Überfrachtet, schmierig und oft brotlos: Der Bachelor wird 20

Überfrachtet, schmierig und oft brotlos: Der Bachelor wird 20
Reform mit Tücken: Statt Magister erst Bachelor dann auch noch Master: Das hat die Mobilität aber auch die Zores der Studenten erhöht.

Der Bachelor. Für viele nur ein TV-Reality-Show-Format, bei dem junge Menschen mit Rosen beschenkt werden.Tatsächlich geht es um einen akademischen Grad, der vor 20 Jahren von den Europäern ersonnen wurde und mittlerweile Studenten an Unis in 48 Staaten, von Reykjavík bis Vladivostok und von Svalbard (Spitzbergen) bis Französisch Guyana, verliehen wird.

Diese Woche zelebrierten die Europäer das 20-jährige Jubiläum der Paris-Deklaration an der Sorbonne. Die damalige Erklärung, Europas Hochschulraum aufeinander abzustimmen, Abschlüsse vergleichbar und die Mobilität der Studenten einfacher zu machen, wurde ein Jahr später als Bologna-Prozess von den EU-Staaten verabschiedet. Damit wurde auch in Österreich das Ende für den Magister und Doktor besiegelt, das zweistufige System wurde durch die dreistufige „Bologna-Architektur“ mit dem Bachelor (mindestens drei Jahre Studienzeit), dem Master (weitere zwei Jahre) und dem PhD (Doktorat, noch einmal mindestens drei Jahre) ersetzt.

Drei statt vier Jahre

Problemlos ist diese Umstellung bis heute nicht: Vor allem die Studenten beklagen, dass die Bachelor-Studien überfrachtet sind – aus dem einfachen Umstand, dass bei der Umstellung der Stoff der vierjährigen Magister-Lehrpläne in den dreijährigen Bachelor gestopft wurde, da jeder Fachprofessor sein Gebiet als essenziell angesehen hat, ohne das die Minimalanforderungen nicht mehr gegeben wären. Was zur Folge hat, dass heute nur 24 Prozent in der Mindest zeit fertig werden.

Dann das Image-Problem: Mit dem Bachelor wird allerorts vor allem die schmierige TV-Sendung und weniger ein akademischer Grad in Verbindung gebracht. Der Bachelor ist in weiten Teilen der Bevölkerung unbekannt und daher nichts wert, müssen sich die Jungakademiker anhören.

Dabei stimmt das nicht – tatsächlich ist der Bachelor nur weniger wert als der alte Magister: Ob im Bundesdienst, in der Wirtschaft oder der Industrie werden Bachelor-Absolventen nämlich gerne genommen, weil, überspitzt formuliert, die Betriebe Akademiker bekommen, sie aber nicht wie Akademiker bezahlen. Laut Statistik-Amt durchschnittlich rund 400 bis 500 Euro weniger.

Und auch manche Fachsparten melden Bedenken an: „Es gibt in Apotheken kein Berufsbild für Bachelorabsolventen“, sagt Raimund Podroschko, Vizepräsident der Apothekerkammer. Die Pharmazeuten waren die bisher letzten, die auf Bologna umgestellt haben. Noch gar nicht umgestellt, und auch keine Absicht, das zu tun, haben Juristen, Theologen, einige Kunststudien und die Humanmediziner. Die mangelnde Akzeptanz des Bachelor am Arbeitsmarkt wird in einer großen EU-Vergleichsstudie auch als Grund gesehen, warum überdurchschnittlich viele Studenten in Österreich (33 Prozent) gleich ein Master-Studium anhängen.

„Verbesserungspotenzial“ sieht auch Bildungsminister Heinz Faßmann. Generell sieht der ehemalige Vizerektor der Uni Wien die Umstellung aber positiv. Er will weiter denken – in Richtung neuer Uni-Netzwerke, die Europas Hochschulen international attraktiver und wettbewerbsfähiger machen.

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