischer-Lescano dürfte auch politisch wenig mit Guttenberg verbunden haben: Er trat aus der SPD wegen des Asylkompromisses – einer Verschärfung des Asylrechts unter Helmut Kohl, der die SPD zugestimmt hatte – aus.)
Auf Anfrage des KURIER wollte sich Fischer-Lescano indes nicht zur österreichischen Debatte äußern.
Ein anderer deutscher Kollege von Weber, Martin Heidingsfelder, will zu Österreich und zu Weber ebenfalls nichts sagen. Aber er erklärt im Gespräch mit dem KURIER, was ihn antreibt: Er will zeigen, dass auch die (akademischen) Eliten „ganz normale Menschen“ sind. Das Problem sei „eine gewisse Obrigkeitshörigkeit in Deutschland und Österreich – auch gegenüber akademischen Graden“. Dass die SPD-Politikerin und frühere Familienministerin Franziska Giffey trotz aberkanntem Doktorgrad Berliner Bürgermeisterin werden konnte, sei „unerträglich“. Sagt Heidingsfelder, der die Ampelregierung in Deutschland begrüßt, sie aber lieber ohne FDP gesehen hätte.
Kommentare