Schulen sollen sich künftig weniger mit Verwaltung beschäftigen müssen

Schulen sollen sich künftig weniger mit Verwaltung beschäftigen müssen
Vereinbarung zwischen Bildungsministerium und Gewerkschaft sieht weniger Erhebungen, Rundschreiben und Erlässe sowie neue Servicestelle vor.

Weniger Verwaltungsaufgaben, um mehr Fokus auf die Pädagogik legen zu können - das fordern Lehrer und Lehrergewerkschaft schon seit Jahren. Während alle Bundesschulen (AHS, BMHS) zumindest stundenweise administrative Unterstützung bekommen, ist es bei den Pflichtschulen nur ein Bruchteil. Die Schulleitungen seien überlastet mit Verwaltung, die Zusatzaufgaben durch das Corona-Management (Stichwort Tests etc.) hätten die Situation aber auf die Spitze getrieben. Noch nie sei ein Schulbeginn so fordernd gewesen wie dieser, zeigte sich der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) zuletzt alarmiert.

Nun soll hier gegengesteuert werden. Bildungsministerium und Gewerkschaft haben sich auf eine Entlastung der Schulen von Verwaltung geeinigt.

Konkret müssen laut Bildungsressort die eigentlich für Jänner 2022 vorgesehenen Schulentwicklungspläne und das Qualitätshandbuch für Schulen erst ein Jahr später vorgelegt werden. Damit sollen im laufenden Schuljahr auch weniger Lehrerkonferenzen, Dienstbesprechungen mit den Bildungsdirektionen und Schulungsmaßnahmen anfallen. Außerdem werden Zusatzerhebungen reduziert, also die statistische Erhebung zu Deutschförderklassen und -kursen diesmal ersatzlos gestrichen und erst mit der standardmäßigen Schulstatistik Anfang 2022 durchgeführt. Rundschreiben und Erlässe sollen bis auf Weiteres nur noch montags an die Schulen geschickt werden, damit Bildungsdirektionen, Ministerium und Regionalleitungen sich besser abstimmen und Mehrfach-Informationen zum selben Thema verhindert werden.

In den Bildungsdirektionen sollen zudem im Fachstab spezielle Anlaufstellen eingerichtet werden, die vor allem bei rechtlichen Fragen (etwa Stornoregelungen bei Schulveranstaltungen) oder Querschnittsthemen (z.B. Zusammenarbeit mit Gesundheitsbehörden) weiterhelfen können. Außerdem verweist das Bildungsressort auf eine Beschäftigungsinitiative, um auch Pflichtschulen (v.a. Volks- und Mittelschulen) mit Sekretariatskräften auszustatten. 600 Vollzeitstellen sind hier bis Sommer 2023 angekündigt, um die Schulleitungen für ihre pädagogischen Aufgaben freizuspielen.

Die Regierung hatte schon im Sommer des Vorjahrs angekündigt, bis 2022 über ein Projekt für Langzeitarbeitslose und Wiedereinsteiger insgesamt 1.000 Sekretariatskräfte an die Schulen zu bringen. 500 Vollzeitstellen sollten laut Plan mit Herbst 2020 besetzt werden, weitere 500 mit Herbst 2021. Allerdings wurden von der ersten Tranche im vorigen Schuljahr nur 400 Stellen tatsächlich abgerufen. Für die zweite Tranche stehen nunmehr 600 Stellen zur Verfügung, außerdem wird die Laufzeit des Projekts laut Bildungsressort um ein Jahr bis Sommer 2023 verlängert. Kimberger appellierte in diesem Zusammenhang an die Länder und Gemeinden. Er habe den Eindruck, dass diese als Dienstgeber, die bei dem Projekt ein Drittel der Kosten übernehmen müssen, unverständlicherweise auf der Bremse stünden. "Diese Bremse muss sofort gelöst werden", fordert er.

Die Bekämpfung der Pandemie habe den Schulen viel Bürokratie und Verwaltungsarbeit zugemutet, in dieser Situation brauche es nicht noch zusätzliche bürokratische Anforderungen, wird Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) in einer Stellungnahme zitiert. "Die Schulleitungen müssen jetzt entlastet werden." Für Kimberger ist die Gewerkschaft ihrem Ziel nach spürbarer Entlastung "einen wesentlichen Schritt nähergekommen", damit Lehrer sich wieder auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können.

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