Königsberger-Ludwig: "Haben in der Pandemie Vertrauen der Menschen verloren"

Gesundheitsstaatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) über ihre Vorhaben.
KURIER: Alle Parteien haben im Wahlkampf die Bedeutung des Themas Gesundheit betont. Nun gibt es dafür lediglich ein Staatssekretariat. Wie erklären Sie diesen Widerspruch?
Ulrike Königsberger-Ludwig: Ich sehe es als Aufwertung, dass es in dem sehr großen Ministerium ein zusätzliches Staatssekretariat gibt, das sich speziell um das Thema Gesundheit annehmen kann.
Im Regierungsprogramm fällt das Kapitel Gesundheit sehr knapp aus. Warum?
Das ist dem Umstand geschuldet, dass es im Gesundheitssystem sehr viele Akteure gibt, mit denen man gemeinsam Ziele erarbeiten muss. Anderseits haben wir im Programm auch konkrete Offensivmaßnahmen vereinbart. Etwa 10 Mio. Euro pro Jahr für Frauengesundheit, 25 Mio. Euro mehr für Psychotherapien für Kinder oder 50 Mio. für Gesundheitszentren.
Die SPÖ hat einen Anspruch auf einen Arzttermin binnen 14 Tagen gefordert. Warum haben Sie darauf im Programm verzichtet?
Wenn drei Parteien verhandeln, sind Kompromisse nötig. Wir haben uns darauf geeinigt, die konkrete Zahl der Tage nicht hineinzuschreiben. Die Verkürzung der Wartezeiten haben wir natürlich im Regierungsprogramm verankert. Dafür benötigen wir genügend Ärzte im öffentlichen Gesundheitssystem. Einerseits müssen wir natürlich genügend ausbilden. Andererseits müssen die Rahmenbedingungen so sein, dass man als Arzt gern im öffentlichen System arbeitet. Zum Beispiel in Gesundheitszentren, in denen junge Ärzte im Verbund arbeiten können. Etwa durch die Möglichkeit, zum Beispiel in Primärversorgungseinheiten im Verbund zu arbeiten.
Viele Patienten gehen zum Facharzt, obwohl sie auch beim Hausarzt versorgt werden könnten. Wie wollen Sie das ändern?
Wir wollen verstärkt mit der digitalen Hotline 1450 arbeiten. Dort sollen gut ausgebildete Ärzte sitzen, die die Menschen durch das System leiten. Weiters könnte man wieder mit Überweisungen arbeiten.
Wichtig ist auch Prävention. Was haben Sie hier vor?
Wenn es gelingt, dass Ärzte wieder mehr Zeit für das Gespräch mit den Patienten haben, wäre das schon ein Schritt in Richtung mehr Prävention. Weiters müssen wir etwa bei Brust- und Darmkrebsvorsorge besser werden.
Ex-Gesundheitsminister Johannes Rauch wollte erfolglos Impfen in den Apotheken durchsetzen. Machen Sie einen neuen Anlauf?
Es ist nicht im Regierungsprogramm verankert, aber man sollte die Gespräche nicht einschlafen lassen. Weil Impfungen sind eine zentrale Präventionsmaßnahme. Umso wichtiger sind niederschwellige Angebote.
Die Impfskepsis ist auch Folge der Pandemie. Wie gehen Sie damit um?
Ich war immer der Überzeugung, dass man kommunizieren muss, damit die Menschen mitgehen. Das ist im Laufe der Pandemie verloren gegangen. Dazu gab es viele Fake News. Hier ist sehr viel Aufklärungsarbeit nötig. Etwa über den Nutzen von Impfungen.
Ein Problem war auch das Wirrwarr an unterschiedlichen Regeln.
Die Maßnahmen waren nicht immer ganz nachvollziehbar. Es ist wichtig, dass Regeln nachvollziehbar und logisch sind.
Werdegang
Ulrike Königsberger-Ludwig wurde 1965 in Linz geboren. Nach der Matura war sie unter anderem für IBM und Kone-Sowitsch tätig
Politik
2002 zog die damalige Amstettner SPÖ-Stadträtin in den Nationalrat ein, 2018 wurde sie Gesundheitslandesrätin in NÖ. Für dieses Thema ist sie nun auch als Staatssekretärin im Sozialressort zuständig
Corona hat gezeigt, dass eine Reform des Epidemiegesetzes nötig ist. Rauch ist am Widerstand der ÖVP gescheitert. Ist damit die Reform Geschichte?
Nein. Wir werden das Epidemiegesetz neu aufsetzen. Wir haben gesehen, dass wir in der Pandemie beispielsweise enorme Probleme beim Datenaustausch hatten. Die Folge war, dass immer wieder widersprüchliche Zahlen vorlagen. Was auch dazu geführt hat, dass die Menschen das Vertrauen verloren haben. Wir werden intensive Gespräche führen. Schließlich handelt es sich um eine gesundheitspolitische Notwendigkeit.
Die ÖGK erwartet heuer ein Defizit von 900 Mio. Euro. Wie sehr sind Sie besorgt?
Das ist eine Herausforderung, keine Frage. Es ist sehr schade dass die von Türkis-Blau versprochene Patientenmilliarde im Rahmen der Kassenfusion nicht nur nicht da ist, sondern dass der gegenteilige Effekt eingetreten ist – sie fehlt.
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