Beziehung zwischen Vatikan und Ukraine verschlechtert: Hickhack um die "weiße Fahne“

Im Mai vergangenen Jahres besuchte Selenskij den Heiligen Vater
Immer wieder stolpert der Heilige Vater über unglückliche Aussagen in Bezug auf den russischen Angriffskrieg.

Die Beziehung zwischen dem Vatikan und der Ukraine haben sich seit dem russischen Angriff zunehmend verschlechtert. Immer wieder verursachen Aussagen von Papst Franziskus Unstimmigkeiten. Der letzte Vorfall ist nur ein paar Tage her. Es geht dabei um ein Interview mit dem Schweizer Rundfunk.

In diesem fragte ein Journalist den Heiligen Vater: „Was die Ukraine betrifft, gibt es die einen, die meinen, man müsste den Mut haben, die weiße Fahne zu heben, während andere meinen, dass dies den Stärkeren legitimieren würde. Was denken Sie?“ – „Das ist eine Interpretationssache“, antwortete Franziskus. „Persönlich denke ich, dass der Starke derjenige ist, der die Lage erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut hat, die weiße Fahne zu hissen, zu verhandeln. Wenn man sich bewusst ist, besiegt zu sein, dass es nicht so läuft, wie es sollte, muss man den Mut haben, zu verhandeln.“

Außenminister Dmytro Kuleba antwortete am Sonntag in einem Posting: „Unsere Fahne ist gelb und blau. Das ist die Fahne, für die wir leben, für die wir sterben und für die wir siegen.“

„Aufgaben des Papstes“

Es gehöre zu den Aufgaben des Papstes, sich für Verhandlungen einzusetzen und nicht für Kriegsführung, entgegnete der Vatikan. In der Ukraine ist man allerdings der Ansicht, Papst Franziskus habe von Anfang an eine zwielichtige Haltung eingenommen. Er habe nie wirklich eindeutig und unmissverständlich den russischen Angriff verurteilt, stattdessen den Kontakt zum Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill I. gesucht.

Der Papst versuchte kurz darauf in einem weiteren Interview, ein paar Sachen richtigzustellen, verursachte dabei aber einen neuen diplomatischen Zwischenfall. Um noch einmal die Haltung der Kirche hervorzuheben, erklärte er: „Gleich am ersten Kriegstag habe ich Präsident Wolodimir Selenskij angerufen, Putin aber nicht. Erst nach zwanzig Tagen habe ich Kardinal Parolin gebeten, Putin die Nachricht zukommen zu lassen, dass ich bereit wäre, nach Moskau zu fahren.“

Ein paar Fragen weiter versucht der Papst die Gründe des russischen Angriffs zu hinterfragen, und sagt, auf die Osterweiterung der NATO hinweisend, dass es „das Bellen der NATO“ gewesen sein könnte, das Putin veranlasst habe, anzugreifen. Eine Darstellung, die für Unverständnis und Irritation nicht nur in der Ukraine sorgt. „Kapitulation ist kein Frieden“, sagte etwa NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

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