Lockl hat VdB Zug um Zug in die Hofburg geführt

Wahlkampfleiter Lockl (hinter VdB) schwärmt von seinem "tollen Team".
Wahlkampfleiter Lothar Lockl: Der passionierte Schachspieler hat maßgeblich zum Triumph beigetragen.

"Ich freue mich natürlich, bin sehr erleichtert und sehr stolz auf das ganze Team". So beschreibt Lothar Lockl Montagmittag dem KURIER seinen Gemütszustand. Aber so ganz, so sagt Van der Bellens Wahlkampfleiter, habe er den Sieg "noch immer nicht realisiert".

Vielleicht liegt es an der Übermüdung (Lockl: "Ich habe nur zwei Stunden geschlafen") oder auch daran, dass dieser Hofburg-Wahlkampf streckenweise den Eindruck erweckte, zu einer unendlichen Geschichte zu werden.

Wie auch immer. Für Lockl & Co hat sich die "Tour de Force" jedenfalls gelohnt. Der seit Montag 49-jährige Wiener hat gewiss einen beachtlichen Anteil am VdB-Sieg. Dass auch er nun in den Fokus gerät, ist ihm offensichtlich unangenehm. Er habe doch mit dem "besten Team" arbeiten dürfen, erklärt der Chef-Stratege – und setzt an, die Namen aller Mitarbeiter aufzuzählen.

Kampagnen-erprobt

Lockl war jedenfalls das Mastermind – und galt schon vor dem VdB-Triumph als ausgezeichneter Kampagnenmacher. Anno 1997 hat der einstige Global2000-Sprecher das Gentechnik-Volksbegehren mitinitiiert. Mit 1,2 Millionen Unterschriften war es das zweiterfolgreichste Volksbegehren in Österreich.

Seine kommunikative Stärke stellte Lockl auch als Sprecher von Van der Bellen in dessen Zeit als Grünen-Chef unter Beweis. Der Kommunikationswissenschaftler war maßgeblich für die Nationalratswahl-Kampagne 2006 mitverantwortlich, als die Grünen – hauchdünn vor der FPÖ – Platz drei erreichten.

Drei Jahre später, als Van der Bellen das Zepter bei den Grünen an Eva Glawischnig übergab, verließ auch Lockl das Parlament und gründete eine Beratungsfirma.

Vor einem Jahr, als sein früherer Chef beschloss, für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren, wurde Lockl Chef-Berater.

Der Violette warb für den Grünen

Was zeichnet ihn aus? Kollegen beschreiben den hageren Fußball-Fan ("Ich bin ein Violetter") als "äußerst stressresistenten Teamplayer". Wie sieht er sich selbst? "Leidenschaft, Begeisterung und Gelassenheit sind mein Mantra", sagt der Vater eines bald 12-jährigen Sohnes, der mit ORF-Moderatorin Claudia Reiterer verheiratet ist und in seiner Freizeit gerne Schach spielt. "Strategie und Taktik, also ein paar Schritte vorausdenken, sich in die gegnerische Position zu versetzen, mit Druck umgehen zu können, rasch Entscheidungen zu treffen – all das lernt man beim Schachspielen", schildert der ehemalige Wiener Jugendmeister, der einst sogar überlegt hat, Schachprofi zu werden.

Das sind die nächsten Züge

Was wird sein nächster Zug? Wird er mit seinem "König" in die Hofburg ziehen?

Dazu möchte Lockl nichts sagen. Hinter den Kulissen hört man, drei bis sechs Personen dürfte VdB mitnehmen. Bis zur Angelobung am 26. Jänner wird Lockl jedenfalls dabeibleiben. Zu tun gibt es genug. Im Hintergrund werden etwa erste Politiker-Gespräche vorbereitet. Wohin die erste Auslandsreise geht, ist noch offen.

First-Lady-Co steigt auf

Entschieden ist hingegen, dass der grüne Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner seinen Posten freimacht. Der ehemalige Caritas-Generalsekretär will den "politischen Bereich verlassen, definitiv". Als Nachfolger ist Robert Luschnik im Gespräch. Der Jurist aus Graz leitet derzeit den grünen Parlamentsklub – gemeinsam mit Doris Schmidauer, der künftigen First Lady.

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