Wahl 2017: Ein Blick hinter die Kulissen der Partei-Kampagnen

Kurz bei der Wahlfeier am 15. Oktober
Neu-Erscheinung. Welche Entscheidungen im Wahlkampf waren richtig, welche falsch? In einem neuen Sammelband geben Partei-Insider Antworten.

Als im Mai diesen Jahres klar war, dass Sebastian Kurz nicht nur die Volkspartei übernimmt, sondern auch bald einen Nationalratswahlkampf zu bestreiten hat, erreichten den damals 30-Jährigen und sein Team jede Menge guter Ratschläge.

Kurz wirke viel zu jung, meinten Wohlmeinende. Der ÖVP-Chef müsse dringend älter aussehen, sagten alt-eingesessene Partei-Sympathisanten und empfahlen, Kurz möge sich in der Kampagne doch bitte möglichst mit dunklen Braun- und Ockertönen umgeben und "Krawatte und wehende Fahnen" zeigen. – So und nur so werde aus dem jungen Außenminister ein staatstragender Kanzlerkandidat.

Die folgenden Wochen zeigten eines recht deutlich: Sebastian Kurz und seine Vertrauten ignorierten viele dieser Ratschläge geflissentlich.

Braun und Ocker? Nicht mit Kurz! Türkis war die neue Farbe, die man für richtig empfand – und wie gesagt: die Farbe war beileibe nicht der einzige gut gemeinte Ratschlag, den die ÖVP-Spitze ignorierte.

In dem neuen Sammelband "Wahl 2017" von Politik-Berater Thomas Hofer und Falter-Journalistin Barbara Toth erzählt Kurz-Intimus und Kampagnen-Experte Philipp Maderthaner von den Farb-Spielen und vielen anderen strategischen Entscheidungen, die man zu fällen hatte.

Wie schon bei vergangenen Nationalratswahlen haben Hofer und Toth Experten und Insider gebeten, die Wahlschlacht in Form von Essays und Analysen aufzuarbeiten.

Es sind zum Teil sehr persönliche, für Politik-Interessierte in jedem Fall lohnende Beiträge versammelt.

So erinnert sich etwa die frühere Pressesprecherin der Grünen, Karin Strobl, an jenen tränenreichen Mittwoch im Mai, an dem Parteichefin Eva Glawischnig ihren überraschenden Rücktritt erklärte, und mit dem die nicht enden wollende Talfahrt der Partei beginnen sollte.

Historiker Oliver Rathkolb unternimmt eine kleine Zeitreise und zeigt mit dem Blick zurück, dass der Nationalratswahlkampf 2017 in Sachen "Dirty Campaigning" beileibe nicht den historischen Höhepunkt markiert – schon immer gehörten harte Auseinandersetzungen zum politischen Wettbewerb.

Bemerkenswert ist der Beitrag von Stefan Sengl – insbesondere im Kontrast zu jenem von ÖVP-Berater Maderthaner. Sengl kehrte der später von der Silberstein-Affäre arg gebeutelten SPÖ-Kampagne nicht zuletzt ob seiner Differenzen mit Berater Tal Silberstein frühzeitig den Rücken. In seinem Text räumt Sengl mit einer ganzen Reihe an Missverständnissen auf, die seines Erachtens über die in der Politik tätigen Berater kursieren. Er wehrt sich dagegen, Berater zu Gurus zu stilisieren, die Wahlen alleine gewinnen oder den Kurs von Kampagnen dominieren können. Und wider die landläufige Meinung ist es laut Sengl auch nicht Aufgabe von Beratern, alle Wünsche ihrer Geldgeber zu erfüllen. "Zur professionellen Verantwortung eines Kommunikationsberater gehört, Aufträge abzulehnen, die ethisch unvertretbar sind", schreibt Sengl. Wo liegt die Grenze?

Für Sengl ist die Richtschnur sehr einfach: "Womit man nicht in der Zeitung stehen möchte, das sollte man nicht tun."

"Wahl 2017" ist zum Preis von 14,90 € direkt auf www.wahl-2017.eu zu bestellen.

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