Erst am Donnerstag vergangener Woche war es wieder einmal so weit. Strache führte in einer illustren Runde im Gasthaus Reznicek im 9. Wiener Gemeindebezirk das große Wort. Der Wirt hat bei den Blauen eine lange Tradition als Ganslessen-Lokal.
Es ging, wie Augen- und Ohrenzeugen dem KURIER berichten, um Strache als das Opfer der übelsten Verschwörung und vor allem auch um die Pläne für sein großes Polit-Comeback. Mit dabei neben anderen: Der Unternehmer und Ex-GAK-Präsident Harald Fischl.
Zuletzt war Fischl als Mediator zwischen Strache und der FPÖ im Gespräch, woraus aber offensichtlich nichts wurde. Strache-Intimus Fischl saß seinerzeit für die FPÖ im Nationalrat und war später BZÖ-Finanzreferent. Zu relativ viel Geld gekommen ist Fischl seit Anfang der 1990er-Jahre mit dem Bau und Betrieb von Altersheimen. Zwischen 2006 und 2010 besaß Fischl auch die Restaurantkette "Wienerwald".
Eingeladen hatte den früheren FPÖ-Chef zu dieser Runde, die vor allem aus unvedächtigen Infrastrukutur-Experten bestand, Willi Berner, den man derzeit vor allem aus dem Buwog-Prozess als Belastungszeuge gegen Karl-Heinz Grasser kennt. Berner war zur Zeit der schwarz-blauen Regierung von Wolfgang Schüssel Kabinettschef im FPÖ-geführten Infrastrukturministerium. Ihm sagt man einen Zugang zu finanzstarken Investoren nach.
Ob Strache seine Tischgäste im Reznicek von seiner Strahlkraft überzeugen konnte, ist nicht überliefert. Im KURIER hat Fischl Ende Oktober erklärt, dass er Straches Bestrebungen nicht finanziell unterstützen werde: "Um Gottes willen, das mache ich sicher nicht. Wer sich heute freiwillig in diesen politischen Hass-Pott begibt, muss einen Vogel haben. Ich bin in einem Alter, wo man nicht mehr an eine solche Blödheit denkt."
Ob Fischl noch immer so denkt, war nicht in Erfahrung zu bringen. Strache selbst nimmt etwaige Rückschläge sportlich. Sieht er sich doch bereits mit einem Fuß im Wiener Gemeinderat, und zwar noch vor der Gemeinderatswahl im kommenden Herbst. Das kommt so: Bereits im Jänner könnte Strache in den Wiener Gemeinderat einziehen, indem er das Mandat von seinem Wiener Gefolgsmann, dem Gemeinderat Karl Baron übernimmt. Baron schließt nicht aus, dass er zugunsten von Strache sein Mandat zurücklegt.
In Summe habe er zehn der derzeitigen 34 Wiener FPÖ-Gemeinderäte bereits hinter sich, behauptete Strache in der Wirtshaus-Runde im Reznicek. Für den Klubstatus, verbunden mit einer finanziellen Basis-Ausstattung, reichen drei Abgeordnete.
Neben den Genannten spielt bei Straches Comeback-Versuch im Hintergrund auch Ex-Werber Gernot Rumpold mit. Inwieweit Straches Projekt von Erfolg gekrönt sein wird, lässt sich derzeit überhaupt nicht abschätzen. Ein Polit-Kenner sagt zum KURIER: "Die Frage ist, wie schwer ihm ein Partei-Ausschluss und ein etwaiges Verfahren in der Spesen-Affäre noch schaden. Straches Image ist schwer beschädigt. Er ist jedenfalls Lichtjahre von früheren Werten entfernt."
Zur Erinnerung: Bei der Wien-Wahl 2015 erreichte die FPÖ noch 31 Prozent, bei der Nationalratswahl im September 2019 schafften die Blauen in Wien immerhin noch 13 Prozent. Derzeit ist eine Liste Strache in Umfragen maximal einstellig.
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