Van der Bellen probt den Präsidenten

Alexander Van der Bellen, Ban Ki-moon und Sebastian Kurz.
Vor Amtsantritt trifft sich Fischers Nachfolger bereits mit internationalen und heimischen Kollegen.

Und plötzlich waren sie mittendrin, alle drei, in diesem quietschend-lachenden Pulk: Der Bundeskanzler, der Bundespräsident in spe und das Staatsoberhaupt außer Dienst.

Alexander Van der Bellen und Heinz Fischer hatten gerade Regierungschef Christian Kern getroffen, als da plötzlich diese Gruppe Volksschüler stand. Kinder und Betreuer konnten ihr Glück kaum fassen – wer schafft bei einer Führung im Kanzleramt schon den Jackpot mit drei Polit-Promis? Und weil den Kindern gerade danach war, sangen sie den Herren ein Ständchen.

Die spontane Gesangseinlage einer Volksschulklasse markierte den Abschluss eines inoffiziellen Besuches von Van der Bellen und Fischer bei Kern. Die drei hatten einander – wohl nicht ohne Hintergedanken – im Kreisky-Zimmer getroffen. Für die Sozialdemokraten war es die erste Gelegenheit, dem Wahlsieger persönlich zu gratulieren. Und es war einer dieser Termine, bei denen der frühere Uni-Professor sein durfte, wonach ihm seit Längerem – Vertraute sagen: seit den Koalitionsverhandlungen 2002 – der Sinn steht, nämlich: Dem regierenden Hausherren am Ballhausplatz auf Augenhöhe zu begegnen.

Gewählt, aber nicht angelobt

Offiziell will und kann Alexander Van der Bellen den Bundespräsidenten ja noch nicht geben. Formal gewählt, ist er längst nicht angelobt. Diesen "Staatsakt", sprich die gemeinsame Sitzung von National- und Bundesrat, gibt es erst am 26. Jänner. Und weil bis 22. Dezember zudem noch die Einspruchsfrist für die geschlagene Wahl läuft, und weil außerdem niemand besser weiß, was es heißt, wenn Einsprüchen später tatsächlich stattgegeben wird, gibt es für den vormaligen Grünen-Chef ganz gute Gründe, den Ball als angehendes Staatsoberhaupt flach zu halten.

Termine? Vor Weihnachten, sagen Vertraute, werde "Sascha" ausnehmend sparsam auftreten. "Wir haben im vergangenen Jahr Tausende Interviews gegeben. Da schadet es nicht, wenn man im Advent ein, zwei Gänge zurückschaltet", sagt ein Sprecher.

Informell aber, und das ist die gute Nachricht, kann und darf Van der Bellen sprechen mit wem auch immer er will.

So kam es auch, dass der 72-Jährige am Tag vor dem Feiertag noch auf einen weltweit prominenten Gleichaltrigen traf: Ban Ki Moon ist gerade auf Abschiedstournee als UNO-Chef, Österreich ist seine allerletzte Auslandsvisite.

Eingefädelt und -geladen von Außenminister Sebastian Kurz, plauderten der Kaunertaler und der Koreaner über die Präsidentschaftswahlen, die Flüchtlingsproblematik, – und ein, wie man sagen darf, ur-grünes Thema: das Welt-Klima-Abkommen von Paris.

Van der Bellen bewies ein sicheres Händchen beim Protokoll: Er erledigte einen Foto-Termin, produzierte staatstragende Aufnahmen mit dem UNO-Generalsekretär. Doch die offizielle Pressekonferenz danach, die überließ er dem Außenminister und dem scheidenden UNO-Chef.

Wie gesagt: Noch ist er nicht angelobt. Und von all den Debatten, die Alexander Van der Bellen als Staatsoberhaupt in spe sehr gerne führt: Die um eine allfällige Amtsanmaßung gehört wohl nicht dazu.

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