Steiermark: Türkis läuft Blau knapp den Rang ab

VP-Landeschef Herrmann Schützenhöfer (re.) und SP-Vize Michael Schickhofer treten oft gemeinsam auf: Sie mahnen „steirischen Stil“ ein.
Ausreißer im Land der letzten schwarz-roten Koalition: FPÖ deutlich vor SPÖ, dafür wird Graz rot.

Auf die steirischen Wähler ist Verlass, zumindest, wenn es um ihre Wahlentscheidungen geht: Auch diesmal gingen die rund 770.000 Wahlberechtigten im Land teilweise gegen den Bundestrend.

Steiermark: Türkis läuft Blau knapp den Rang ab
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Laut vorläufigem Endergebnis (ohne Wahlkarten und Briefwähler, Anm.) liegt die türkise Volkspartei zwar auch in der Steiermark an erster Stelle. Damit hat sich das 2013 erstmals mehrheitlich blau eingefärbte Bundesland in Richtung des neuen Schwarz gewandelt. Aber: Hier kam die ÖVP auf 31,3 Prozent, das liegt in etwa im Bundesdurchschnitt. Allerdings und das ist ganz anders als im Bund knapp hinter der ÖVP und damit sicherer Zweiter scheint mit 31 Prozent der Wählerstimmen die FPÖ zu sein.

Rot legt zu, bleibt Dritter

Die SPÖ bei den Landtagswahlen 2015 noch knapp stimmenstärkste Fraktion hat in der Steiermark keine Chance, mit den Stimmen der Wahlkarten noch aufholen zu können, zu groß ist der Abstand. Sie landete mit 24,8 Prozent auf Platz drei. Immerhin konnte sie verglichen mit 2013 ihren Stimmenanteil aber leicht ausbauen (plus 0,8 Prozentpunkte). Österreichweit liegt dagegen Rot vor Blau auf dem zweiten Platz.

Steiermark: Türkis läuft Blau knapp den Rang ab
ABD0155_20160303 - GRAZ - ÖSTERREICH: Landesparteiobmann Mario Kunasek (FPÖ) am Donnerstag, 03. März 2016, anlässlich einer FPÖ-Kundgebung "Gemeinsam Flagge zeigen" in Graz. - FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU
Die FPÖ scheint also diesem vorläufigen Ergebnis zufolge in der Steiermark ihr bestes Wahlergebnis im Bundesland überhaupt erreicht zu haben. Der Abstand zur ÖVP ist zudem extrem klein.

Wohl mit ein Grund dafür, dass die Blauen dem Verlust vom offiziellen Rang eins nicht nachtrauern, im Gegenteil. Landesparteichef Mario Kunasek reibt sich schon die Hände in Hinblick auf die Landtagswahlen, die routinemäßig im Frühjahr 2020 stattfinden: "Das Ergebnis ist ein weiterer Meilenstein in Richtung Landeshauptmannsessel." Bei den Landtagswahlen 2015 wurde die FPÖ Dritte.

Der steirische Stil

Allerdings regiert in der Steiermark die letzte verbliebene schwarz-rote Koalition Österreichs. Und es ist eine, die sich betont freundschaftlich gibt: Kaum ein offizieller Anlass, an dem die beiden Parteichefs nicht gemeinsam auftreten. Der ruppige Wahlkampf ihrer Bundesparteien passte da so gar nicht in die nach außen getragene Harmonie, entsprechend fielen auch die ersten Bewertungen des Wahlergebnisses aus. Nach diesem "unappetitlichen Wahlkampf" müssten die Parteien nun einander die Hände reichen, mahnte ÖVP-Landeschef Hermann Schützenhöfer. Sein SPÖ-Pendant Michael Schickhofer erinnerte an den "steirischen Stil", mit dem nun weiter gearbeitet werden müsse.

Immerhin, es gab auch für die Sozialdemokratie Grund zur Freude an diesem Wahlsonntag. In Graz, wo die SPÖ bei den Gemeinderatswahlen im Februar nach einem miesen Ergebnis aus dem Stadtsenat flog, legte die SPÖ zu. Mit 27,6 Prozent der Stimmen färbte sich die Landeshauptstadt wieder rot (plus 8,5 Prozent), 2013 wurden die Grünen stimmenstärkste Fraktion.

Graz ist anders

Die ÖVP liegt in Graz mit 26,5 Prozent knapp hinter der SPÖ (plus 10,3 Prozent). Deutlich ist der Abstand zur FPÖ, die in Graz mit 21,1 Prozent nur Platz drei erreichte (plus 0,4 Prozent). Die Landeshauptstadt scheint aber ein gutes Pflaster für die NEOS und Peter Pilz gewesen: Mit 8,2 Prozent für Pink (plus 1,2 Prozent) und 7,1 Prozent für Pilz schnitten beide Kleinparteien in Graz deutlich besser ab als anderswo. Allerdings könnten die Briefwähler das Graz-Ergebnis noch drehen: Rot und Schwarz trennen nur knapp 2300 Stimmen.

Dafür bestätigt sich, dass die Wähler unterscheiden: Die bei Kommunalwahlen erfolgreiche KPÖ (zweitstärkste Fraktion im Gemeinderat) erreichte bei diesen Wahlen nur 2,6 Prozent. Und das obwohl die Klubobfrau im Landtag, Claudia Klimt-Weithaler, als bekannte steirische Spitzenkandidatin fungierte.

Apropos abgeschlagen. Die Grünen stehen in der Steiermark schlechter da als im bundesweiten Durchschnitt. Sie verloren 7,2 Prozentpunkte und erreichten nur noch magere 2,4 Prozent. Auf Graz allein bezogen schaut das grüne Ergebnis gleich noch eine Spur desaströser aus: 2013 erreichten die Grünen 20,4 Prozent, 2017 aber nur noch 5,8 Prozent.

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