Wie Politiker Wähler einkochen wollen

Wie Politiker Wähler einkochen wollen
Was die Parteichefs servieren sollten – und was den Bürgern nicht mundet.

Messer, Gabel, Herz“ – in diesem Puls4-Format versuchen männliche Singles, eine weibliche Solistin einzukochen; und umgekehrt. Gericht bringt Liebesg’schicht’.

Auch Wählerstimmen? Heute Abend ist nämlich Josef Bucher im TV am Herd zu Gange. Landhendl-Brust im Prosciutto-Mantel mit Früchten und Gemüse der Saison wird der BZÖ-Chef zubereiten. Es wird ihm nicht schwerfallen; Bucher entstammt dem Friesacher „Metznitztalerhof“. Eine Kochfibel hat er herausgegeben: „Buchers neue bürgerliche Küche“.

Er ist der erste Politiker, der in der neuen Puls4-Sendung „Rezept für Österreich“ in der Show-Küche hantiert. Zuerst wird gekocht, dann gustiert – und über Politik debattiert. Die eigene soll den Zusehern ja munden.

Jede Woche tischt ein Spitzenkandidat für die Nationalratswahl Ideen und Lieblingsspeis’ auf. Eva Glawischnig jene aus der Kindheit: Bio-Spinat mit Spiegelei und Bio-Bratkartoffeln – so, wie es sich für eine Grüne ziemt. Und weil man auch ein bisserl patriotisch sein muss: Kärntner Eisreindling. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat sich noch nicht festgelegt. Vielleicht serviert er ja „Forelle in Blau“. Auch der Menüplan von ÖVP-Frontmann Michael Spindelegger ist offen.

Faymann brutzelt nicht

Nur einer rührt und brutzelt nicht – SPÖ-Chef Werner Faymann. „Man muss nicht in einer anderen Disziplin so tun, als wäre man überall super. Köche sollen kochen, Kanzler sollen regieren“, sagte er dem KURIER.

Eine richtige Entscheidung? Oder müssen Politiker mittlerweile Schürzen tragen, um Botschaften an Bürger zu bringen? „Auch wenn es vordergründig flach wirkt, ist die Sendung eine innovative und geniale Idee“, urteilt der Werber Luigi Schober. Für die Politiker sei es „ein Klimmzug, um das, was sie erzählen wollen, spannender zu machen“. So kämen sie „auf Augenhöhe mit den Menschen“.

PR-Profi Wolfgang Rosam spricht ebenfalls von einem „lustigen Einfall, einem witzigen Zugang. Der politische Alltag ist eh so todernst“. Im Übrigen: „Die Politiker kochen uns sonst ja gerne ein. Jetzt können sie einmal etwas vorkochen. Da werden wir sehen, von wem es Eintopf gibt – und wer zu kreativen Rezepten fähig ist.“ Zudem seien Kochsendungen von den Leuten gern gesehen. Wobei die Gefahr bestehe, dass diese nur die Küchentauglichkeit interessiert – und sie abschalten, wenn es um die Polit-Rezepte geht.

Authentisch bleiben

Was, wenn Volksvertreter nicht braten und backen können? Sollen sie es trotzdem vor Kameras tun? „Wenn jemand nicht kochen kann, ist das ein Minuspunkt. Dann würde ich empfehlen, es bleiben zu lassen“, sagt Schober. Was rät Rosam Nicht-Köchen? „Ehrlich sein. Dann soll der Politiker halt eine Käseplatte machen. Das kann auch lustig sein.“ Das Wichtigste sei, authentisch zu bleiben. Generell. „Alles, was nicht echt ist, soll man lassen“, meint auch Schober. „Man muss sich treu bleiben.“

Wo ist die Grenze? Welche Auftritte sollten Politiker vermeiden? „Jörg Haider war Bungee-Jumpen. Das hat ihm nicht geschadet. Spindelegger und Faymann würde ich das nicht empfehlen“, sagt Rosam. Menschen merken, was aufgesetzt ist, wenn sich ein Politiker bloß inszeniert.

Doch was tut einer nicht alles für Aufmerksamkeit, ein vermeintlich gutes Bild, das vermitteln soll: Ich bin einer von euch – und für euch da. Ex-Kanzler Viktor Klima stiefelte bei Hochwasser mit gelben „Gummlern“ vor die Fotografen. Josef Pröll thronte als ÖVP-Landwirtschaftsminister mit Anzug auf einem Traktor auf dem Wiener Heldenplatz.

Peinlich kann eine Tanzeinlage sein, etwa der Cancan von Altkanzler Fred Sinowatz in den 1980ern mit der langbeinigen Blondine Marlène Charell. Rosam: „Man sollte sich nicht zum Kasperl machen.“ Das tat der damalige Kärntner FPK-Landeshauptmann Gerhard Dörfler im Fasching. Er nuckelte coram publico am Busen eines als Frau verkleideten Mannes. Möglicherweise war das nicht aufgesetzt – und er ist einfach so.

TV-Tipp: „Rezept für Österreich“, Puls4, Montag, 22.05 Uhr.

If you can’t stand the heat, get out of the kitchen“: Das ist ein Spruch, den man im politischen Geschäft oft zitiert. Hast du Angst, dir die Finger zu verbrennen, halt dich vom Herd fern.

Jetzt muss man als Politiker nicht nur metaphorisch, sondern auch buchstäblich in die Küche. In der neuen Puls4-Show „Rezept für Österreich“ sollen Spitzenpolitiker ihre Kochkünste unter Beweis stellen und danach beim Essen über ihre Ziele referieren (und dabei haben wir doch gelernt, bei Tisch sind die Themen Sex, Religion und Politik tabu!). Kommunikationsexperten finden das übrigens gar nicht schlecht, Politiker könnten sich so als lockere Kampel präsentieren und Humor beweisen (indem sie z. B. bei mangelnden gastronomischen Fähigkeiten Fischstäbchen oder Butterbrot servieren). Bundeskanzler Werner Faymann macht übrigens nicht mit, und das kann man gut verstehen. Schön wäre ja, würden uns die Politiker eines nie wieder auftischen – das Gericht, das viele angeblich besonders gut zubereiten können: Lügen.

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