Griss vor TV-Duell mit Strache: "Ich unterschätze das nicht"

Heinz-Christian Strache und Irmgard Griss
Wie sich die Kandidatin für die Hofburg auf ihre erste Debatte mit dem FPÖ-Chef vorbereitet.

Heute, Mittwoch, stünde bereits der dritte Schlagabtausch zwischen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Neos-Spitzenkandidat Matthias Strolz an. Aus Sicht der Pinken Zeit für ein Intermezzo, damit keine Fadesse im TV-Studio aufkommt. Deswegen ziehen die Neos heute Abend ihren "Joker" und schicken Irmgard Griss in die ORF-Konfrontation (ORF 2, 20.15 Uhr) mit dem blauen Parteichef – eine TV-Premiere. "Ein guter Schachzug von den Neos. Das bringt sicher eine gute Quote. Denn Strache und Strolz hat man nun schon mehrfach erleben können. Irmgard Griss ist seit der Hofburg-Wahl eine Marke", so Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer.

Das Match klingt vielversprechend: Da die nüchterne, aber weltoffene Ex-Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, dort der impulsive FPÖ-Chef, der gerade in Asylfragen das Menschen- und Europarecht gerne strapaziert. Gerade in diesen Fragen will Griss den blauen Spitzenkandidaten in die Schranken weißen. "Da gibt es deutliche Unterschiede. Das wird spannend", meint auch Strolz.

Doch Irmgard Griss weiß, dass sie keine einfache Partie im ORF erwartet. Mit dem FPÖ-Chef sitzt ihr ein "stärkerer Gegner gegenüber", so Griss, als sie es von den TV-Konfrontationen bei der Hofburg-Wahl gewöhnt ist.

Selbstgespräche

"Ich unterschätze das nicht", sagt Griss zum KURIER. Auch Medien-Profi Gerald Gross attestiert Strache, dass er sein rhetorisches Repertoire für diesen Wahlkampf deutlich steigern konnte: "Früher gab es einen Strache, der impulsiv und kämpferisch auftrat. Jetzt kann er mehrere Rollen einnehmen. Mal impulsiv, dann wieder empathisch oder auch ironisch. Strache kann sich auf den Gegner besser einstellen als früher."

Wie bereitet sich die Ex-OGH-Chefin auf das heutige TV-Duell vor? Griss führt viele analysierende Selbstgespräche, wie sie über das Wahlprogramm der FPÖ denkt. "Straches Aussagen sind zugkräftig bei der Bevölkerung. Da muss man sich sehr genau überlegen, wie man seine Argumente entkräften kann, mit der Strache die Gesellschaft noch mehr spaltet", meint Griss. Denn man darf die Zuwanderer und Flüchtlinge nicht "für alle Fehler in der Republik verantwortlich machen".

Griss will bei der Debatte nicht an der Oberfläche bleiben. Vor allem bei Straches Leibthema Asyl und Migration will Griss in die Tiefe gehen. "Ich will aufzeigen, wie Straches Botschaften ankommen." Auch für die Top-Juristin ist illegale Migration nicht tolerierbar, aber "menschenrechtliche Standards müssen beachtet werden", so Griss.

Ins linke Eck stellen?

Medienprofi Gross vermutet, dass sich Strache bei seinem ersten TV-Duell mit Griss nicht auf die faktische Ebene einlassen wird. "Der FPÖ-Chef wird versuchen, Griss ins linke Eck zu stellen." Straches Botschaft wird sein, dass sich nur die "abgehobene Griss diese Art zu denken, leisten kann. Im Gegensatz zu seinen FPÖ-Wählern", prophezeit Gross.

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