"Trump sei Dank": 25 US-Spitzenforscher wechseln nach Österreich

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Die Experten nehmen noch heuer ihre Arbeit auf. Aus welchen Bereichen sie kommen, wie lange sie bleiben könnten.

Ob Harvard, Princeton und das MIT (Massachusetts Institute of Technology): Die führenden US-Universitäten stehen nach Budgetkürzungen durch Präsident Donald Trump von rund 50 Milliarden US-Dollar gehörig unter Druck. Eine Situation, von der wiederum EU-Staaten profitieren wollen. 

Hierzulande stellt der Fonds Zukunft Österreich (FZÖ) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) beispielsweise zehn Millionen Euro für das Programm „APART-USA“ zur Verfügung. Ziel: über Stipendien 25 US-Spitzenforscher für Österreich gewinnen. Das sei auch gelungen, verkünden Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) und ÖAW-Präsident  Heinz Faßmann, ehemals Bildungsminister, via Aussendung.

PK BUNDESMINISTERIUM FÜR FRAUEN, WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG (BMFWF) "NATIONALEN AKTIONSPLAN GEGEN GEWALT AN FRAUEN": HOLZLEITNER

Eva-Maria Holzleitner

Aus welchen Bereichen kommen die Experten?

Noch heuer sollen Experten aus Bereichen wie Physik und Chemie, Computerwissenschaften oder Kulturwissenschaften ihre Forschung in Österreich aufnehmen – verteilt auf 14 Universitäten, von Wien bis nach Innsbruck. „Unter den Forschenden sind beispielsweise eine Neurowissenschaftlerin, die zu Alzheimer forscht oder ein Kommunikationswissenschaftler, der untersucht, wie sich digitale Medien auf Kinder und Jugendliche auswirken“, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium (BMFWF) auf KURIER-Nachfrage.

Sind darunter auch Prominente? Nein, die Ausschreibung hat sich an  Post Docs – also Wissenschaftler, die kürzlich promoviert haben – gerichtet. „Alle Forschenden sind jedoch exzellent in ihrem jeweiligen Fach, dies war ein zentrales Kriterium für die Nominierung und wurde von der ÖAW überprüft“, betont das Ministerium.

"Trump sei Dank für diesen Brain Gain"

Politische Eingriffe in die Forschung und autoritäre Strömungen  würden zunehmen, sagt Holzleitner: „Wir stellen uns entschieden dagegen: Akademische Freiheit ist ein hohes Gut und eine unverzichtbare Säule unserer Demokratie.“ Österreich positioniere sich mit dem Programm als „sicherer Hafen für Wissenschaft und Forschung“.

Faßmann betont, dass es gelungen sei, exzellente Persönlichkeiten nach Österreich zu holen: „Sie bringen neue Ideen, neue Perspektiven und internationale Netzwerke mit.“ Das sei ein Gewinn für die heimische Wissenschaft, der Forschungsstandort Österreich werde damit international sichtbarer: „Trump sei Dank für diesen Brain Gain.“

Das Programm soll Personen nach ihrem Doktorat eine Perspektive bieten, ihre Arbeit an einer österreichischen Einrichtung fortsetzen. Das Interesse sei beidseitig groß gewesen, heißt es.

Die 25 Stipendien laufen nun über jeweils 48 Monate – also vier Jahre. Sie sind mit je 500.000 Euro dotiert, die zu 75 Prozent der FZÖ und zu 25 Prozent die Forschungsstätten übernehmen, an denen die Stipendiaten angestellt sind. Ist auch ein längerer Aufenthalt möglich?

Dem stehe prinzipiell „nichts entgegen“, sollte der Forscher eine weitere Finanzierungsmöglichkeit finden oder ihm die Uni eine Weiterbeschäftigung anbieten, so das BMFWF.

"Trump sei Dank": 25 US-Spitzenforscher wechseln nach Österreich

Am Beispiel Harvard

Der Streit zwischen Trump und den US-Elite-Unis geht indes weiter. Jüngst wurde bekannt, dass Bildungsministerin Linda McMahon die Privatuni Harvard in Cambridge, Massachusetts, einer „verstärkten Finanzkontrolle“ unterstellen will.

Die US-Regierung hat Harvard Forschungsförderungen in Höhe von zwei Milliarden Dollar gekürzt. Seitdem tobt ein Rechtsstreit. Im September befand eine Bundesrichterin in Boston, die Mittel müssten wieder fließen. Auch mit  Versuchen, internationale Studenten von der Universität auszuschließen, scheiterte die Trump-Regierung bisher vor Gericht.

An der prestigeträchtigen Johns Hopkins University in Baltimore geforscht hat Biotechnologe Wali Malik. Dem KURIER erklärte er Ende August, warum er seine Arbeit an KI-Rotobern in den nächsten fünf Jahren im dritten Wiener Bezirk fortsetzt: „Die neue Administration unter Donald Trump hat es geschafft, dass Wissenschaft delegitimiert wird. Plötzlich heißt es etwa: mRNA-Forschung ist gefährlich – und ganze Forschungsfelder werden gestrichen.“ Die Wissenschaft sei politisiert worden, jede Meinung werde mittlerweile gleichwertig behandelt.

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