Öffentlicher Verkehr: Wenn die Angst mitfährt

Dealer nutzen U-Bahn-Stationen, um illegale Rauschmittel abzusetzen.
Laut einer Erhebung steigt die Verunsicherung der Fahrgäste. Die Verantwortlichen reagieren und investieren in Sicherheitspersonal und Videoüberwachung.

Ein Großeinsatz der Polizei wegen eines herrenlosen Koffers in der U-Bahn-Station Michelbeuern. Zwei Jugendliche, die mit 105 Baggys Marihuana in der U6 vor Polizisten flüchten. Und eine angebliche Bombendrohung in einem Zug der U1. Das ist ein Auszug der Vorfälle in öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien, die in der vergangenen Woche bekannt wurden.

Fahrgäste reagieren auf diese Nachrichten oft mit Verunsicherung: "Ich vermeide es, in der Nacht U-Bahn zu fahren oder auch nur in die Nähe der Stationen zu gehen. Ich fühle mich einfach nicht sicher", sagt etwa Helga Kontner zum KURIER, als sie am Dienstagvormittag mit der U6 unterwegs ist.

Mit dieser Meinung ist die Wienerin nicht alleine. Laut einer Studie des IFES-Instituts (im Auftrag des Verkehrsministeriums), die im Herbst 2016 veröffentlicht wurde, sinkt das Sicherheitsgefühl. "Der öffentliche Raum wird zunehmend bedrohlich wahrgenommen", heißt es im Resümee der Erhebung. Während sich die Werte in Sachen Sicherheit im Straßenverkehr seit Jahren auf einem konstanten Level halten, fühlen sich die Befragten vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln zunehmend bedroht.

80 Beamte im Einsatz

Ein Umstand, der laut der Wiener Polizei vor allem auf Drogenkriminalität zurückzuführen ist. Dealer nutzen U-Bahn-Stationen, um illegale Rauschmittel abzusetzen. Außerdem halten sich im Umkreis einiger Stationen auch Süchtige auf – das Sicherheitsgefühl leidet.

Die Bereitschaftseinheit ist täglich mit mehr als 80 Beamten an den sogenannten Hotspots unterwegs. "Die Situation variiert je nach Jahreszeit und Kontrolldruck. In der wärmeren Jahreszeit gibt es mehr Probleme. Werden bestimmte Stationen häufig kontrolliert, verlagern sich die Einsätze meist in Seitengassen", sagt Polizei-Sprecher Harald Sörös.

Ob sich die Situation wegen der vielen Kontrollen verbessert hat, will die Polizei nicht kommentieren, aber: "Grundsätzlich muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass Suchtmittelkonsum ein soziales Problem ist, dessen Lösung nicht in die Zuständigkeit der Polizei fallen kann und auch nicht fallen darf. So lange es Konsumenten von Suchtmitteln gibt, wird es auch einen Markt und entsprechende Kriminalität geben. Die Polizei kann vorwiegend Symptome, nicht aber die Ursachen bekämpfen", sagt Sörös.

Neben der Polizei versuchen auch die verantwortlichen Unternehmen positiv auf das Sicherheitsgefühl einzuwirken: Die ÖBB haben die Zahl an Security-Mitarbeitern in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt. "Weitere Investitionen in Sicherheitspersonal sind geplant", sagt ÖBB-Sprecher Roman Hahslinger.

Wiener Linien

Auch bei den Wiener Linien betont man, dass Fahrgäste sicher unterwegs seien: "Mittlerweile haben wir 11.000 Kameras im Einsatz", beschreibt Sprecher Daniel Amann. "Es gibt Kameras in allen 104 U-Bahn-Stationen, in 85 Prozent der U-Bahn-Garnituren, in 80 Prozent der Straßenbahnen sowie in 70 Prozent der Busse." Auch Notsprechstellen gebe es in jeder Haltestelle und in jeder Garnitur – betätigt man diese, wird man mit der Leitstelle verbunden.

Zudem seien täglich 2000 Mitarbeiter im Netz der Verkehrsbetriebe anwesend: "Nämlich Fahrer, Kontrolleure und Stationswarte. Seit Anfang 2016 arbeiten zudem rund 20 externe Securitys für die Wiener Linien – zehn von ihnen sind tagtäglich im Streckennetz unterwegs", erklärt Amann. Auch künftig wolle man großen Wert auf die Sicherheit legen, daher stelle man laufend neues Personal ein: "Bis 2019 werden insgesamt 330 Mitarbeiter auf den Bahnsteigen und in den Garnituren unterwegs sein, die sich ausschließlich um die Sicherheit der Fahrgäste kümmern."

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