Eselböck: "Wehre mich gegen die Verurteilung der Wirte"
Kaum hatte das Duo Reinhold Mitterlehner und Hans Jörg Schelling die Millionärssteuer und vermögensbezogene Substanzsteuern erfolgreich abgewehrt, fühlte sich eine andere, weit größere schwarze Klientel vom Wirtschafts- und Finanzminister verraten: Österreichs Wirte und Hoteliers. Am Dienstag demonstrierten 400 Gastronomen mit Plakaten während des Ministerrats vor dem Bundeskanzleramt gegen die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Einführung der Registrierkassenpflicht. Auf den Plakaten stand "Wir sind die Betrogenen" oder "Django, spiel mir das Lied vom Wirtetod". Pikant dabei: Die Transparente der Wirtschaftskammer richten sich gegen Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner – früher selbst Vizegeneralsekretär der Kammer.
KURIER: Herr Eselböck, jeder Österreicher muss Steuern zahlen. Warum wehren sich die Gastronomen gegen die Einführung der Registrierkassen?
Walter Eselböck: Die Registrierkassen sind nicht das große Thema in der Branche. Wir im Taubenkobel haben schon seit zehn Jahren eine Registrierkasse. Aber was mich maßlos stört, ist die pauschale Vorverurteilung unserer Branche, die im Moment passiert. Ganz nach dem Motto: "Die Gastronomen und Hoteliers sind eh alles Bücha".
Auch für die Regierung?
Offenbar auch. Denn mir ist unerklärlich, wo die 1,9 Milliarden Euro, die nun lukriert werden sollen, herkommen werden. Entweder gibt es in der Regierung jemanden, der hellseherische Kräfte hat. Oder sie haben einen Experten für Schwarzgeld, der eine Hochrechnung angestellt hat. Ich habe keine Ahnung, wie man auf diese Zahl kommt. Der Eindruck, dass die Regierung auf die Branche losgeht, hat sich durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 13 Prozent bei mir noch verstärkt.
War es nicht jahrzehntelang ein Kavaliersdelikt in der Gastronomiebranche, keine Rechnung auszustellen?
Sorgt die Registrierkasse dann nicht für mehr Gerechtigkeit?
Es bringt Chancengleichheit und sorgt für mehr Gerechtigkeit, für allem für jene, die immer schon ehrlich gearbeitet haben. Trotzdem ist die Anschaffung einer Registrierkasse – gerade für kleine Wirte–, die Investition von 5000 bis 6000 Euro enorm. In Kroatien, Polen, Ungarn bekommen die Gastronomen die Registrierkasse zur Verfügung gestellt. Das wäre eine Lösung.
Tatsache ist: 13 Prozent sind weniger als 20 Prozent, die in den meisten Branchen gelten. Ist das nicht Jammern auf hohem Niveau?
Wir leben in einem Hochsteuerland. Was mich verwundert ist, das wir jedes Jahr einen Rekordsteuerumfang haben, doch die Regierung nicht fähig ist, mit dem Geld, das zur Verfügung steht, umzugehen. Ursprünglich war eine Strukturreform angedacht. Hans Jörg Schelling meinte mehrmals in Interviews: Wir haben kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem. Jetzt frage ich mich: warum hat man zur Gegenfinanzierung nur die Einnahmen, sprich die Steuern, erhöht.
Werden nächstes Jahr nun die Zimmerpreise in Ihren beiden Hotels erhöht?
Nein, wir werden es schlucken müssen. Wir wollen den Trend abwarten, wie die Gäste auf die erhöhten Preise reagieren. Wir wissen nicht, ob die Gäste bereit sind, mehr zu zahlen. Das macht die Gastronomie und Hotellerie so schwierig. Es ist ein schwer kalkulierbares Geschäft. Jedes Jahr ist ein Zittern, weil die Konsumenten ständig ihr Verhalten verändern. Plötzlich bleiben die Gäste aus, und man weiß nicht warum. Deswegen ärgert mich der Sarkasmus, mit dem nun in Regierung über uns gesprochen wird, dieser ist fehl am Platz.
Wie viele können es sich leisten, die Hotelpreise nicht zu erhöhen?
Sie sind von den Wirtschaftsbündlern Reinhold Mitterlehner und Hans Jörg Schelling enttäuscht?
Ich hätte mir mehr unternehmerisches Feingefühl gewünscht. Gäbe es eine PISA-Studie, wären wir drittletzter in Europa. Wir sind sicher einer der unternehmerfeindlichsten Länder.
Die Wirtschaft mit 1000 Euro im Börserl der Arbeitnehmer anzukurbeln mag eine Möglichkeit sein. Aber ich frage mich, wer kurbelt die Unternehmer an, die die Arbeitgeber in diesem Land sind. Ich verstehe nicht, warum sich die Herrn Mitterlehner und Schelling dafür haben einspannen lassen. Der Verdacht liegt nahe, dass die Kernklientel der ÖVP zu wenig Stimmen bringt, um Bundeskanzler zu werden. Aber das wird nur nichts nutzen.
Faymann und Mitterlehner bezeichnen die Steuerreform als die größte in der Zweiten Republik. Welche Headline würden Sie der Steuerreform geben?
Ich würde sagen, es ist eine von Feigheit getragene Steuerreform. Jeder hat versucht seine Klientel zu schützen, nur unsere Wirtschaftsbündler nicht. Wenn die Registrierkasse eingeführt wird, dann muss sie für alle kommen. Warum sind Vereinsfeste ausgenommen? Gerade diese Feste schaden jedem Ortsgasthaus. Möglicherweise mag die Parteinähe vieler Vereine eine Motivation für diese Entscheidung gewesen sein.
Erben wird durch die Steuerreform auch teurer. Ihren beiden Töchter werden Ihre Betriebe übernehmen. Könnte es da zu finanziellen Schwierigkeiten kommen?
Ein guter Bekannter hat mir von der letzten Sitzung vor Bekanntgabe der Steuerreform im Wirtschaftsbund erzählt. Es gab ziemlichen Widerstand. Ich will jetzt keinen Namen nennen, aber ein Politiker, der im Verhandlungsteam saß, meinte: "Jetzt werden die Wirte endlich lernen, was ein Deckungsbeitrag ist. Und der Hotelier am, Arlberg oder in Kitzbühel, soll sich wegen drei Prozent plus aufregen? Geh bitte, macht euch nicht lächerlich." Das ist Sarkasmus.
Die Politiker vergessen die Masse – die kleine Pension in Neusiedl mit fünf Angestellten. Sicherlich, Falkensteiner & Co. werden kein Problem haben damit. Die privaten kleinen Unternehmen haben nur mit der Dienstleistung eine Chance. Wir machen einfach schon um 7.00 in der Früh das Frühstück und nicht erst um 8.00 Uhr.
Finale Frage: Schwarz hat die Familie Eselböck noch nie ein Geschäft gemacht?
Nein. Wir haben gerade eine Steuerprüfung hinter uns gebracht, die sehr gut verlaufen ist.
Eselböcks Genuss-Welt: Vom Haubenrestaurant bis zum Radlerhotel Walter und Eveline Eselböck hatten keine klassische gastronomische Ausbildung, als sie vor mehr als 30 Jahren ihr Beisl „Taubenkobel“ in Schützen (Bgld.) aufsperrten. „Wir konnten eigentlich nicht kochen“, erzählt Eveline Eselböck. Aber Walter Eselböck hatte eine Vision – sein Vorbild, das Haubenlokal Tantris in München. Eselböck schaffte es, kochte über ein Jahrzehnt auf Vier-Hauben-Niveau. Er vergrößerte den Taubenkobel, baute Hotelzimmer und eine Greisslerei. In Rust eröffneten die Eselböcks ein Radlerhotel. Auf der ungarischen Seite des Neusiedler Sees gibt es das „Haus im See“. Mittlerweile kocht Schwiegersohn Alain Weissgerber im Taubenkobel. Mehr Infos: www.taubenkobel.at
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