Von Instagram-Poetry und Cancel Culture: Gefragte Wissenschaftsbotschafter
Jungen Menschen die Wissenschaft und ihre Proponenten näher bringen, um damit der in Österreich weit verbreiteten Skepsis entgegenzuwirken: Mit diesem Ziel ist Anfang 2023 von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) das Projekt "Wissenschaftsbotschafter" gestartet worden.
Dabei gehen Forschende an Schulen, um über sich und ihr Arbeitsfeld zu berichten. 309 derartige Besuche fanden im Vorjahr österreichweit statt, zog Polaschek am Donnerstag Bilanz.
Rund 450 Wissenschaftsbotschafterinnen und -botschafter – davon mehr als 200 Frauen – haben sich bis dato zur ehrenamtlichen Teilnahme an dem von der Agentur für Bildung und Internationalisierung (OeAD) koordinierten Projekt bereit erklärt, so Polaschek bei einem Hintergrundgespräch in Wien.
Dabei werden einerseits 160 thematische Workshops angeboten, etwa zu Migration, Alterungsforschung, Instagram-Poetry oder Cancel Culture. Andererseits können die Klassen auch nach konkretem Interesse frei gewählte Fragen – etwa zum Werdegang oder den Lebenserfahrungen der Wissenschafter – vorbereiten. Insgesamt wurden den Angaben zufolge 7.700 Kinder und Jugendliche erreicht.
Wien an der Spitze
Regional gibt es deutliche Unterschiede: So wurden in Wien 88 und in Niederösterreich 61 Schulbesuche registriert, in Vorarlberg waren es 3 und in Kärnten 7. Hier wolle man noch mehr ermuntern und habe in den Bildungsdirektionen eigene Ansprechpartner installiert.
Bildungsminister Polaschek zeigte sich mit der Entwicklung grundsätzlich zufrieden und verwies erneut auf Wissenschaft als Fundament von Gesellschaft und Demokratie. Dieses sei laut Studien aber durch Skepsis, die Bedrohung von Wissenschaftern und die bewusste Verbreitung von Fake News gefährdet.
Von der Initiative würden nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern auch die Lehrenden profitieren, ergänzte Stefan Wallner, Wissenschaftsbotschafter und Astrophysiker an der Universität Wien. Während Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation früher zwei getrennte Bereiche gewesen seien, gingen sie jetzt Hand in Hand. Den Wissenschaftern und Wissenschafterinnen werde durch die Besuche teils erst klar, welche Bedeutung das auch für den Beruf habe und welches Bild von ihnen vorherrsche.
Albert Einstein im weißen Mantel – diese Vorstellung sei an Schulen noch immer weit verbreitet, wenn beispielsweise von Astrophysikern gesprochen werde, sagte Ursula Magthuber von der Dr. Erwin Schmuttermeier-Schule in Hinterbrühl (NÖ), an der unter anderem Kinder mit erhöhtem Förderbedarf unterrichtet werden. Sie hatte bereits mehrfach Wissenschaftsbotschafter und -botschafterinnen zu Besuch und diese auf mögliche Situationen – etwa, dass ein Kind vielleicht den Raum spontan verlässt – vorbereitet. Eine Antwort sei gewesen: "Das ist an der Uni auch so."
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