Was Hofer von Strache unterscheidet

Hofer fühlt sich bemüßigt, Strache zu beweisen, dass er nicht an dessen Sessel sägt
Konkurrenten halten Strache für lauter, aber weniger gefährlich als das tiefe Wasser Hofer.

Bis zum 4. Dezember war alles klar: Heinz-Christian Strache ist der Chef, zu ihm gab es weit und breit keine Alternative in der FPÖ.

Nun gibt es eine. Norbert Hofer wurde durch den Bundespräsidentenwahlkampf landesweit bekannt, und er hat immerhin 46 Prozent der Stimmen erhalten. Aber was macht Hofer nun mit seiner neuen Popularität? Er sitzt wie vorher als Dritter im Präsidium des Nationalrats. Hofer muss sich vorkommen wie jemand, der alles für eine große Reise eingepackt hat, aber das Flugzeug verpasste. "Hofer leidet. Er hat offenbar wirklich geglaubt, er gewinnt. Man merkt, wie ihn das trifft", sagt eine Abgeordnete, die mit ihm in einem Ausschuss sitzt.

Würde es einen Unterschied machen, ob Hofer oder Strache die FPÖ führen? Worin unterscheiden sich die beiden? Das fragte der KURIER Politiker, die Hofer und Strache nebeneinander in der Präsidiale des Nationalrats (sie besteht aus den drei Präsidenten und den Klubobleuten) erleben.

Grünen-Chefin Eva Glawischnig schildert die beiden so: "Hofer ist sehr um Anerkennung bemüht. Wenn es in den Präsidialsitzungen Wartezeiten gibt, bemüht er sich um gute Stimmung und erzählt Witze. Sie sind aber nicht lustig. Hofer lächelt immer freundlich und gibt die Hand. Strache ist mir gegenüber extrem distanziert, belässt es bei einem knappen Grüß Gott. Wir haben eine ausgesprochene Nicht-Beziehung. Strache hat offenbar gelernt, zu Frauen sehr höflich zu sein und das geht sich mit mir nicht aus, denn mit mir muss er kämpfen."

Trotz des Unterschieds im Ton – der freundliche Hofer und der schroffe Strache – hält die Grüne Hofer für den gefährlicheren Politiker. Glawischnig: "Strache hat wenig Repertoire in seiner Kommunikation. Seine Spielarten beschränken sich auf laut und leise, die kennt man. Bei Hofer weiß man nicht, wie viel Wolf tatsächlich in dem Schafspelz steckt." Während Strache sehr direkt sei, versuche Hofer seine Ziele "durch die Hintertür" zu erreichen. Auch hält sie Hofer für "ideologisch gefestigt", Strache für ideologisch "oberflächlicher" als Hofer.

Ähnlich schildert SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder die beiden FPÖ-Politiker: "Hofer ist eher der amikale Typ, mit Hofer etwas zu besprechen, ist leichter als mit Strache. Strache ist lauter, aber Hofer ist gefährlicher, weil er ideologischer ist und man das Gefühl nicht los wird, dass er etwas verbirgt."

Bis zur Bundespräsidentenwahl sei die Hierarchie in der FPÖ sonnenklar gewesen. Aber nun sei es anders, sagt Schieder: "Jetzt wenden sich viele Hinterbänkler an Hofer mit ihren Fragen. Und die FPÖler stellen dauernd klar, dass Strache ihr Chef ist." Schieder gibt zu, dass ihn das belustigt. "Endlich haben einmal nicht nur wir Regierungsparteien ein Personalthema."

Im parlamentarischen Alltag seien beide, Hofer und Strache, okay. Schieder: "Ich bemühe mich um einen korrekten Umgang."

Für ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka ist die Sache klar: "Strache ist der Paradetyp eines angriffigen Oppositionspolitikers. Das ist genau das, was die FPÖ im Nationalratswahlkampf braucht, und deswegen wird sie ihn auch als Spitzenkandidaten aufstellen." Unterschiede zwischen Strache und Hofer sieht Lopatka nicht: "Sie sind beide keine besonderen Ideologen. Beide haben Handschlagsqualität."

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