Burgstaller: "Mir steht’s manchmal bis da oben"

Burgstaller: "Mir steht’s manchmal bis da oben"
Die angeschlagene Landeschefin beim Bürgergespräch: Der Finanzskandal ist hier keinThema.

War’s das schöne Wetter? War’s die frühe Uhrzeit? Oder die Tatsache, dass man sein Getränk selbst zahlen musste?

Eine Viertelstunde vor Beginn des Wahlkampf-Auftrittes von SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller in einem Wirtshaus in Seekirchen sah’s jedenfalls nach einer ziemlichen Blamage aus: Eine Pensionistin im roten Sakko, eine Frau mit rotem Haar und ein Herr mit roter Kappe in einem für 150 Personen bestuhlten Saal – das war es.

Ist Burgstallers Glanz gar ab? Als sie um 18.30 Uhr eintrifft, ist zumindest die Hälfte der Plätze belegt. Sie nimmt’s locker. „Gemma in den Gastgarten“, sagt sie, schüttelt jedem Besucher die Hand – und bleibt dann doch im Saal.

Bürgergespräche nennt sich der Abend in Seekirchen, vorerst redet aber nur Burgstaller. In ihrem knapp einstündigen Eingangsreferat präsentiert sie die neun Jahre unter ihrer Führung als rote Erfolgsstory; doch anfangs dreht sich alles – no na – um den Finanzskandal. Da gibt’s Lob für FPÖ und Grüne und Kritik am schwarzen Regierungspartner. „Die ÖVP verwechselt Plus und Minus“, sagt Burgstaller. Und: „Die ÖVP ist zynisch den Armen gegenüber. Die haben keine Ahnung, was ein Mindestpensionist für Sorgen hat.“

Das kommt gut an im Saal.

Der Finanzskandal mag das Land erschüttert haben, die Menschen bewegen andere Themen. Altenbetreuung. Neue Mittelschule. Leistbares Wohnen. Oder die geplante Hochspannungsleitung durch den Tennengau. „Liebe Gabi, ich muss dazu Kritik anbringen“, sagt ein Herr – was ihm sichtlich unangenehm ist; sicherheitshalber hat er einen „Gabi“-Schal umgehängt. Burgstaller wird emotional. „Mir steht’s manchmal bis da oben, dass jetzt plötzlich alle Spitzenkandidaten für ein Erdkabel sind. Ich sage vor der Wahl und nach der Wahl das Gleiche.“

Sorge

„Liebe Gabi“, sagt Josef aus Straßwalchen, „die Arbeiter laufen uns in Scharen davon.“ Die SPÖ sei eine Arbeiterpartei, erwidert Burgstaller, „aber es gibt immer weniger Arbeiter.“ Ein Pensionist lässt sich 50 Kugelschreiber und einen Karton Schnitten einpacken und geht.

Im Gasthaus vis-à-vis tourt zur selben Zeit das „Team Stronach“. Dessen Spitzenkandidat Hans Mayr gibt sich volksnah und spielt mit Einheimischen Schnapsen. Wer wohl bei der Landtagswahl am 5. Mai das Bummerl haben wird?

Jetzt hat der Salzburger Landtagswahlkampf auch die Stadtregierung erreicht: Am Donnerstag herrschte in der Mozartstadt große Aufregung um ein Schreiben, wonach nur die SPÖ Wahlwerbung in den städtischen Seniorenheimen betreiben darf.

In dem eMail, das dem KURIER vorliegt, schreibt die Leiterin eines Seniorenwohnheimes an ihre Kollegen: In den letzten Tagen gibt es vermehrt Anfragen der Parteien, ob Besuche unserer Bewohner und Mitarbeiter zur Wahlwerbung erlaubt sind. Dr. Panosch hat folgende Vorgehensweise festgelegt: „Besuchen dürfen nur jene Politiker, die eine Zuständigkeit haben. Dies sind Dr. Panosch und Hr. Steidl vom Land (Sozialressort) und selbstverständlich unser Bürgermeister und die Landeshauptfrau. Ansonsten sind keine Besuche von Politikern möglich.“

Heftige Kritik

Die ÖVP und die FPÖ schäumten über diese angebliche Weisung von SPÖ-Vizebürgermeister Martin Panosch.

„Nur SPÖ-Granden dürfen in Salzburgs Heime. Die SPÖ muss ganz schön verzweifelt sein, wenn sie jetzt sogar zu solchen Mitteln greift“, kommentierte ÖVP-Klubobmann Christoph Fuchs das Schreiben. Er kritisierte außerdem, dass die Heimbewohner als „sozialistisches Volkseigentum“ betrachtet würden.

Bei den Freiheitlichen ortete Gemeinderat Andreas Schöppl einen „Skandal der Sonderklasse“ und forderte Panosch auch zum Rücktritt auf.

„Schwachsinn“

„Der Vorwurf ist ein Schwachsinn“, sagte Martin Panosch dem KURIER am Donnerstag. Allerdings räumte er ein, dass die besagte eMail der neuen Mitarbeiterin wohl „missverständlich“ gewesen sei.

Es gebe keine Vorgabe oder neue Weisung, betonte der Salzburger Bürgermeister-Stellvertreter in seiner Stellungnahme.

Grundsätzlich könnten alle ressortzuständigen Politiker aller Parteien eines der städtischen Seniorenheime besuchen – eine Wahlwerbung dürfen sie bei ihren Visiten aber alle keine machen. „Das gilt auch für Burgstaller.“

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