„Wir sind nicht die Millionärs-Partei“
Das ÖVP-Team für das Rennen um das Kanzleramt steht. Nun geht es um die Taktik. Am Dienstag wurde die schwarze Mannschaft – Parlamentarier, Minister und die Kandidaten der Bundes-, Landes- und Regionallisten – im Dachfoyer der Hofburg „gecoacht“.
Offiziell wurde das Treffen Klub-Tagung genannt, inoffiziell war es der Startschuss für den Wahlkampf der Volkspartei. Es ging ums Einstimmen und Motivieren der eigenen Leute. Der Hauptauftrag für die 89 Tage bis zur Nationalratswahl lautet: „Laufen, laufen, laufen (Generalsekretär Hannes Rauch) und „Kontakte, Kontakte, Kontakte mit den Bürgerinnen und Bürgern“ (Klubchef Karlheinz Kopf). Schließlich geht es bei dem Polit-Wettbewerb, darum, wer am 29. September die meisten Mitstreiter ins Ziel bringt. Also wer bei der Wahl Platz eins erreicht.
Das sei gar nicht so schwer, versuchte Rauch den Zuhörern zu verklickern. Die ÖVP habe 700.000 Mitglieder. „Wenn uns jedes Mitglied eine zusätzliche Stimme bringt, sind wir Erster.“
Pflichtenheft
Wie man das Volk für die Volkspartei begeistern könne, wurde den Kandidaten in leicht fasslichen Slogans mit auf den Weg gegeben. Wenn auch die Botschaften, die an die Bürger gebracht werden sollen, nicht neu sind: Die ÖVP stehe „für Arbeitsplätze, setze sich für die Fleißigen und die Familien“ ein – und sei „gegen neue Steuern“, schrieb ÖVP-Chef Michael Spindelegger seiner Mannschaft ins Pflichtenheft. Klubobmann Kopf attestierte, die SPÖ befinde sich in einem „Steuerrausch, es ist höchst an der Zeit, dass die Herrschaften wieder nüchtern werden“.
Spindelegger richtete den (roten) Hauptkonkurrenten mit Verweis auf die erfolg-reichen Ex-SPÖ-Kanzler Gusenbauer, Klima und Vranitzky überdies aus: „Wir sind nicht die Partei der Millionäre.“ Er gönne den Roten ihr Vermögen, aber: „Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.“ Auch die anderen Parteien wurden am Start von den Schwarzen ein bisschen angerempelt. Die Grünen seien „die neue Spießerpartei“, befand Rauch. Frank Stronach sei „ein Mann ohne Programm“, der seine Steuern in Kanada zahle – und die FPÖ sei europafeindlich.
Seinen „Freunden“ rief Spindelegger am Ende zu: „Packen wird das an. 89 Tage Überzeugungsarbeit – und am 29. September gibt es ein Riesenfest. Da brauchen wir nicht diesen Saal, sondern die ganze Hofburg.“ Ungewohnt optimistische Töne.
Motivationspillen
Viele Zuhörer glauben an die Wirkung der schwarzen Motivationspillen. „Die Chance für die ÖVP, Erste zu werden, ist so groß wie lange nicht mehr“, hörte man oft im Saal.
Laut Umfragen liegt derzeit freilich die SPÖ in Führung. Und die Kanzler-Partei wird ihren Vorsprung wohl mit aller Kraft zu verteidigen versuchen. Das Rennen wird also spannend – und ist für Spindelegger & Co. noch längst nicht gewonnen.
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