„Dieses Land braucht einen Volkskanzler, keinen Systemkanzler.“
Seit Wochen hört man von Herbert Kickl diesen Satz. So auch am Montag, als er beim freiheitlichen Frühschoppen in Linz ins Publikum donnerte, dass ein Kanzler Kickl „die Polit-Eliten“ von ihrem hohen Ross holen würde.
Volkskanzler: Der Begriff ist längst nicht neu. Seit Jahrzehnten werden Regierungschefs mit dieser Zuschreibung bedacht, wenn sie als menschen- und wählernahe empfunden oder gesehen werden wollen.
Bei Herbert Kickl ist die Sache noch ein wenig anders gelagert. Denn im Unterschied zu Leopold Figl oder zuletzt Alfred Gusenbauer (er wollte gern als Volkskanzler wahrgenommen werden; Anm.) hat der amtierende FPÖ-Chef eine enge Vorstellung davon, wer zu seinem „Volk“ gehört.
„Er meint die für ihn ‚echten Österreicher‘, also nicht alle Wähler oder die mit einem österreichischen Reisepass, sondern Menschen mit einer bestimmten Hautfarbe, Muttersprache etc.“, sagt Reinhard Heinisch, Populismusforscher und Leiter des Fachbereichs Politikwissenschaft an der Universität Salzburg.
Der Widerspruch zwischen einer vermeintlichen Elite und dem „Volk“ gilt als klassisches Kennzeichen von Populisten. „Wobei Populisten den Begriff der Eliten flexibel anlegen“, sagt Heinisch. „In der Pandemie sind es die Experten, bei einer Finanzkrise sind es die Konzernbosse.“
Bewährung
Die Bewährungsprobe sei für populistische Bewegungen fast immer der Wechsel in eine Regierung. „Und hier wird es zumeist schwierig“, sagt Heinisch. „Denn als Teil der Regierung ist man automatisch Teil der politischen Elite.“ Der Begriff des „Volkskanzlers“ soll dem vorbauen und signalisieren: Ich – in dem Fall Kickl – gehöre auch später nicht dazu.
Im Falle der FPÖ ist der Wechsel zum Regieren öfters schiefgegangen. Warum? Heinisch sieht folgenden Grund: „Als Regierungspartei muss man sich anders aufstellen. Es zählen Kompromissfähigkeit und inhaltliche Stärke – und die wiederum helfen in der Opposition nur bedingt.
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