Voggenhuber und die Grünen: Eine „raffinierte Provokation“

Voggenhuber und die Grünen:  Eine „raffinierte Provokation“
Ex-Grüner dürfte Stimmen absaugen, aber selbst zu kämpfen haben. Konkurrenz ist vorerst entspannt.

„Uralte Dämonen werden wach“, sagt Johannes Voggenhuber, und es ist ihm ernst. Nach fast zehn Jahren Polit-Abstinenz will der von den Grünen geschasste Polit-Veteran zurück ins EU-Parlament. Denn dort, sagt er, marschieren gerade die Nationalisten auf, die Autoritären, die Zerstörer Europas.

In Österreich gebe es eine „Regierung des rechten Blocks“, die Opposition sei zu schwach. „Aufgefordert, gebeten, gedrängt“, habe man ihn, für die EU zu kandidieren. Das tue er jetzt. Nicht für die Liste Jetzt seines früheren Parteikollegen Peter Pilz, sondern mit der Initiative „1 Europa“. Die mit einer Viertelmillion Euro von der Liste Jetzt unterstützt wird.

Grüne lehnen Angebot ab

Bis jetzt ist es eine Ein-Mann-Initiative. Er, Voggenhuber, sucht Mitstreiter. Wer an seiner Seite Europa schützen will, möge sich melden. Eingeladen seien auch die Grünen – damit meint Voggenhuber aber keine Fusion mit seiner Ex-Partei, er nennt es eine „offene Kooperation“ und bietet ihnen Platz zwei auf seiner Liste an.

Dort sagt man höflich, aber bestimmt ab: Voggenhuber sei ein „spannender Mitbewerber“. Die Wähler wünschten sich aber „eindeutig eine starke grüne Kandidatur“, sagt die neue Vize-Bundessprecherin Nina Tomaselli.

Für OGM-Chef Wolfgang Bachmayer ist diese Einladung eine „raffinierte Provokation, Voggenhuber breitet die Arme aus, fischt aber im grünen Wählerteich“.

„Angst ist übertrieben“

Kann er ihnen gefährlich werden? Kann sich das Debakel der Nationalratswahl 2017 bei der EU-Wahl wiederholen? „Diese Angst halte ich für übertrieben“, sagt Bachmayer. Seine Einschätzung: „Eher schafft Voggenhuber es nicht, hineinzukommen, als dass die Grünen aus dem EU-Parlament fliegen.“

Die Hürde liegt bei vier Prozent, für zwei Mandate bräuchte man mehr als acht.

Bei der EU-Wahl 2014 erreichten die Grünen 14,5 Prozent und drei Mandate. „Dieser hohe Sockel wird sich eventuell halbieren, aber auch sieben bis acht Prozent wären ein starkes Signal, dass die Grünen bundespolitisch wieder in der Spur sind“, sagt Bachmayer.

Zudem dürfe man die Prominenz Voggenhubers nicht überbewerten. Ja, er ist ein EU-Veteran, war fast 15 Jahre lang in Brüssel und hat die Grüne Partei mitaufgebaut. „Aber er ist fast ein Jahrzehnt aus der Politik verschwunden“, sagt der Meinungsforscher. „Kaum ein Unter-30-Jähriger kennt ihn. Die Frage ist, ob er genug Zeit, Mittel und mediale Präsenz hat, sein Profil zu schärfen.“

Bei den Diskussionsrunden zur Wahl wird Voggenhuber – obwohl er nicht Spitzenkandidat einer Parlamentspartei ist – vertreten sein, die Einladungen hat er schon.

"Grüne Selbstzerfleischung"

Die Konkurrenz reagiert betont gelassen: ÖVP-Mann Othmar Karas freut sich „auf spannende und faire Debatten“, SPÖ-Delegationsleiterin Evelyn Regner lobt Voggenhuber als „ehrlichen Proeuropäer“.

FPÖ-Mann Harald Vilimsky spricht von einer „grünen Selbstzerfleischung“.

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