Haselsteiner wird Minister-Kandidat für die NEOS

APA12539660-2 - 30042013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 0044 WI - Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner (l.) und der stellvertretende Vorstandschef Thomas Birtel am Dienstag, 30. April 2013, während einer Pressekonferenz zum Thema "Jahresergebnis 2012" in Wien. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
Strabag-Großaktionär Haselsteiner will die Neos in die Regierung führen, Minister werden – aber nicht mit Stronach verglichen werden.

Comeback statt Pensionsschock: Erst im Juni gab Hans Peter Haselsteiner den Vorstandsvorsitz bei der Strabag ab, immerhin eines der größten Bauunternehmen Europas. Und ab jetzt ist der Liberale, er saß von November 1994 bis Mai 1998 für das LIF im Parlament, mit lauter Stimme zurück auf der politischen Bühne.

Haselsteiner wird Minister-Kandidat für die NEOS

Bisher spendete Haselsteiner bloß viel Geld: 450.000 Euro für die Wahlplattform Neos, die sich mit dem neuen LIF verbündet hat. Jetzt will er für die Pinken den Intensivwahlkampf eines Spitzenkandidaten bestreiten; im Fall des Falles Koalitionsverhandlungen führen und ein Ministeramt herausholen: Wirtschaft, Finanzen oder auch Soziales.

Wille zur Macht

Hans Peter Haselsteiner, dessen 30 Prozent Strabag-Anteil um die 700 Millionen Euro schwer ist, weiß was er will. Und was er nicht will. Zum Beispiel, dass man ihn mit Frank Stronach vergleicht. Dabei gebe es durchaus Parallelen: Zwei in die Jahre gekommene, sehr wohlhabende, weil sehr erfolgreiche Unternehmer, greifen aus Frust über den rot-schwarzen Stillstand ins politische Geschehen ein.

Die Unterschiede liegen ebenso auf der Hand: Während für die Neos die Vier-Prozent-Hürde, um den Einzug ins Parlament zu schaffen, keineswegs fix genommen ist, konnte Stronach – so nicht noch ein paar abstruse Todesstrafen-Vorschläge kommen, bisher auf ein Ergebnis von bis zu zehn Prozent hoffen. Außerdem, so Leider-Nein-Milliardär Haselsteiner: „Mit einer zusammengekauften Söldnertruppe gewinnt man keine Schlacht. Schon gar nicht, wenn man den Kommandanten nicht versteht.“

Doch auch mit Neos-Spitzenkandidat Matthias Strolz dürfte es noch Abklärungsbedarf geben: Strolz wollte bisher vor allem Bildungsminister werden – Haselsteiner will Wirtschaft/Finanzen für sich. Strolz ist ganz klar gegen neue Steuern, Haselsteiner ist ein Fan der Millionärssteuer, wenn auch die Steuerquote insgesamt nicht steigen dürfe. Und auch was mögliche Koalitionsvarianten angeht, gibt es Differenzen: Strolz gefällt Schwarz-Grün-Pink am besten, Haselsteiner präferiert Rot-Schwarz-Pink.

Der Ex-Manager: „Dieser Regierung muss die Mehrheit genommen werden, sonst machen sie wieder fünf Jahre nichts.“ Die Grünen seien aber zu einer Verbots- und Gebotspartei verkommen, das könne er als Liberaler nicht unterstützen. Die dringlichsten Reformbereiche seien: Bildung, Pensionen, Verwaltung. Am besten sei dafür eine „stabile Mehrheit“. Haselsteiner meint damit die große Koalition „plus ein neues Element“. Und dieses neue Element will er selbst sein.kurier.at/wahl2013Hans Peter Haselsteiner im Porträt

Mit 69 Jahre verabschiedete sich Hans Peter Haselsteiner in die berufliche Pension, um einen politischen Neuanfang zu wagen: Im Juni legte er sein Mandat als Chef der Strabag zurück, übergab das Geschäft an Nachfolger Thomas Birtel.

Seit 1972 war er in der Bauwirtschaft tätig, und das als einer der erfolgreichsten Unternehmer, die Österreich vorzuweisen hat. Seit 2006 war er Vorstandsvorsitzender des Baukonzerns; 2008 gründete er zudem die RAIL Holding AG, die mit der Westbahn den ÖBB Konkurrenz macht.

Nun kehrt er wieder zurück in den politischen Ring – dort war er bereits von 1994 bis 1998 aktiv, als Nationalratsabgeordneter für das Liberale Forum unter Heide Schmidt. Auch damals trat er bereits als Parteifinancier in Erscheinung. 2008 versuchte das LiF erfolglos, wieder in den Nationalrat einzuziehen; damit endete auch Haselsteiners aktive politische Karriere.

Im Hintergrund arbeitete er dennoch weiter mit Schmidt und den Liberalen zusammen: Er unterstützte das von der Politikerin gegründete Institut für eine offene Gesellschaft, eine parteiunabhängige Stiftung, wirtschaftlich.

Auch sozial engagiert sich der 69-Jährige; vor allem im Kampf gegen Obdachlosigkeit. In Wien etwa hat er den Bau von Wohngemeinschaften des VinziRats-Corti-Hauses unterstützt, auch Sozialzentren in Moldawien wurden über seine Privatstiftung mitfinanziert. Auch Ute Bock ließ er seine Hilfe angedeihen: Er rettet das Flüchtlings-Projekt 2008 mit einer Großspende vor dem Konkurs.

Wegbereiter beschreiben ihn deshalb auch als einen Menschen "mit sozialem Anspruch und Fingerspitzengefühl“ – diese Worte stammen etwa von Ex-Kanzler und Strabag-Aufsichtsratschef Alfred Gusenbauer. Er würdigte Haselsteiner bei dessen Abschied auch als "eine der prägendsten Persönlichkeiten der Zweiten Republik".

Als "Mann der Tat" sowie "charismatische, humorvolle, geradlinige und entscheidungsfreudige Persönlichkeit" beschreibt ihn der Obmann der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, Erwin Hameseder. "Ein Mensch mit Handschlagqualität, ein Visionär, ein Weichensteller."

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