Neos können wieder hoffen, mitregieren bleibt Illusion

APA14471506-2 - 05092013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 0204 II - Unternehmer und Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner am Donnerstag, 05. September 2013, während einer Pressekonferenz der Partei NEOS in Wien. APA-FOTO: HANS PUNZ
18 Prozent sagen, die Neos schaffen den Parlamentseinzug dank ihrem neuen Zugpferd Haselsteiner.

Die Neos, Parteifarbe Pink, haben seit Donnerstag de facto einen neuen Frontman: Ex-Strabag-Boss Hans Peter Haselsteiner (69), der bereits in den 90er-Jahren für das LIF im Parlament saß. Er will die Neos zu einer Regierungsbeteiligung führen und selbst Minister werden.

Eine aktuelle KURIER-Umfrage, durchgeführt von OGM-Chef Wolfgang Bachmayer, zeigt: Ja, es gibt ihn, den Haselsteiner-Effekt. „Bemerkenswerte 18 Prozent“, so Bachmayer, sagen, durch Haselsteiner schaffen die Neos den Einzug ins Parlament. Also die Voraussetzung für die Aufnahme von allfälligen Koalitionsgesprächen als Juniorpartner von SPÖ und ÖVP – so wie das der Industrielle anstrebt.

Am ehesten dürfte er dabei der ÖVP, den Grünen und Stronach Wähler abspenstig machen, glaubt Bachmayer anhand seiner Umfragedaten.

BZÖ "weit abgeschlagen"

Das BZÖ sei zu weit abgeschlagen, um hier einen Verdrängungswettbewerb seriös bewerten zu können. Auch insgesamt sei der Meinungsbildungsprozess zu den Neos noch nicht abgeschlossen, gibt der Meinungsforscher zu bedenken. Haselsteiners Auftritt sei einfach noch zu frisch. Bachmayer: „So ein Sickerprozess dauert eine Woche.“

Interessant: Trotz einer recht positiven Grundhaltung zu Haselsteiner und den Neos – für 11 Prozent der ÖVP-Wähler sind die Neos jetzt „wählbarer“ geworden und für 14 Prozent der Grün-Wähler – geht die klare Mehrheit davon aus, dass sich der frühere Bau-Manager die Latte zu hoch gelegt hat.

88 Prozent sagen, dass er weder in eine Regierung kommt, noch Minister wird. Nur drei Prozent trauen ihm beides zu.

Neos können wieder hoffen, mitregieren bleibt Illusion

Mit 69 Jahre verabschiedete sich Hans Peter Haselsteiner in die berufliche Pension, um einen politischen Neuanfang zu wagen: Im Juni legte er sein Mandat als Chef der Strabag zurück, übergab das Geschäft an Nachfolger Thomas Birtel.

Seit 1972 war er in der Bauwirtschaft tätig, und das als einer der erfolgreichsten Unternehmer, die Österreich vorzuweisen hat. Seit 2006 war er Vorstandsvorsitzender des Baukonzerns; 2008 gründete er zudem die RAIL Holding AG, die mit der Westbahn den ÖBB Konkurrenz macht.

Nun kehrt er wieder zurück in den politischen Ring – dort war er bereits von 1994 bis 1998 aktiv, als Nationalratsabgeordneter für das Liberale Forum unter Heide Schmidt. Auch damals trat er bereits als Parteifinancier in Erscheinung. 2008 versuchte das LiF erfolglos, wieder in den Nationalrat einzuziehen; damit endete auch Haselsteiners aktive politische Karriere.

Im Hintergrund arbeitete er dennoch weiter mit Schmidt und den Liberalen zusammen: Er unterstützte das von der Politikerin gegründete Institut für eine offene Gesellschaft, eine parteiunabhängige Stiftung, wirtschaftlich.

Auch sozial engagiert sich der 69-Jährige; vor allem im Kampf gegen Obdachlosigkeit. In Wien etwa hat er den Bau von Wohngemeinschaften des VinziRats-Corti-Hauses unterstützt, auch Sozialzentren in Moldawien wurden über seine Privatstiftung mitfinanziert. Auch Ute Bock ließ er seine Hilfe angedeihen: Er rettet das Flüchtlings-Projekt 2008 mit einer Großspende vor dem Konkurs.

Wegbereiter beschreiben ihn deshalb auch als einen Menschen "mit sozialem Anspruch und Fingerspitzengefühl“ – diese Worte stammen etwa von Ex-Kanzler und Strabag-Aufsichtsratschef Alfred Gusenbauer. Er würdigte Haselsteiner bei dessen Abschied auch als "eine der prägendsten Persönlichkeiten der Zweiten Republik".

Als "Mann der Tat" sowie "charismatische, humorvolle, geradlinige und entscheidungsfreudige Persönlichkeit" beschreibt ihn der Obmann der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, Erwin Hameseder. "Ein Mensch mit Handschlagqualität, ein Visionär, ein Weichensteller."

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