Kurz’ erste Station auf der Bundesländertour war am Mittwoch das Kleinwalsertal. Man erreicht den Vorarlberger Ort nur über Deutschland. 150 bis 200 Personen aus der Bevölkerung gingen am Mittwochabend zum „Kanzlerschauen“ auf die Straße. Die geltenden Abstandsregeln waren schnell vergessen, und bald darauf machten Fotos und Videos von Kurz in einer fähnchenschwingenden
Menschenmenge die Runde.
Die Opposition tobt
Mehr hat es nicht gebraucht. „Gleiches Recht für alle“, tönte es allenthalben in Richtung Kanzler. „Wo bleibt die
Polizei mit den harten Strafen?“ fragten die Neos und kündigten Anzeigen an. Später ruderten die Pinken zurück: Sie wollten doch nicht Dutzende Kleinwalsertaler mit Strafen überziehen.
Aber die Kuh war aus dem Stall, die Aufregung nicht mehr einzufangen. In den sozialen Medien wurde geätzt – „The world in
Vorarlberg is too small für Babyelefanten“.
Die
FPÖ griff zum Holzhammer und warf dem Kanzler vor, Menschenleben zu gefährden. Die SPÖ monierte, für Kurz müssten die gleichen Regeln gelten wie für alle anderen Österreicher auch.
Und im Handumdrehen war der erste Ausflug des Kanzlers aufs Land zu einem veritablen PR-Pallawatsch geraten.
Schließlich rückte Andi Haid, der lokale Bürgermeister, aus, um die Sache gerade zu biegen. Immerhin war es das erste Mal seit 1973, dass sich ein Bundeskanzler in das entlegene Örtchen vorgewagt hatte. Normalerweise spielt dann die Musik und alles, was Beine hat, nimmt Aufstellung.
„Die Begeisterung der Bevölkerung war nicht parteipolitisch motiviert, die Leute wären bei jedem Kanzler dort gestanden“, sagt Haid (er ist von einer Bürgerliste).
Weit ruhiger ging es am Donnerstagabend in Tirol zu. Beim Besuch einer Corona-Screeningsstation in der Innsbrucker Olympiaworld mit Landeshauptmann Günther Platter und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck waren nur Journalisten zugelassen. Sie mussten sich in am Boden aufgeklebte Quadrate verfügen, damit der Abstand eingehalten werden konnte.
Nach seinem Besuch in Vorarlberg sei er froh, „dass hier alles möglichst geordnet abläuft“, meinte Kurz und versuchte die Aufregung noch einmal einzufangen und versicherte: „Niemand macht absichtlich etwas falsch.“
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