"Ein deklarierter Antisemit" als Stadtchef?

Vorarlbergs FPÖ-Chef Dieter Egger weist Antisemitismus-Vorwürfe gegen seine Person zurück. Er will künftig Hohenems regieren.
Stichwahl: Schriftsteller Köhlmeier will FPÖ-Obmann als Bürgermeister in Hohenems verhindern.

Es ist ein satter Vorsprung, mit dem Vorarlbergs FPÖ-Chef Dieter Egger am 29. März in die Stichwahl um den Bürgermeistersessel von Hohenems geht. Mit 45,3 Prozent hat er am vergangenen Sonntag nur knapp die Direktwahl verpasst und ÖVP-Amtsinhaber Richard Amann (35 Prozent) klar hinter sich gelassen.

Doch der blaue Favorit sieht sich mit heftigem Gegenwind konfrontiert. "Ich möchte nicht, dass in dieser Stadt, die mir selber viel bedeutet und in der ich aufgewachsen bin, ein deklarierter Antisemit Bürgermeister wird", sagt der Vorarlberger Schriftsteller Michael Köhlmeier. Er ist prominenter Unterstützer der "Plattform gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus Vorarlberg", die eigens gegründet wurde, um Egger als Stadtchef von Hohenems zu verhindern. Auch die übrigen Parteien im Gemeinderat stellen sich gegen den FPÖ-Chef Vorarlbergs.

"Ein deklarierter Antisemit" als Stadtchef?
APA13540466-2 - 03072013 - KLAGENFURT - ÖSTERREICH: ZU APA 0646 KI - Autor Michael Köhlmeier am Mittwoch, 03. Juli 2013, während der Eröffnung und Auslosung der Lesereihefolge im Rahmen der "37. Tage der deutschsprachigen Literatur", in Klagenfurt. Von Donnerstag bis Samstag lesen 14 Autorinnen und Autoren vor Publikum und Jury im Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis. APA-FOTO: GERT EGGENBERGER
Es sind die mehr als fragwürdigen verbalen Ausritte Eggers, die für derart scharfen Protest sorgen. 2009 beleidigte er den Leiter des Jüdischen Museums in Hohenems, Hanno Loewy, als "Exil-Juden aus Amerika". Der Rauswurf aus der Landesregierung war die Folge. Eine im Landtagswahlkampf 2014 von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) mehrfach geforderte öffentliche Entschuldigung für den Sager blieb aus.

Vielmehr sorgte Egger im Jänner bei Bekanntgabe seiner Kandidatur für das Bürgermeisteramt in Hohenems erneut für Empörung. Da richtete er Loewy aus, "dass die Entscheidungen im Rathaus getroffen werden und nicht im Jüdischen Viertel".

Für Köhlmeier ist das "ein Spruch, wie er nach 1938 in Österreich gefallen ist". Der 65-Jährige sieht den Ruf seines Heimatortes gefährdet. "In Zeiten, wo man in Europa wieder jüdische Gemeinden mit Polizei schützen muss, ist das für das Image von Hohenems verheerend."

In der Stadt wurde 1617 die erste offizielle jüdische Gemeinde des heutigen Österreichs gegründet. Das sogenannte Jüdische Viertel macht einen Großteil des Ortskerns aus und beherbergt das Jüdische Museum. Für Michael Köhlmeier ist die Kandidatur Eggers "eine unsägliche Provokation".

"Unterstellungen"

Der FPÖ-Chef war am Donnerstag trotz mehrfacher Versuche nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Bereits am Mittwoch hatte Egger angesichts der neuerlichen Antisemitismus-Vorwürfe gemeint: Immer wenn die Argumente gegen ihn fehlten, "wird die Nazikeule ausgepackt". Diese Unterstellungen entbehrten aber jeglicher Grundlage.

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